Yasser und Ozman: Grazer Gangsta-Rapper im Interview

Lesezeit: 5 Minuten

Yasser und Ozman sind Eigentümer der Musikfirma „Baltagi Records“ und haben mit ihren Gangsta-Raps in den letzten Monaten viel Aufsehen erregt. In ihren Songs geht es um Zionisten, die „bösen Amerikaner“ und das Gangsta-Leben. Schenkt man den Berichten diverser Lokalmedien Glauben, geht man diesen „schweren Jungs“ besser aus dem Weg. Genau das haben wir nicht getan und uns mit ihnen getroffen, um über ihre Ansichten zu sprechen.

Ein Interview von Katrin Nussmayr und Max Sommer

Die Produktion ihres letzten Tracks stieß auf viel Kritik und brachte das Toleranzfass zum Überlaufen. Im Oeverseepark drehten Yasser und Ozman das Musikvideo zum Song „An alle Brüder“. Derart harte Worte mit Hang zum Radikalismus kannte man in Graz bislang nicht – G-Pryde und Santawilla, so nennen sich die beiden selbst, brechen in ihren Rap Songs („Keep it Gangsta“, „An alle Brüder“ und „Haterz Exclusiv“) Tabus und sorgen für Aufregung.

Ozman & YasserYasser und Ozman im Interview

 

Nach der Veröffentlichung von „Keep it Gangsta“ gab es einen regelrechten Aufschrei der Medien – es hieß, ihr würdet Drogen und Waffen verherrlichen. Wie viel von diesen Inhalten ist ernst gemeint, und wie viel ist Provokation?

Ozman: Wir rappen nicht darüber, dass wir die Gangster sind, die Drogen verticken. Wir rappen einfach über Tatsachen – wir wollen das, was offensichtlich ist, nicht verschweigen. Wenn jemand glaubt, wir verherrlichen Drogenhandel, dann kennt er uns nicht und versteht die Botschaft unserer Lieder nicht. Anstatt uns zu verurteilen, soll die Polizei mal ihren Arsch hochkriegen und dafür sorgen, dass keine Drogen verkauft werden.

 

In euren Videos seid ihr böse – die Jungs, die man nachts nicht auf der Straße treffen will. Sogar die Staatsanwaltschaft warnt und sagt, ihr seid gefährlich. Sollten wir Angst haben?

Ozman: Ein Beispiel. Ist ein Schauspieler, der einen Bösewicht spielt, im wahren Leben auch schlecht? Im Lied sind wir böse, spielen aber nur eine Rolle. Der eine Song heißt ‚Keep it Gangsta‘ – ich präsentiere, wie es ist, ein Gangster zu sein. Es gibt Waffenhandel, Drogen, Korruption. Wir rappen darüber. Rapmusik ist immer eine Art Provokation. Gangsta-Rap bedeutet einfach, zu sagen: Ich bin der Härteste. Und der, der das in einem Song mit dem besten Rap, mit der besten Präsenz präsentiert, der bringt Gangsta-Rap am authentischsten rüber. Ich bin in Sachen Rap Perfektionist. Wenn ich durch ‚Keep it Gangsta‘ dafür gesorgt habe, dass die Staatsanwaltschaft sagt, dass wir richtige Gangster sind, dann habe ich erreicht, was ich wollte. Wenn mich wer fragt, ob ich all die Dinge im Video tatsächlich mache, dann antworte ich mit einer Gegenfrage: „Wenn ich mit Drogen meinen Cash machen würde, würde ich dann um halb fünf aufstehen, um arbeiten zu gehen?“

Ozman & Yasser Interview_15Osman Budak

 

Künstlerische Freiheit und Gesellschaftskritik hin oder her – aber habt ihr nicht Angst, tatsächlich Leute anzustiften, euch nachzuahmen? Ihr habt mit mehr als 50.000 Youtubeclicks definitiv eine Vorbildwirkung.

Ozman: Darüber sollten sich andere Leute Sorgen machen. Wir rappen über Drogen, Prostitution, Waffenhandel usw., aber wenn ich um 12 Uhr mittags den Fernseher einschalte, sehe ich nackte Frauen. Das sehen sich kleine Kinder an. Ist das gut? Heutzutage verkaufen sich Firmen über Sex, aber wir dürfen keine Tracks über Gangster machen?

 

Eure Inhalte sind zum Teil radikal und problematisch. Glaubt ihr nicht, dass dies das Image der Moslems in Österreich weiter verschlechtert?

Ozman: Ehrlich gesagt nicht. Wir sind nicht radikal. Rapmusik ist etwas Maskulines – Adrenalin, Emotion, man bringt Power rüber. Ich habe in meinem Text nirgends erwähnt, dass ich hergehe und Juden abschlachte, in keinster Art und Weise. In unserem Video kommen nicht nur Muslime vor. Wir machen nichts falsch, wir schreiben einfach nur die Wahrheit, dies kann man durch die Geschichte und Nachrichten belegen.

Warum darf ich diese Dinge im Track nicht sagen, wenn andere Leute eine Karikatur vom Propheten in der Zeitung bringen und sagen, es wäre Pressefreiheit? Genauso ist es bei künstlerischer Freiheit: Ich darf jeden kritisieren, egal welche Religion oder welche ethnische Kultur. Wäre es verboten, wäre ich schon längst hinter Gittern.

 

In einem rechtsradikalen Blog werdet ihr als Islamofaschisten bezeichnet, es heißt, ihr wäret erfreut über das Attentat in Toulouse. Der Grat zwischen Antizionismus und Antisemitismus ist schmal – wie grenzt ihr euch ab?

