Ein Acker, der noch zu bearbeiten ist

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Hans-Peter Weingand ist einer der wichtigsten Aktivisten für die Gleichstellung Homosexueller in der Steiermark: Er ist Landessekretär der sozialdemokratischen Homosexuellenorganisation, Buchautor und Leiter der Steiermark-Redaktion des österreichischen Schwulen- und Lesbenmagazins „Pride“. In den Neunzigern initiierte er mit der Zeitschrift „Buschtrommel“ einen Neustart der Lesben- und Schwulenbewegung im Land, vor zwanzig Jahren gründete er die „RosaLila PantherInnen“, die ihren Vereinssitz im Jahr 2005 in die Annenstraße verlegt haben.

Von Kevin Recher

 

Als eine Art Basis für Hilfesuchende und Informationsbedürftige bietet der Verein eine Fülle von Beratungsleistungen zum Thema Homo- und Bisexualität an. Seien es Probleme mit dem eigenen Coming-Out, Konflikte mit Eltern, Freunden oder im Beruf: Die „PantherInnen“ haben ein offenes Ohr für alle Menschen, egal welchen Alters. Und einmal im Jahr veranstaltet der Verein den legendären Tuntenball.

 

Wie entstand der doch recht ausgefallene Namen „RosaLila PantherInnen“?

Als wir den Verein gründeten war die Bezeichnung „Gray Panther“ gerade für Seniorenparteien sehr beliebt, dafür stand wiederum die afro-amerikanische Bürgerrechtsbewegung „Black Panther“ Pate. Wir haben dann noch „Pink Panther“ dazu gedacht und den Verein »Rosarote Panther« genannt. Seit 1997 heißen wir RosaLila PantherInnen, diese symbolische Einbeziehung des lesbischen Aspekts kam also erst später dazu.

Die RosaLila PantherInnen sind heuer zwanzig Jahre alt. Was sind Probleme oder Anliegen, die der Verein in nächster Zeit angehen will?

Ein Schwerpunkt ist das Thema Regenbogenfamilie: Was passiert mit Kindern in einer gleichgeschlechtlichen Familie, wie sind sie rechtlich abgesichert und geschützt, wie schaut‘s mit Kinderwunsch und Pflegekindern aus? Außerdem wollen wir weiter im Bereich Migration und Homosexualität arbeiten. Das ist total spannend.

Wie schaut denn zum Beispiel die Situation Islam und Homosexualität aus?

Ganz ehrlich: Das ist ein Acker, der noch zu bearbeiten ist, und das haben wir uns auch vorgenommen. Es gibt analog zum Katholizismus auch im Islam enorme Probleme mit Homosexualität. Auch in Graz kommt es zum Beispiel zu Zwangsehen: Da muss der schwule Sohn in die Türkei, um dort die Cousine zu heiraten. Zwangsehen betreffen also nicht nur Frauen, das ist ein Irrtum. Aber da reinzukommen ist sehr, sehr schwer. Es gibt in Wien den Verein „MiGaY“ (Migration und Gay, Anm.). Das läuft alles sehr versteckt ab, es gibt auch ein anderes kulturelles Verständnis davon, was Homosexualität ist und wer als homosexuell gilt.

Und wie sieht es mit muslimischen lesbischen Frauen aus?

Ähnlich: „Homo“ ist böse. Die Aggression richtet sich aber in Staaten wie dem Iran vor allem gegen Männer, weil die Sexualität von Frauen ohnehin wurscht ist. Aber wir müssen differenzieren: Es geht hier um Radikal-Islam und nicht um Moslems an sich. In Graz gibt es aber Fälle von Lesben, die weggelaufen sind, weil sie in der Heimat jemanden heiraten hätten sollen.

Glaube und sexuelle Orientierung birgt in den meisten Religionen großes Konfliktpotenzial. Wie helfen Sie Menschen, die Religion und Homosexualität nicht unter einen Hut bringen können?

Es gibt einfach Leute, die haben eine Kirchenbindung. Und die haben ein richtiges Problem damit, dass die Kirche ihnen so auf den Kopf scheißt. Sie hätten gerne einen Austausch mit anderen, eben genau über diesen Zwiespalt. Dafür haben wir die Gruppe »HuG«(Homosexualität und Glaube, Anm.) gegründet, die sich regelmäßig trifft.

Noch dazu ist in der katholischen Kirche ja der Irrglaube weit verbreitet, Homosexualität sei „heilbar“.

Es gibt eben manche, die meinen, dass Homosexualität eine Spielart der Natur sei, die so alt wie die Menschheit selbst ist. Andere wiederum glauben, man müsse nur beten, und dann verschwindet sie. Ich kann dazu nur sagen: Man hat bisher 450 Spezies gefunden, die Homosexualität kennen. Und nur eine homophobe: den Menschen. Was ist da natürlicher?

In welcher Hinsicht unterscheidet sich Graz von anderen Städten in puncto Homosexuellenszene?

Interessanterweise hat Graz eine sehr schwache Szene, es gibt kein Viertel, das etwa mit dem Münchener Glockenbachviertel vergleichbar ist, wo es eine Reihe von Lokalen gibt. Dafür ist Graz zu klein. In Wien gibt es so ein Viertel um die Kettenbrückengasse.

Aber ein paar Lokale gibt es doch noch.

Es gibt nur mehr ganz wenige Lokale, von denen man sagen kann, dass in erster Linie Schwule und Lesben hingehen: das „Pepis“ am Griesplatz, das wirklich ein Unikum in Graz ist, weil nicht mehr als fünf Leute Platz haben; dann das „Murnockerl“, das eher von Älteren bevölkert wird und teilweise von Leuten vom Land. Vor allem bei der Jugend beliebt, aber gemischt, ist das „Rush“ gegenüber der Arbeiterkammer.

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