Die Grazer Gangsta-Rapper Yasser und Ozman haben mit ihren Songs „Keep it Gangsta“ und „An alle Brüder“ auf Youtube insgesamt fast 100.000 Klicks generiert. Sie singen gegen Israel, hantieren in ihren Videos mit Waffen und Drogen und haben musikalisch noch einiges vor.
Von Katrin Nussmayr und Max Sommer
Die beiden Jungs, die gemeinsam das Rap-Label Baltagi Records betreiben, kennen sich seit ihrer Kindheit. Was sie verbindet, ist ihre Liebe zum Hiphop und ihre Abneigung gegen den Zionismus. Im Lied „An alle Brüder“ bündelt sich ihre Wut. Mit Worten wie „Fick die USA und Israel, ich werde Staatsfeind!“ und „Ich spreche es aus, das was sich keiner hier traut. Ich werde im Dschihad sterben, Bruder, so war mein Traum.“ rufen sie derzeit Lokalmedien, Staatsanwaltschaft und rechtsradikale Blogs auf den Plan. „Wir sind Anti-Israel bis zum Ende. Wir werden nie vor einem Israeli Respekt haben, solange wir Muslime auf der ganzen Welt von Zionisten unterdrückt werden.“, stellt Ozman klar.
Im dazugehörigen Video schwenken junge Männer unterschiedlicher Nationen ihre Flaggen und singen gegen den gemeinsamen Feind – die Zionisten. Der Videodreh im Oeverseepark war nicht genehmigt, Statisten wurden über Facebook und Mundpropaganda mobilisiert. Auch die Polizei hat ihren Auftritt im Video. „Die Anrainer haben wahrscheinlich die Polizei gerufen – die sind gekommen mit Spezialeinheit, mit Helmen und Hunden. Wir haben sie gefilmt, das war die beste Promo, die wir bekommen konnten“, sagt Ozman.
Yasser & Ozman
Seit ihrem Erfolg auf Youtube sind sie in der Grazer Szene gefeiert. Während des Interviews im Grazer Volksgarten werden sie immer wieder von Passanten gegrüßt. „Hey Ozman“ ruft ein etwa zwölfjähriger Junge, „Keep it Gangsta“ wirft der Rapper zurück. Im Interview sind beide sehr höflich und umgänglich. Sie haben eine Botschaft und wollen ernst genommen werden.
Der 23-jährige Ozman, bürgerlich Osman Budak, ist seit 22 Jahren in Österreich. Dem Sohn eines Kurden und einer libanesischen Mutter wurde die Hiphop Musik von seinem älteren Bruder nahe gebracht. Mit acht Jahren konnte er einen Tupac-Song auswendig mitsingen, mit 14 hatte er seinen ersten Auftritt auf einem Schulfest. Der Rapper mit dem Künstlernamen G-Pryde, der aus einer gebildeten Familie stammt, spricht und singt in vier Sprachen. Mit Selbstlob geizt er nicht. „Bei mir hört man heraus, dass ich wirklich rappen kann, und nicht nur irgendwelche billigen Worte zusammenfasse“, meint er.
Osman Budak im Gespräch
Sein Partner Yasser Gowayed kam im Alter von sieben Jahren mit seinem Vater aus Ägypten nach Österreich. Der 22-Jährige mit dem Künstlernamen Santawilla (arabisch: großer Mann) war wegen Drogen, Waffen und Schlägereien im Gefängnis. „Musik ist eine Art etwas zu sagen, ohne dass man gleich verhaftet wird.“
Nach dem Video zu „An alle Brüder“ hagelte es für die Rapper vier Anzeigen. Weil sie Gewalt und Drogen verherrlichen würden, berichteten auch schon Lokalmedien über sie. „Der Grazer“ hält sie gar für gefährlich. Darüber können Yasser und Ozman lachen. Sie erklären, dass Gangster-Gehabe in ihrem Genre einfach üblich sei, man müsse sich hart geben, um ernst genommen zu werden. Zum Gangsta-Rap kamen sie zufällig: „Meine Freunde haben gesagt: Gangsta-Rap ist jetzt in, mach doch auch so etwas. Ich wollte zuerst nicht, denn mir geht es mehr um Stil beim Rappen. Aber dann hab ich mir gedacht: Jetzt zeig ich es euch, ich bring euch Gangsta-Rap, der nicht durch einen Wortschatz von fünfzig Wörtern begrenzt ist, so wie bei den deutschen Rappern.“, erklärt Ozman.
Yasser Gowayed
Yassers Freundin ist Christin, Ozman ist mit einer Christin verheiratet. Beide geben an, auch andere Religionen zu respektieren. Als Antisemiten bezeichnen sie sich nicht. „Wir sind ja selber Semiten. Der Track geht an alle Zionisten, alle Amerikaner, die etwas gegen uns haben.“ Mit Juden könnten sie dennoch nicht befreundet sein, behaupten sie. Damit überschreiten sie – kalkuliert oder bloß naiv – die Grenze zum Antisemitismus ebenso wie in Ozmans Behauptung, er könne einen Juden am Aussehen erkennen.