Ozman: Wir sind nicht gegen Juden, wir sind keine Antisemiten – wir sind ja selber Semiten. Der Track geht an alle Zionisten, alle Amerikaner, die etwas gegen uns haben. Wenn ich in dein Haus hineingehe, dich ausraube, deine Kinder umbringe, liebst du mich dann? Sagst du dann, du vergibst mir? Geht nicht, oder? Wenn du ein Messer hättest, würdest du auch zustechen! Zu Toulouse: Jeder Mensch, ob Moslem, Christ oder Jude, ist ein Schwein, wenn er Kinder tötet.

Ozman & Yasser Interview_21„Gangsta-Rapper“ im Gespräch

 

In eurem Lied „An alle Brüder“ singt ihr zuerst: „Wir sehen, wie sie Islam mit dem Terror verbinden, sind diese Leute noch bei Sinnen“, und dann: „Ich werde im Dschihad sterben“. Ist das nicht ein Widerspruch?

Yasser: Wenn ich sage: „Dschihad“, dann heißt das nicht, ich setze mich in einen Bus und sprenge mich in die Luft. Es heißt, ich kämpfe gegen etwas oder jemanden wie die Amerikaner oder Israelis, weil sie uns angreifen, unsere Frauen und Kinder ermorden und weil sie unsere Brüder in den Kirchen erhängen. Es heißt nicht, dass man Unschuldige umbringt – das macht man nicht und das verurteile ich. „Dschihad“ heißt ja nicht nur „heiliger Krieg“ – es geht um die Bemühung im Leben, dass man betet, fastet und stirbt. Einen Bus zu sprengen bedeutet nicht, im Dschihad zu sterben, das ist blanker Terrorismus – der macht die Welt nur schlecht.

 

An wen richtet sich euer neuester Track „Haterz exklusiv“?

Ozman: Ich bin der Beste, wirklich, ich bin die Nummer Eins in Österreich. Es gibt keinen Rapper in Österreich, der es mit mir aufnehmen kann. Jeder Rapper in Graz hat mich schon einmal um einen Feature gefragt und ich habe abgelehnt. Verstehst du? Deswegen gibt es so viele Neider. Ich habe in Österreich etwas erreicht, was noch niemand erreicht hat. Nicht in so kurzer Zeit, weißt du. So viele wollen sich auf Facebook mit mir treffen, und ich sage immer Nein. Jetzt bin ich das Arschloch und an die richtet sich das. An alle, die mich „haten“.

 

Fühlt ihr euch in Österreich wohl?

Ozman: Österreich ist nicht meine primäre Heimat, aber meine zweite Heimat. Ich habe mich nie als Ausländer gefühlt, will auch nicht als Ausländer gelten. Ich liebe Österreich!

Yasser: Ich fühle mich nirgends wohl, hier fremd, dort fremd, nirgends daheim – kennen Sie das? – nein, das ist ein beschissenes Gefühl. Ich bin orientierungslos und ohne Perspektiven, mal sehen, was mit der Musik weiter geht. Wir rappen in unseren Liedern gegen die Politik, wir fühlen uns von denen im Stich gelassen. Österreich ist nicht so sozial; wie es sich oft darstellt – vielmehr ist es korrupt.

 

Was wünscht ihr euch für die Zukunft?

Ozman: Einen Harem, eine Menge Geld und zehn Kilo Mephedron.

Yasser: Inneren Seelenfrieden und Gottes Segen. Ich will in Ruhe leben, ausgesorgt haben, eine Familie – einfach glücklich sein; aber ich werde nicht meinen Arsch verkaufen, das steht fest.

 

Das Portrait zum Interview findet ihr hier.

 

 

Den Stoff für ihre Songs nehmen Yasser und Ozman aus dem alltäglichen Leben, das sich großteils im Annenviertel abspielt. Das Interview mit annenpost.at nahmen die beiden zum Anlass, um sich in einem Freestyle-Rap über das Annenviertel zu versuchen.

3 Comments

  1. Ganz ehrlich?? Der Annenviertelrap ist nicht besonders gut, zu viele unpassende Rythmuswechsel. Klingt wie eine Parodie.

    Aber sehr gutes Interview+sehr gute Antworten!!! Sehr positiv überrascht!

    • Hey anonymous. Ich war selbst bei der Aufnahme dieser Freestyles dabei.
      Wir haben ca. 6-7 Freestyles aufgenommen. Der beste kam zum schluss, war aber nicht jugendfrei 😀 ich kann dir nur sagen, dass dieser echt sehr gut war. außerdem wurde der veröffentlichte freestyle gecutet und zusammengeschnitten 😉

  2. Sehr diffuse und widersprüchliche Aussagen („die polizei soll ihren arsch hochkriegen damit keine drogen verkauft werden“…ozman wünscht sich „einen harem und 10 kilo mephedron“)
    Gleichzeitig sehen „die Jungs“ sich als Schauspieler die aber „ihren Arsch nicht verkaufen wollen“…

    Insgesamt: Rap-didaktische Armut trifft den Versuch eine interessante Story zu produzieren, in Anflügen unterhaltsam, beim näheren Lesen jedoch durchgehend widersprüchliche und sehr hasserfüllte Aussagen, die auf leere Köpfe und eine sehr einseitige Erziehung schließen lassen. (die Vermischung von Juden und Amerikanern,das ständige Ausgraben der Mohammedkarikaturen als Rechtfertigung für jegliche Antihaltung)

    Zumindest versteh‘ ich jetzt warum die Synagoge leider immer noch eingezäunt ist (bzw.sein muss).

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