230 Jahre nach der Uraufführung wurde im großen Minoritensaal die einzige deutsche Salieri-Oper „Der Rauchfangkehrer“ erstmals wieder gespielt. Das Libretto stammt von einem berühmten Grazer Arzt, „den wir nur als Platz kennen“ (wir haben berichtet).
Von Romana Mocnik
Schon im Eingangsbereich der Minoritensäle, wo zahlreiche Gäste in Richtung Garderobe drängen, stehen sieben, als Rauchfangkehrer gekleidete Menschen. Ein Teil des Ensembles, das die Besucher in Empfang nimmt? Wenig später werden dieselben allerdings selbst unter den Zuschauern Platz nehmen. Mitarbeiter der schaubühneGRAZ, die Veranstalter des Singspiels, nehmen Jacken und Mäntel entgegen und bringen die Besucher zu ihren Plätzen. Die Karten verkauft der Regisseur, Christian Müller, persönlich an der Abendkassa. Die allgemeine Anspannung ist zu spüren, immerhin wurde die Oper Salieris seit 230 Jahren nicht aufgeführt. Dazu noch nie so nahe des Geburtsortes des Librettisten Leopold Auenbrugger. Denn die Uraufführung fand 1781 im Wiener Burgtheater statt.
Im großen Minoritensaal haben an diesem Abend etwa 260 Personen Platz, kaum ein Sitz bleibt leer. Dann betreten die jungen Musiker des Orchesters Musica Coeli den Raum. Die Ouvertüre erinnert auch einen Opernlaien schon nach den ersten Tönen an die eine oder andere bekannte Mozart-Melodie. Wenig überraschend – pflegten die beiden Komponisten doch einen durchaus kollegialen Umgang.
Die Bühne, eine moderne Stahlkonstruktion, hebt sich deutlich vom barocken Stil des Saals ab. Kein Vorhang verhängt das Bühnenbild des ersten Aufzugs. In der Mitte trennt eine schlichte beige Gardine den zweiten Teil der Bühne ab.
Das Fehlen eines Orchestergrabens macht sich anfangs ein wenig störend bemerkbar – das Auftrittsduett verschwindet hinter dem vollen Klang des Orchesters. Die solide Leistung der Künstler, der Musiker wie der Sänger, macht dieses kleine Manko allerdings mehr als wett. Das Orchester erfüllt die Erwartungen ebenso wie die Sängerinnen und Sänger. Besonders hervorzuheben sind der kräftige Bass des „Herrn von Bär“ (Tomaz Kovacic) sowie die beeindruckende Stimme der „Fräulein Nanette“ (Antonia Zangger).
Rupert Lehofer aus dem Ensemble des Theater im Bahnhof, als Johann der Hausdiener, bezeichnet sich selbst als einzigen unmusikalischen Part dieser Oper. Als Erzähler wird er die Handlungsstränge der als kompliziert und verwirrend geltenden Geschichte zwischendurch immer wieder einmal launig erklären oder darauf hinweisen, dass das Libretto von einem berühmten Grazer Arzt stammt, „den wir nur als Platz kennen“.
Aber auch ohne vorbereitende Lektüre des Librettos ist die dargestellte gekürzte Version gut verständlich, der Handlungsaufbau logisch und gut gelungen. Ob es den Erzähler da wirklich gebraucht hat?
Das schlichte Bühnenbild und die eher traditionell wirkende Inszenierung lassen den Fokus auf die Musik und die Darsteller zu. Als Opern-Fan und häufiger Besucher vermisse ich das oft an der Grazer Oper. – ein junger Premierengast
Der amüsante Opernabend endet nach tosendem Applaus mit einer Überraschung. Die Rauchfangkehrer im Publikum – es sind echte – werden auf die Bühne gebeten und unterstützen das Ensemble beim Schlusslied.