Nach „Keep it Gangsta“ und „An alle Brüder“, zwei Tracks, die durchaus Ohrwurmcharakter haben, veröffentlichten die Grazer im April „Haterz exklusiv“. Im Juni wollen die Gangsta-Rapper ein Mixtape herausbringen, auf dem neben Österreichern und Deutschen auch amerikanische Rapper vertreten sein sollen. Sie schrauben die Erwartungen hoch: „So etwas hat Österreich noch nicht gesehen“.
[…] Das Portrait zum Interview findet ihr hier. […]
Zu behaupten, man könne jüdische Menschen „an ihrem Aussehen erkennen“ ist nicht „grenzwertig“, sondern eindeutig antisemitisch. Wenn Osman Budak das nicht weiß, wäre es zumindest von Euch Interviewern zu erwarten.
Und: „Jungs“ sind die Beiden keine mehr, sondern volljährig. Verniedlichung unnötig.
Vielen Dank noch einmal für deine Anmerkung. Wir haben den betroffenen Absatz noch einmal durchdacht und sind zum Entschluss gekommen, dass „grenzwertig“ die Sache tatsächlich nicht trifft. Daher haben wir die Textpassage korrigiert. LG
was online alles kann 😉
@wondering
Yasser und Ozman haben ihre Ansichten in unserem Interview klar dargelegt – zu bewerten ob diese Aussagen antisemitisch sind oder nicht obliegt dem Leser selbst. Dies hier ist kein meinungsgeprägter Kommentar, sondern ein journalistisches Produkt mit Anspruch auf Objektivität, welches dem Leser Orientierung gibt um das Gesagte einordnen zu können. Diesem Auftrag sind wir nachgekommen, indem wir versucht haben beide Seiten zu Wort kommen zu lassen, dann aber sehr wohl kritisch reflektiert und diese Aussagen als „grenzwertig“ und „unüberlegt“ bezeichnet haben. Danke für den kritischen Einwand auf jeden Fall. LG
Warum verschweigt die Redaktion, dass ihre „Jungs“ offensichtlich kein Problem mit der Verherrlichung von Hitler und dem öffentlichen Aufruf zum Mord an Juden haben?!?
Gilt hier euer journalistisches Produkt mit Anspruch auf Objektivität und kritischer Reflektion auf einmal nicht mehr?
Max Sommer, ich denke, die folgenden Hass- und Hetzaussagen sind wohl selbsterklärend oder findest du das etwa in Ordnung?
http://musterbriefe.files.wordpress.com/2012/03/judenfeindlichkeit-0.jpg
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@ bernd
Die Redaktion verschweigt meiner Meinung nach in ihrer Berichterstattung nichts. Viel mehr geht es darum, dass dieses Thema und die damit zusammenhängende Problematik sehr vielschichtig sind. In einem einzigen Artikel alle Ansichten und im Vorfeld getätigten Aussagen der Beiden aufzuarbeiten und abzuwägen, ist zu viel.
Des Weiteren schrieben meine Kollegin und ich ein Interview und ein Portrait – diese Textformen wählten wir bewusst. Schon bei der Recherche wurde uns klar, dass dieser Text polarisieren wird. Es geht für uns als annenpost.at nicht primär darum die Beiden zu verurteilen, sondern den Leser darauf aufmerksam zu machen, dass es in Graz eine solche Szene gibt und diese hinterfragt werden muss. Natürlich sind diese Aussagen nicht in Ordnung und in mehrerlei Hinsicht extrem fragwürdig – genau deswegen hielten wir das Interview für passend. Der Leser kann sich auf Basis von verschriftlichten „Originaltönen“ (die Aussagen von Yasser und Ozman wurden nicht verfälscht oder in einen anderen Kontext gesetzt) seine eigene Meinung bilden.
Aussagen die Hitler verherrlichen, bzw. zum Mord an Juden aufrufen sind indiskutabel und höchst problematisch – das sieht auch die Redaktion so. Im Interview haben die Beiden jedoch niemals solche Aussagen getätigt. Die mitgeschickten Links zeigen solche Äußerungen und Kommentare von Yasser, indirekt und auf zustimmender Basis. Natürlich sind diese Aussagen nicht in Ordnung und auf keinen Fall zu dulden – wäre das kein Portrait sondern ein Kommentar, bzw. hätte ich das Thema in meinem eigenen Blog behandelt, wäre mit solchen Äußerungen auch anders umgegangen worden.
Mir/uns ist wichtig klarzustellen, dass wir uns von jeglicher Form des Antisemitismus distanzieren und diesen auf keinen Fall dulden.
Ich hoffe meine Antworten beantworten Ihre Fragen und haben einigermaßen verständlich gemacht, warum dieser Artikel auf annenpost.at in dieser Form erschienen ist.