Willkommen im Caritas Kindergarten in der Mariengasse. In der „Bärengruppe“, einer der fünf Kindergartengruppen, basteln orthodoxe, muslimische und buddhistische Kinder Papierschiffe. Pädagoginnen lesen Weihnachtsgeschichten vor, die Kinder lauschen gespannt. Während sich in der Garderobe Jacken, Jausensackerln und Schuhe nahezu übereinander stapeln, bleibt Schwester Roswitha Bauer, die Leiterin des Kindergartens, gelassen. „Alltag“, schmunzelt sie und beginnt zu erzählen.
1966 eröffneten die Barmherzigen Schwestern den Kindergarten, 2002 übernahm die Caritas der Diözese Graz – Seckau aufgrund der schwierigen finanziellen Lage die Leitung. Seit 1978 ist Schwester Roswitha im Kindergarten tätig. Jeden Tag will sie ihrem Ziel, Vorurteile und interkulturelle Barrieren zu brechen, einen Schritt näher kommen.
Die Lage des Kindergartens im Viertel Eggenberg, welches durch eine migrantische Mehrheit geprägt ist, spiegelt sich an den Anmeldezahlen wider. 32 Nationen sind vertreten, die Mehrheit der Kinder stammt aus der Türkei, Tschetschenien, Bosnien, Afrika und neuerdings auch aus Rumänien. „Wir haben viele Ayslwerberkinder, woher diese kommen, richtet sich natürlich auch nach den aktuellen Flüchtlingswellen.“, so Bauer. Aktuell besuchen 125 Kinder aus Migrantenfamilien den Kindergarten – die 22 österreichischen Kinder sind klar in der Minderheit.
Das Leitbild des Kindergartens ist es, den Umgang und den Dialog der Kulturen untereinander zu fördern. Darüber hinaus wird mit „ABC+ mehr“ eine gezielte Deutschförderung angeboten, da ein Großteil der Kinder wenig oder gar kein Deutsch spricht. „Die Deutschförderung bieten wir seit 20 Jahren an, damals war dies noch gar kein großes Thema in Graz.“, erklärt Bauer. Da diese Initiative in Kleingruppen angeboten wird, ist der Erfolg schnell messbar. Positive Rückmeldungen von Schuldirektoren und Eltern bestärken Bauer und ihr Team in ihren Vorhaben.
Die katholische Erziehung bildet einen weiteren Schwerpunkt des Kindergartens. „Alle religiösen Feste und Bräuche unserer Religion werden gefeiert, Andersgläubige wissen dies von der Aufnahme an und müssen das auch mittragen. Niemand kann sich vom Religionsunterricht abmelden.“, stellt Bauer klar. Ein Kennenlernen der katholischen Religion sei nur dann möglich, wenn man aktiv eingebunden werde und offen für neue Erfahrungen sei, erzählt Bauer.
Neben jeweils einer Pädagogin und einer Mitarbeiterin pro Kindergartengruppe ist auch eine interkulturelle Mitarbeiterin tätig, welche die multikulturelle Gruppenstruktur durch Spiele und Gespräche stärken soll. „Wir wollen Barrieren durchbrechen. Das ist mir persönlich und meinem Team ein großes Anliegen“, berichtet Bauer.
Im Laufe der Zeit hat sich das Angebot des Kindergartens vervielfältigt – eine großzügige Gartenlandschaft und der selbstangelegte Gemüsegarten tragen sicherlich zu seiner Beliebtheit bei.
Schwester Bauer schwärmt von der großartigen Bereicherung, die die Arbeit mit unterschiedlichen Kulturen gebracht habe. „ Ich habe einen umfassenden Weitblick erhalten und gelernt, dass man sich allem öffnen muss, um ein Stück Kultur kennenzulernen. Auch aus negativen Erfahrungen kann man lernen.“
8020, Mariengasse 13 u. 13a,
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