„Kein Gesang, keine Requisiten, keine Kacke.“ So lauten die Anforderungen an all jene, die beim Grazer Poetry Slam auf die Bühne wollen. Dort haben sie fünf Minuten Zeit, um ihre selbstgeschriebenen Texte zu präsentieren – und um die Gunst des Publikums zu kämpfen.
Von Jennifer Polanz
Ein Poetry Slam ist „wie der Songcontest – nur viel cooler“, erklärt die 21-jährige Wienerin Yasmin Hafedh, einst jüngste Slammerin Österreichs. Die Veranstaltung, die alle zwei bis drei Monate in den Grazer Minoritensälen stattfindet, ist eine Plattform für alte Hasen und junge Talente, die Gefallen am Schreiben und Vortragen eigener Texte gefunden haben.
Für das Wettlesen, Wettvortragen um die Gunst des Publikums hat jeder Poetry Slammer fünf Minuten Zeit. Text- und Performanceart werden nicht vorgegeben – Individualität und Kreativität zählen. Auch die Thematik der Texte ist breit gefächert: Sie reicht von der Beschreibung der Traumfrau über den Traum einer Raupe bis zur Vorstellung Österreichs als Diktatur.
Lars Ruppel beschreibt den Traum einer Raupe
Der jüngste Teilnehmer des Minoritenslams am 16.12.2011 ist der 18-jährige Theo Hölzl. Seinen Text hat er auf extra kleine Zettel gedruckt. – „Um das Zittern der Hände besser zu verbergen“, erklärt der sichtlich nervöse Schüler. Trotzdem freut er sich schon sehr auf seinen Auftritt: „Meine Hobbys sind Schreiben und Reden – hier kann ich sie verbinden. Außerdem stehe ich gerne im Mittelpunkt und freue mich über die Anerkennung der Zuseher, wenn es ihnen gefällt.“
Schüler Theo Hölzl bei seinem Auftritt
Christine Teichmann war schon öfter beim Minoritenslam dabei. Der Autorin ist besonders „der Reiz des Kabarettistischen“ wichtig – eine ähnliche Kombinationsmöglichkeit von Schauspielerei und Vortragskunst findet sie sonst kaum.
Den Slam am 16. hat der Deutsche Lars Ruppel gewonnen – doch ist der Sieg für einen Poetry Slammer eigentlich das Wichtigste? „Ich freue mich, wenn ich gewinne – aber wenn nicht, ist’s auch egal“, meint Yasmin Hafedh. Der Organisatorin und Moderatorin des U-20 Poetry Slams in Wien liegt es sehr am Herzen, dass mehr junge Gesichter in der Slamszene mitmischen. Im Allgemeinen ist das Alter der Teilnehmer jedoch buntgemischt – „in Deutschland gibt es sogar eine 84-jährige Frau, die regelmäßig an Slams teilnimmt, eine unglaublich coole Lady“, erzählt sie lachend.
Eine ebenso große Rolle wie die Slammer selbst spielt jedoch das Publikum. Eine zufällig ausgewählte Jury darf die Auftritte bewerten – bis zu fünf Punkte darf jedes Mitglied vergeben. Die niedrigste und die höchste Wertung werden jeweils gestrichen. Ist das restliche Publikum unzufrieden mit dem Ergebnis, gibt es die Möglichkeit lautstark einen „Extrapunkt“ einzufordern. Des Weiteren werden die Zuseher des Öfteren in Performances eingebunden – Gesang, Geklatsche und Geschrei werden zur Unterstreichung des Dargebotenen verwendet.
Slammer Mario Tomic versucht das Publikum in seinen Bann zu ziehen
Auf der Bühne gibt es kaum Einschränkungen. Außer eben „Kein Gesang, keine Requisiten, keine Kacke“, wie Hafedh meint. Letzteres sei schließlich schon mal vorgekommen.