Flohmarkt ist, wenn Diddl-Mäuse neben Metallica-Scheiben am Verkaufsstand liegen und „Der Herr der Ringe“ gemeinsam mit der Bibel in einer Box mit der Aufschrift „Fantasy“ zu finden ist. Aber das Angebot am dritten Annenstraßen-Flohmarkt geht weit über Materielles hinaus. Höchste Zeit, sich in das Getümmel zu stürzen…
Auch bei der dritten Auflage herrscht buntes Treiben in der Annenstraße
Bereits auf den ersten Metern fallen die verbreiterten Gehsteige positiv ins Auge. Dass vereinzelt noch Bauarbeiten durchgeführt werden, stört die ersten Besucherinnen und Besucher keineswegs.
Flohmarktbesucher und Bauarbeiter im friedlichen Mit- beziehungsweise Nebeneinander
Wer hätte gedacht, dass Baustellenutensilien so praktisch sein können?
In der Nähe der Haltestelle Roseggerhaus haben Hildegard Tommasini und Katharina Probst ihre Zelte aufgeschlagen. Die beiden Grazerinnen kommen zwar nicht direkt aus der Annenstraße, wollen sich den Flohmarkt aber trotzdem nicht entgehen lassen. Nach einem kurzen Blick in zwei Kisten mit Diddl-Sachen entbrennt an ihrem Verkaufsstand die erste lebhafte Diskussion des noch jungen Tages – nämlich über die Frage, ob sich die Cartoonfigur noch immer so gut verkauft, wie noch vor ein paar Jahren oder nicht. Außerdem weckt die Maus bei Hildegard Tommasini Nostalgiegefühle: „Ich habe meine erste Diddl-Maus vor 17 Jahren bekommen. Ist auch schon eine Weile her.“
Hildegard Tommasini und Katharina Probst im Einsatz
Die Herausforderung des Tages besteht für die beiden jungen Frauen aber im Verkauf eines riesigen Kerzenständers, den sie als „sichere Alternative zu gefährlichen Weihnachtsbäumen“ anpreisen. Ob diese Taktik Erfolg hat?
Ein paar Schritte weiter betreibt Kerstin Gruber einen Flohmarktstand der etwas anderen Art: Den Stand OHNE Dinge. Sie und ihre Kollegen bieten keinerlei Trödel zum Verkauf an, sondern verwöhnen ihre Gäste unter anderem mit kostenlosen Massagen. Die Grazerin, die seit 15 Jahren im Lend lebt, ist Mitglied der Theatergruppe „Theatrie – bühnenlose Freiheit“. Die Gruppe umfasst derzeit elf aktive Mitglieder und versteht sich als Straßentheater. Da vor allem die Themen Stadt und Stadtgestaltung einen hohen Stellenwert einnehmen, ist das Mitwirken am Annenstraßen-Flohmarkt Ehrensache.
Der etwas andere Flohmarktstand – Kerstin Gruber sorgt für Entspannung
Nach dem kräftezehrenden Feilschen an den Verkaufsständen ist die Massage zwar der mit Abstand beliebteste Service am „Stand OHNE Dinge“, aber auch die anderen Angebote überzeugen und zaubern ein Lächeln auf das Gesicht der meisten Besucherinnen und Besucher.
Der „Stand OHNE Dinge“ bietet unter anderem „Nette Worte“ – ideal, um sich nach zähem Feilschen wieder aufbauen zu lassen
In der Nähe des „Mykonos“ haben sich Veronika und Sharif eingerichtet. Die Annenviertler erzählen von ihren ersten Eindrücken und zeigen auch auf, dass die Vorbereitung auf einen Flohmarkt alles andere als schnell erledigt ist: „Wir wohnen zwar hier gleich um die Ecke, aber es bedarf schon einiger Zeit, bis alle Verkaufsstücke auf dem Tisch stehen.“ Natürlich darf auch eine kurze Plauderei über die Bauarbeiten in der Annenstraße nicht fehlen: „Ich bin froh, dass ich jetzt wieder mit dem Fahrrad durch die Straße fahren kann. Das macht alles einfacher“, betont Veronika.
Veronika und Sharif haben einige interessante Raritäten im Angebot…
…und veranschaulichen durch praktische Zusatzinformationen was Sache ist
Außerdem punktet die Verkaufsfläche der beiden mit kreativen Arrangements
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite setzen Lukas und Julia auf Vielfalt. Gemeinsam mit zwei Freundinnen verkaufen sie unter anderem Bekleidung, Kult-DVDs wie „Trainspotting“ oder „Kill Bill“ und Ausgaben des „Datum“-Magazins.
Lukas und Julia bestens gelaunt
Ob es sich hier um einen unglaublichen Fauxpas oder doch um Kreativität handelt, liegt im Auge des Betrachters
Entlastend muss noch erwähnt werden, dass nur zwei der „Datum“-Ausgaben zur besseren Stabilisierung des (Verkaufs-)Wäscheständers verwendet wurden. Der Großteil der Magazine lag schön aufgestapelt am Verkaufstisch daneben.
Dass viele der Verkäufer am Flohmarkt in der Annenstraße über eine ausgeprägte Sammelleidenschaft verfügen, ist spätestens nach dem ersten Rundgang offensichtlich. Mit Klaus Rosmann kann es an diesem Tag aber niemand aufnehmen: Der passionierte Sammler bietet unter anderem alte Kinderbücher, Spiele aller Art, Schallplatten, Radios und andere Nostalgiestücke feil.
Klaus Rosmann – Sammler aus Leidenschaft
Die Art und Weise, wie er mit seinen Kunden über Pink Floyd, Marlene Dietrich oder andere Künstler aus vergangenen Tagen spricht, zeigt, dass das Sammeln (und Verkaufen) seiner Nostalgiestücke viel mehr als nur ein Hobby ist. Diese Vermutung bestätigt sich spätestens nach einem Rundgang in einem Hinterhof der Annenstraße. Dort präsentiert er stolz seine beeindruckende Raritätensammlung.
Wer sich für diese Sammlerstücke begeistert, aber heute nicht die Möglichkeit hatte, den Stand von Klaus Rosmann zu besuchen, kann das nachholen. Nämlich jeden Donnerstag von 14:30 bis 18 Uhr in der Annenstraße 26. Dort bietet er diese Raritäten in seiner Passage an.
Nostalgiefeeling pur
Abschließend bleibt zu sagen, dass auch der dritte Flohmarkt in der Annenstraße regen Zuspruch gefunden hat. Sehr positiv ist hervorzuheben, dass Institutionen wie die oben erwähnte „Theatrie“ oder das „Büro der Nachbarschaften“ vertreten waren.
Das „Büro der Nachbarschaften“ präsentiert sich in der Annenstraße
Die Tatsache, dass sich die Verkaufsstände in der Nähe des Metahofplatzes über weniger Zustrom freuen konnten, als die Verkäuferinnen und Verkäufer im Bereich zwischen dem Roseggerhaus und dem Esperantoplatz, bleibt ein kleiner Wermutstropfen an einem sonst sehr gelungenen Tag. Dadurch entgingen dem „Publikum“ aber auch tolle Performances wie die von Quasi und Tobi.
Quasi und Tobi sorgen für Stimmung – schade, dass quasi niemand zuhört
PS: Hildegard Tommasini und Katharina Probst haben ihren Kerzenständer erfolgreich an den Mann (oder die Frau) gebracht.
[box type=“info“]annenpost.at war auch beim letzten Flohmarkt dabei:
Über ‚Das Ding‘, Duracell-Häschen und von Däniken – annenpost.at
Das Büro der Nachbarschaften auf annenpost.at:
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