Auch am zweiten Tag des Lendwirbels war annenpost.at mit dabei und hat die Highlights festgehalten. Fitness, Flohmarkt, Liebe und Schlager waren an diesem Tag Programm.
Von Carina Nistl
Es ist kurz vor acht Uhr Früh am Samstag, dem 5. Mai. Die Sonne scheint und ich spaziere entlang der Mariahilferstraße zum Mariahilferplatz. Zu diesem Zeitpunkt weiß ich noch nicht, dass ich mir meine gutüberlegte Tagesplanung – ein A4 Zettel voll mit Terminen und Notizen – hätte sparen können. Erster Punkt: „Fit mit Elmar“
08 Uhr: Morgensport am Mariahilferplatz
Der Platz ist erschreckend leer. Ich sehe nur zwei Personen, die scheinbar anstrengende Dehnungen üben. Ich geselle mich zu den beiden und finde heraus, dass ich der einzige Gast bin, der an diesem morgendlichen „Workout“ teilnimmt. Etwas peinlich berührt beginne ich, schräge Dehnungen mit den Händen zu machen. Zuerst habe ich das Gefühl, dass meine Stretching-Kollegen diese „Workout-Sache“ nicht so ganz ernst nehmen, werde allerdings bald eines Besseren belehrt. So dehnen, hüpfen und atmen wir unverdrossen weiter.
Im Gespräch danach erklärt mir Elmar: „Das Versuchsprogramm Fit mit Elmar gab es 1990 das erste Mal. Es geht darum, wirklich fit zu werden.“. „Fitwerden“ im übertragenen Sinn, wie ich später herausfand. „Fit mit Elmar“ bedeutet, sich mit verschiedenen Übungen auf den Tag einzustellen.
Eine dieser Übungen ist beispielsweise eine Konzentrationsübung mit einer Farbtafel, auf der zwei blaue und zwei rote Balken zu sehen sind. Die Aufgabe besteht darin, konzentriert so lange auf die Tafel zu starren, bis in der Mitte des Blattes ein weiterer blauer Balken entsteht. Ich muss zugeben: Das ist mir besonders schwer gefallen.
Meine zweite Aufgabe ist eine Eigenkreation von Elmar, genannt „Die Schneckenfaust“. Dabei forme ich eine Faust, spanne all meine Muskeln an und konzentriere mich, während Elmar mir gegenübersteht. Zusammen ballen wir unsere Fäuste, bis sie sich schlussendlich berühren. Erst dann lösen wir die Spannung.
Um noch intensiver in den Tag zu starten, schlägt Elmar Sensibilisierungstraining vor. Aus einer Schachtel suche ich mir fünf exakt auf meine Fingerkuppen passende, ausgehöhlte Nussschalen. Es ist eigenartig, ich konzentriere mich so sehr auf meine Finger, dass ich alles andere um mich herum ignoriere. Wir versuchen dann, uns mit den Nussschalen zu berühren, ohne abzurutschen. Nach einer weiteren Übung zur Sensibilisierung – Holzstäbchen werden zwischen die Finger zweier Personen gespannt – beginnen wir mit Atemübungen und Yoga. So stehen wir da, mit ausgestrecktem Bein und ausgestreckten Armen, zu zweit mitten auf dem Mariahilferplatz. Peinlich, mag man meinen. Ist es mir auch im ersten Moment. Aber mit der Zeit ist alles Unangenehme wie weggeblasen, ich fokussiere mich und meinen Coach und kann beobachten, dass mein Körper schon nach wenigen Minuten Training weiß, wie er mit Elmar interagieren soll.
Auch ich zeige ihm einige Übungen, die ich so kenne, obwohl ich am Anfang nicht ganz verstehe warum. „Ich lerne von deinen Lehrern und du von meinen. Das ist der Sinn hinter dem Austausch. Ein ideales Format für eine Fernsehshow!“ scherzt Elmar. Auf die Frage, ob er enttäuscht ist, dass nur ich erschienen bin, lächelt er und meint, es sei ihm prinzipiell egal. Er ist in der Zeit des Lendwirbels jeden Tag um 08:00 Uhr am Mariahilferplatz und startet fit in den Tag – ob jemand kommt oder nicht.
Als Belohnung für die erfolgreiche Teilnahme an „Fit mit Elmar“ werden mir feierlich zwei Tic Tacs und ein Button überreicht. Ehrlich gesagt, danach habe ich wirklich das Gefühl, fit zu sein,. Fit für die nächste Station:
09 Uhr 30: Annenviertel-Flohmarkt
Stofftiere, Bücher, Schallplatten, Telefone, Kameras, Gläser, Kronleuchter, Nussknacker – Krimskrams so weit das Auge reicht. Am Annenviertel-Flohmarkt bleibt für Sammlerherzen kein Wunsch offen.
Bewaffnet mit einem Aufnahmegerät frage ich Flohmarktgeher und StandbesitzerInnen, was das Besondere an diesem Flohmarkt ist, wie es ihnen gefällt und ob sie finden, dass sich das Annenviertel dadurch verändert:
11 Uhr: Das ist kein Blind Date im Offline Retail
Diese Aktion beschert mir den wohl romantischsten Moment vom ganzen Lendwirbel.
Wie es funktioniert?
Man schnappt sich ein Post-It und schreibt darauf eine Botschaft. Aussagen wie beispielsweise „Kannst du essen, kannst du gehen? Willst du mit mir Essengehen?“ sind da zu lesen. Auf die Rückseite des Post-It’s notiert man seine Telefonnummer. Danach klebt man den Zettel mit der Einladung nach vorn an das Schaufenster, muss dafür aber einen anderen Zettel mit einer Nummer mitnehmen, sie anrufen und sich treffen. So entscheidet der Zufall, wer zusammenkommt und wer nicht. Es ist eine tolle Möglichkeit, aus seinem Umfeld „auszubrechen“ , neue Leute kennenzulernen und das Schicksal entscheiden zulassen. Ich klebe meinen Zettel an und sichere mir die Botschaft „Auf ein Bier ins Running Horse“. Ob ich einen Anruf bekommen werde, wird sich bis Ende des Lendwirbels noch zeigen.
13 Uhr: Schlagergarten Gloria im Volksgarten
Schon als ich von Weitem die Textzeile: „Sag mir quando, sag mir wann?“ höre, weiß ich, dass ich hier richtig bin.
Ein Schlagerfest, wie man es sich vorstellt. Bierbänke und Tische stehen bereit, auf einer kleinen Bühne spielt die erste Band und Frankfurter oder Krainer werden gejausnet. Einige trauen sich schon, zu Liedern wie „Mendocino“ zu schunkeln. Die erste Band „Original Union Bar“, eigentlich eine Balkan-Gruppe, kann mit deutschem Schlager und musikalisch überzeugender Leistung das Publikum schnell für sich begeistern. Weiters treten Melody Men, Melodien für Millionen, Die Rolf Zweig Band, Baroness TopS und Francois La Mer auf.
So sitze auch ich bald auf einer Bierbank, speise Frankfurter und wiege mich im Takt von „Er gehört zu mir“ und anderen Schlager-Klassikern. Der würdige Abschluss eines sehr interessanten und lehrreichen Tages am Lendwirbel 2012.