Anno 1965. Wir begleiten die beiden Freunde Markus und Klaus bei ihrem Einkaufsbummel durch die angesagteste Grazer Einkaufsstraße – die Annenstraße.
Von Klaus Knittelfelder und Markus Knauß
Anno 1965: Klaus und Markus treffen sich…
Die Sonne scheint nur schwach und es weht ein rauer Wind durch die Annenstraße an diesem Donnerstag, dem 31. November 1965. Am Eisernen Haus treffen sich die langjährigen Freunde Klaus und Markus, um im Geschäft der “Brüder Lechner“ einzukaufen. Hier gibt es alles zu kaufen –von Schmuck, über Kleidung bis hin zu Tausenden potenziellen Weihnachtsgeschenken reicht die Palette. Doch allzu lang hält es die beiden nicht, dann ertönt das Glöckchen an der Tür, und sie verlassen den Laden wieder. „Alles nur Ramsch, lass uns einmal zum Baumgartner gehen. Ich brauch ein neues Paar Winterschuhe“, unkt Klaus.
Schuhe, soweit das Auge reicht
Bei Baumgartner schlendern Unmengen von Leuten herum und suchen nach dem richtigen Schuhwerk für die kalte Jahreszeit. Klaus wird zum Glück bereits nach wenigen Schritten fündig. „Diese hier in Größe 43, bitte“, lässt er die hübsche Verkäuferin wissen. „Es gibt hier in der Annenstraße viele Schuhläden, aber dieser hier ist sicherlich mein Favorit“, sagt Klaus überzeugend. „Stimmt“, murrt Markus und einige Zeit später spazieren sie wieder die Annenstraße entlang. „Jetzt wär` mir beinahe etwas entfallen! Zita hat mich doch gebeten, ihr ein neues Portemonnaie mitzubringen!“ Nun geht es also noch zur „Großen Brieftasche“, wo es, wie der Name schon verrät, ausschließlich Brieftaschen zu kaufen gibt.
Die alten Schriftzüge sind heute noch sichtbar
Eintauchen in die Welt des Fernsehens
Es geht zum Höhepunkt des Einkaufsbummels: Die beiden Freunde betreten das Minerva Fernsehen Steirerfunk Geschäft und kommen gar nicht mehr aus dem Staunen heraus. Die Radios und Staubsauger sind nichts Besonderes mehr, aber der Fernseher ist der neue Trend und ein „Muss“ für jedermann. Für Klaus und Markus wird es der Tag, an dem auch sie in das neue Medienzeitalter eintauchen wollen. Die Anspannung ist den beiden Freunden ins Gesicht geschrieben. 25.000 Schilling ist er teuer, der Minerva Resident 666. „Zur Zeit das beste Gerät auf dem Markt“, schwärmt der Verkäufer.
Er sieht auch gut aus, schwarze Verkleidung, große Bildfläche, zwölf Knöpfe und teilweise mehrfache Röhren. „Gekauft“, schreit Markus lautstark durch das Geschäft, worauf ihn die anderen Kunden etwas verblüfft ansehen. Klaus bezahlt, trotz der beträchtlichen Summe sehr locker, und schlägt vor, einen Kaffee beim Steinberger zu trinken. „Vorher brauch ich aber noch Tabak für meine Pfeife“, meint Markus und gemeinsam tragen sie den Fernseher aus dem Laden. Die Nacht bricht langsam herein, und die Temperatur passen sich diesem Umstand an. Die Annenstraße glänzt im goldenen Licht der tief stehenden Sonne. Edel sieht sie aus, die Annenstraße – einzigartig, fantastisch, wunderschön.
Hier endet unsere Reise in die Vergangenheit. Vieles hat sich verändert, einiges ist bis heute erhalten. Die Annenstraße ist leider nicht mehr die angesehene Einkaufsstraße von damals, zumindest bleibt ihr aber eine packende Geschichte, die bis in unsere Zeit reicht.