Ali Özbas gibt derzeit die einzige zweisprachige Zeitung in Graz heraus. Unter dem Titel „Yeni Hayat“ – zu Deutsch „Neues Leben“ – erscheint nun schon seit eineinhalb Jahren ein Medium, das sowohl Artikel in türkischer, als auch in deutscher Sprache liefert.
Von Maria Wild
Der Verein JUKUS, der sich besonders um jugendliche Migranten bemüht, setzte die Idee, eine zweisprachige Zeitung herauszugeben, bereits im Jahr 2003 erstmals um. Allerdings stellte man die Produktion der damaligen Gratiszeitung nach nur wenigen Ausgaben wieder ein. Vor fast zwei Jahren haben Chefredakteur Ali Özbas und sein Team das Konzept überarbeitet und starteten einen zweiten Versuch. „Yeni Hayat“ erscheint nun monatlich, kostet zwei Euro und besteht aus 32 Seiten. Auf acht dieser Seiten werden deutschsprachige Artikel veröffentlicht.
Özbas gibt an, dass im Durchschnitt 500 bis 600 Exemplare pro Ausgabe verkauft werden. Die Verkaufszahlen würden aber von Monat zu Monat steigen, so der Chefredakteur. Er betont, dass mit der Herausgabe von „Yeni Hayat“ ein ständiger Lernprozess in Gang gesetzt wurde und jede Ausgabe eine neue Herausforderung bedeute.
Die Oktoberausgabe von „Yeni Hayat“
Auf die Leute zugehen
„Yeni Hayat“ spricht sowohl deutsch- als auch türkischsprachige Leser an. Neben einigen Abonnenten, die die Zeitung regelmäßig erhalten, wird die Zeitung zum Großteil auf Veranstaltungen verkauft. Außerdem kann man das Medium direkt beim Verein JUKUS erwerben. Um die Leserschaft zu vergrößern, müsse man aktiv auf die Leute zugehen, meint Özbas.
„Wir alle, Migranten und Österreicher, im selben Land, wir spüren alles, erleben die ganzen Entwicklungen mit“, erklärt Ali Özbas, warum er die Zeitung gegründet hat. Migranten sollen die Chance bekommen, selbst über Themen zu schreiben, die ihnen wichtig sind. Außerdem solle den türkischsprachigen Lesern vermittelt werden, was in Österreich vor sich geht. So wurde etwa in der Oktoberausgabe ein Interview zum Thema Lohnverhandlungen der Metaller sowohl in türkischer als auch in deutscher Sprache abgedruckt. „Es betrifft ja nicht nur Österreicher, viele Migranten arbeiten in der Metallbranche“, erklärt Özbas. „Ziel ist es, die Menschen zu informieren, sei es im Sozialbereich oder im Arbeitsbereich. Es geht um Themen, die uns alle betreffen.“ Diese Themen reichen vom Sport bis hin zur Kultur, wobei der Fokus nicht nur auf Graz liegt. Obwohl die Redaktion mitten in der Annenstraße liegt.
Chefredakteur Ali Özbas im Gespräch
Information und Bildung
Aber auch die österreichische Geschichte hat ihren Platz in der Zeitung. Beispielsweise werden in einem Quiz – auf Türkisch – Fragen zu Aktuellem und auch zur Vergangenheit des Landes gestellt. „Wann war die Zeit des Austrofaschismus?“ und „Wie heißt der höchste Berg Österreichs?“ sind nur zwei Beispiele hierfür.
Die meisten Berichte in „Yeni Hayat“ werden von ehrenamtlichen Mitarbeitern verfasst. Jeder „richtige“ Journalist sei zwar eine Bereicherung für die Zeitung, aber durch die Artikel der „Laien“ werde das Medium bunter, betont Özbas. Trotzdem gebe es klare Regeln, die befolgt werden müssen. Nationalismus, Sexismus und Rassismus haben in „Yeni Hayat“ keinen Platz. Politische Themen hingegen sind durchaus erwünscht. „Immer wenn ich etwas schreibe, schreibe ich meine Meinung dazu. Diese Motivation hat man“, sagt Özbas.
[box type=“info“]Der Verein zur Förderung von Jugend, Kultur und Sport, kurz JUKUS, hat sein Büro in der Annenstraße 39. Nähere Informationen zum Verein selbst sowie zu den einzelnen Projekten gibt es auf der Homepage.[/box]
[…] In der Annenpost gab es schon einen Artikel über Ali Özbas. Den Artikel kannst Du hier […]