Hermann Glettler, Pfarrer der St. Andräkirche, führte als Nikolaus von Myra verkleidet durch das Annenviertel und veranschaulichte, wie multikulturell und -religiös dieser Stadtteil ist.
Fevzi Karatas, Vorbeter des islamischen Kulturzentrum im Gespräch mit Pfarrer Hermann Glettler
Am 6. Dezember, dem Namenstag des heiligen Bischofs Nikolaus von Myra, verkleidete sich Hermann Glettler als eben jener, für den Pfarrer der Andrä-Kiche eine „beeindruckende Persönlichkeit“. Im Baustellenbüro des Veranstalters des Spaziergangs, des Stadtteilanagements Annenviertel, begrüßte der Pfarrer die rund 25 Interessierten nur knapp, denn für den Spaziergang haben „wir nämlich nur zwei Stunden Zeit“.
Kurden, Türken und ein islamisches Zentrum
Deshalb marschierte der „Fanclub des heiligen Nikolos“ auch gleich in jene versteckten Ecken der Stadt, „in die Touristen normal nicht hingeführt werden“. Als erste Station hat Glettler dafür das Kurdistan Informations Zentrum ausgewählt, wo die rund 5.000 in Graz lebenden Kurden die Möglichkeit haben, sich zum Diskutieren, Schach spielen und Essen zu treffen.
Relativ schnell spazierten wir weiter und nach einer gratis Kostprobe von der auf dem Weg liegenden Backstube der türkischstämmigen Familie Kara, wurden wir in der Josef-Huber Straße im islamischen Kulturzentrum von Fevzi Karatas, dem Imam, sprich Vorbeter der Gemeinde, herzlich willkommen geheißen. Er servierte Tee und freute sich offensichtlich über den multikulturellen Besuch. Eine interessierte Teilnehmerin fragte, ob denn auch Katholiken eine Moschee betreten dürften. Karatas darauf: „Das spielt überhaupt keine Rolle. Jede Religion, jede Hautfarbe, jede Nationalität wird in der Ecke gelassen. Wir freuen uns, wenn Sie kommen.“
Kulturzentrum Nil – so wie die Mur
Genauso freundlich wurden wir im afrikanischen interkulturellem Jugendzentrum „Nil“ von Josef Dim begrüßt: „Wir sind immer offen.“ Nil ist –Kunstraum, Restaurant und Kreativ-Werkstatt in einem – , der zudem funktioniere, meint Dim. Auch „der ORF war schon da und hat über uns berichtet, das heißt wir sind a bisserl OK.“ Es folgte eine kurze Führung durch die Räumlichkeiten des Nil , ehe wir uns auf den Weg zur letzten Station des Spaziergangs machten: die Kirche St. Andrä, die Treffpunkt für Menschen mit unterschiedlichster Lebenserfahrung sein soll, wie Glettler sagte.
St. Andrä Kirche regt zum Dialog an
Dass die St. Andrä Kirche den Dialog mit anderen sucht, beweist nicht nur die starke missionarische Tätigkeit von Hermann Glettler, sondern auch die Außengestaltung der Kirche selbst. Bei Besuchern lösen die bunten, kreuz und quer geschriebenen Wörter wie „Schafherde“ oder „gelbes Trikot“ oft Verwunderung aus. Im besten Fall möchten sie dann mehr erfahren und betreten die Kirche, denn „Kunst öffnet Türen. Und die Türen von St. Andrä sollen auch in Zukunft ganz bewusst offen stehen“, wie Hermann Glettler über seine Kirche schreibt.