Seit Ende Jänner gibt es in der Dreihackengasse ein für Österreich einzigartiges Museum. In den Räumen der Kulturwerkstatt Graz findet sich ab sofort das Varieté-Museum – annenpost.at wirft einen Blick hinter die Kulissen.
Von Romana Mocnik
Mit leuchtenden Augen führt Christian Jabornig durch „seine“ Ausstellung. Er erzählt Geschichten zu den ausgestellten Artefakten, die sich über Jahre in seinem Besitz angesammelt haben, als wäre er damals, in den Zeiten, als das Varieté seine Hochblüte erlebte, dabei gewesen.
Christian Jabornig in seinem Museum
Fast alle Objekte stammen aus dem deutschsprachigen Raum, denn besonders in Wien gab es viele Varieté-Bühnen. In Graz bot das Varieté-Orpheum, ein von 1899-1936 betriebenes Varietétheater, dem Publikum ein abwechslungsreiches Programm. Entfesselungskünstler, Clowns, Parodisten und viele andere, waren die Stars dieser Zeit.
„Wie man ein Bauchredner wird“
Christian Jabornig, Leiter des neuen Varieté-Museums in der Dreihackengasse 26, erzählt, wie es zur aktuellen Ausstellung „Tanzexcentrik und Groteskakrobatik“kam :
„Die Begeisterung für Kabarett, für Kleinkunst im Allgemeinen, für Artistik, Jonglage und Clownerie hege ich schon lange. Wir haben die Räumlichkeiten hier seit drei Jahren und veranstalten regelmäßig verschiedenste Events dieser Art.“
Es geht Jabornig darum, die Geschichte des Varietés darzustellen, das viele heute nur noch vom Hörensagen kennen. In den USA als „Vaudeville“, in Großbritannien und Frankreich als „Music Halls“ bezeichnet, handelte es sich hierbei um Bühnen mit sehr abwechslungsreichem Programm. Das Besondere an einem Varietéprogramm lag dabei in der Zusammensetzung vieler verschiedener, eigentlich nicht zusammenhängender Darbietungen zu einer Vorstellung.
Das Museum besteht aus zwei Räumen, klein aber fein. Einige Tische laden in Kaffeehaus-Atmosphäre zum Verweilen ein, die alle zwei Monate erscheinende Zeitung „Kulturportrait“ bietet genauere Informationen zur Ausstellung, den Inhalten und den zahlreichen Veranstaltungen.
Dunkle rote Vorhänge und die Musik der Comedian Harmonists im Hintergrund schaffen eine perfekte Atmosphäre, die Vitrinen sind voll von originalen Eintrittskarten, Autogrammkarten, Plakaten, Klaviernoten für Zirkusmusik, Kabarett-Texten, originalen Zeitungsartikeln über Zirkus und Varieté und Holzstichen, den Fotos der damaligen Zeit.
Fotos, Eintrittskarten und Flyer
Oleg Popov, Grock und Charlie Rivel – mit beinahe ehrfürchtiger Stimme erklärt Christian Jabornig die Berühmtheiten in der Vitrine, die der Clownerie gewidmet ist. Ganz besondere Aufmerksamkeit schenkt er den „Fratellinis“, die ersten Krankenhaus-Clowns, die bereits um 1920 für kranke Kindern in Russland gespielt haben.
„Tanzexcentrik und Groteskakrobatik ist eine ständige Ausstellung, ein ständiges Museum, das weiter ausgebaut wird. Jetzt ist einmal der Beginn gemacht, und ich hoffe, dass es immer mehr wird. Ab dem Frühling wird es Kindertheater am Nachmittag geben, am Abend verstärkt Kabarett, und auch für Schulgruppen gibt es Workshops und Rahmenprogramm.“
Der Name der Ausstellung kommt aus der Zeit selbst. „Die Künstler nannten sich damals Gesangsparodisten, Groteskakrobaten bis hin zu Tanzequilibristen“, weiß Christian Jabornig.
In den Glanz längst vergangener Zeiten kann man jeden Freitag, zwischen 13 und 18 Uhr sowie nach individueller Vereinbarung und gegen einen geringen Unkostenbeitrag von € 3,-, eintauchen und dabei die vielfältige Welt des Varietés erkunden.