Deutschkurse und Basisbildung, aber auch Radfahrkurse und gemeinsames Kochen: DANAIDA ist eine Anlaufstelle für Migrantinnen in Graz, wo sie nach dem Prinzip „von Frauen für Frauen“ im geschützten Rahmen Deutsch lernen und sich austauschen können. Und das trotz Verschärfungen im Asylgesetz und Kürzungen von Förderungen im Sozialbereich.
von Sonja Radkohl
Wie so manche Errungenschaft im Abendland begann auch die Emanzipation der Frau in der antiken griechischen Mythologie. Der gestrenge König Danaos liebte seine Töchter sehr. So sehr, dass er glaubte, entscheiden zu müssen, welche Männer sie heiraten sollen. Die Töchter wollten sich jedoch nicht in ihr Schicksal fügen und als sie bemerkten, dass alles Flehen nichts nützte, wanderten sie aus und gründeten einen eigenen Staat. „Somit waren die Danaiden die ersten Flüchtlingsfrauen der Geschichte“, erzählt Marianne Hammani-Birnstingl, die neben Irene Windisch eine der Geschäftsführerinnen von DANAIDA ist. DANAIDA hat sich, wie der Name schon suggeriert, den migrantischen Frauen verschrieben, und verhilft ihnen zu Bildung, Alphabetisierung und Deutschkenntnissen. „Ziel ist es, die Frauen zu stärken und ihnen ein selbstbestimmtes Leben in Österreich zu ermöglichen“, so Hammani-Birnstingl
Irene Windisch und Marianne Hammani-Birnstingl auf der Dachterrasse von DANAIDA
Wenn die importierte Ehefrau das Geld nach Hause bringt
DANAIDA betreut pro Jahr ca. 450 Frauen aus rund 50 Nationen, wobei die Wartelisten für die einzelnen Angebote sehr lang sind. Grund dafür ist, dass die Voraussetzung für eine Asylbewilligung in Österreich drastisch verschärft wurde. Das EU-genormte Deutschniveau A2 müssen die Migrantinnen nicht mehr in zwei, sondern schon in eineinhalb Jahren erreichen. Dabei wollen die Migrantinnen nicht nur Deutsch lernen, weil sie es müssen, sondern auch, weil sie selbst aktiv an der Gesellschaft teilhaben wollen, wie zahlreiche Geschichten belegen.
„Vor gar nicht langer Zeit brachte uns ein Mann seine indische Frau mit der Bitte, ihr Deutsch beizubringen“, erzählt Windisch. Bei dieser Frau handelte es sich um eine sogenannte „importierte Ehefrau“, die sich die Männer aus Katalogen aussuchen, um sich eine gefügige, wohlerzogene Frau nach Österreich zu holen. Diese indische Frau konnte nur ein paar Brocken Englisch, war nicht alphabetisiert und ihr Mann hatte keinerlei Glauben an ihr Können. Das sollte sich allerdings ändern: Sie lernte in kürzester Zeit lesen, sprechen und schreiben, begann als Küchengehilfin, wurde schließlich Küchenchefin und am Ende war sie diejenige, die das Geld nach Hause brachte. „Ich habe sie angeschaut, sie hat mich angeschaut und mir war klar – das schafft sie problemlos.“
Von Kürzungen empfindlich getroffen
Neben den Sprachkursen bietet DANAIDA auch Möglichkeiten, dass sich die Migrantinnen untereinander aber auch mit Österreicherinnen austauschen. Gelegenheit dazu bietet sich bei Radfahrkursen und Küchengesprächen. Kinderbetreuung nebenher macht es vielen Migrantinnen erst möglich, die Angebote zu nutzen. Im letzten Semester musste DANAIDA allerdings zurückstecken: „Wir wurden finanziell drastisch gekürzt. Von vierzehn ursprünglichen Kursen konnten wir nur mehr vier anbieten. Unter anderem wurde die Basisbildung gestrichen und wir mussten Personal entlassen“, schildert Hammani-Birnstingl. Man ist aber optimistisch, im nächsten Semester wieder mehr Kurse anbieten zu können.