Ein Farbklex in der Schullandschaft

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Seit knapp zwei Jahren ist das Annenviertel um eine Schule reicher: Die Klusemann Extern Schule, kurz KLEX genannt, hat sich in der Marschallgasse angesiedelt. Die KLEX ist eine innovative „Ganztagsschule mit veränderter Zeitstruktur“ und annenpost.at hat sich jetzt zu Ende des zweiten Schuljahres dort umgeschaut.

Von Maria Wild

 

Auf den ersten Blick wirken die Räumlichkeiten der KLEX nicht anders, als die einer normalen Schule. Die gelben Türen zu den Klassenzimmern sind geschlossen, dahinter wird eifrig gelernt. Der Gang ist nicht ganz so leer, wie vielleicht in manch anderer Schule. Sitzecken mit Sofas und Tischen, alles liebevoll dekoriert. Also womöglich eine „gemütlichere“ Schule? Nein – nur die „Gemütlichkeit“ ist definitiv nicht das, was die KLEX so außergewöhnlich macht.

KLEX

Ganz im Sinne des Modells „Ganztagsschule“ wird hier täglich bis 15:30 Uhr unterrichtet und anschließend bietet die KLEX noch eine Nachmittagsbetreuung bis 17:00 Uhr an. Jeder Schüler und jede Schülerin muss auch zum gemeinsamen Mittagessen in der Schule bleiben.

Aber nicht nur die Unterrichtszeiten, sondern auch die Art, wie unterrichtet wird, unterscheidet sich von anderen Schulen. Die Hauptfächer Deutsch, Mathematik und Englisch werden im Stundenplan als Blockeinheiten mit dem Titel „Offenes Lernen“ ausgewiesen. Die Kinder und Jugendlichen sollen ein hohes Maß an Selbstständigkeit erlernen, indem sie sich vieles in Freiarbeit aneignen. Jeder Schüler hat seine Lernziele, die er in einem angemessenen Zeitraum erreichen soll, und dabei stehen frei zugängliche Lernmaterialen zur Verfügung.

KLEX

Auch für die Lehrpersonen gestaltet sich die Arbeit in der KLEX anders als in „normalen“ Schulen.  Eine wesentliche Rolle spielt hierbei das sogenannte Teamteaching, also das Unterrichten zu zweit. Marion Gartlgruber, eine der Lehrerinnen der KLEX, sieht diese Art des Unterrichtens als eine „große Ressource der Neuen Mittelschule“ und ihre Kollegin Andrea Wagner ergänzt: „Man lernt von den anderen, man kann sich darüber austauschen, was im Unterricht passiert ist. Das ist oft recht hilfreich.“
Besonders im Fach „Offenes Lernen“ ist dieses gemeinsame Unterrichten sehr wertvoll. Hier befinden sich zeitgleich zwei Lehrpersonen im Raum, die eigentlich unterschiedliche Fächer unterrichten. Da die Schüler innerhalb dieser Einheit ja keine fixen Vorgaben zur Reihenfolge der Fächer haben, kann es vorkommen, dass ein Deutsch- und ein Englischlehrer dann auch mathematische Fragen beantworten müssen. Mathematik-Lehrerin Gartlgruber sieht auch dahinter einen Sinn: „Ich muss meine Kollegen briefen, was in Mathe gerade zu tun ist – und natürlich umgekehrt. Und das ist für die Kinder auch lustig, wenn man sich wirklich gemeinsam als Lernende begreift.“

Ist diese Schulform also die ideale für Lehrer und Schüler? Laut einem Interview mit Unterrichtsministerin Claudia Schmied scheint es fast so.  Nach einem Besuch in der KLEX hob Schmied diese Schule besonders positiv hervor.

KLEX

Das ganze Gespräch zum Thema Bildungsvolksbegehren kann auf news.at nachgelesen werden.

 

Neben Ministerin Schmied sind auch Schüler, Eltern und Lehrer von der KLEX überzeugt. Einerseits die Schüler, da es beispielsweise keine Hausübungen zu erledigen gibt und sie wirklich frei haben, wenn sie von der Schule nach Hause kommen.
Andererseits die Eltern: Von Seiten der Schule wird betont, dass von den Eltern nur positive Rückmeldungen kommen würden und diese sehr zufrieden seien. „Das sieht  man auch daran, dass Eltern auch ihr zweites Kind zu uns schicken und ganz groß im Bekanntenkreis Werbung machen. Und das ist, glaube ich, auch ein Grund, warum wir in den zwei Jahren jetzt schon so einen guten Ruf aufbauen konnten“, erklärt Wagner einen Teil des Erfolgskonzepts.

Während der Schultag für die Schüler offiziell beendet ist, sobald sie daheim sind, wartet auf die Lehrpersonen auch außerhalb der Unterrichtszeit noch genug Arbeit. Obwohl beispielsweise das Korrigieren von Hausübungen wegfällt, gibt es trotzdem immer etwas zu tun. Neue Unterrichtsmaterialen und Lernkonzepte werden entwickelt, was natürlich mit einem hohen Zeitaufwand verbunden ist. Doch Andrea Wagner weiß, dass auch das dazugehört: „Der Vorteil an unserer Schule ist einfach, dass man viele Dinge entwickeln und gestalten kann. Das ist ja auch genau das, was uns Spaß macht, warum wir auch gerne Lehrer sind.“

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Die KLEX ist außergewöhnlich, so viel steht fest – dafür bekommt die Schule enormen Zuspruch, was auch die hohen jährlichen Anmeldezahlen belegen. Damit ein Schulsystem wie das der KLEX wirklich umsetzbar ist, braucht es engagiertes Lehrpersonal, interessierte Schüler und Eltern, die Neuerungen und Innovationen offen gegenüberstehen.

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