Der finanzielle Aufwand war zu groß. Die deutsch-türkischsprachige Zeitung Yeni Hayat ging im Jänner das vorerst letzte Mal in Druck. Chefredakteur Ali Özbas arbeitet aber bereits an einem neuen Projekt.
Die zwanzigste Ausgabe war die letzte – vorerst. Chefredakteur Ali Özbas sitzt nachdenklich in seinem kleinen Büro in der Annenstraße, das bis vor kurzem auch die Redaktion der zweisprachigen Monatszeitung Yeni Hayat („Neues Leben“) war. „Es gibt viele Gründe, warum es Yeni Hayat nicht mehr gibt. Hauptsächlich liegt es daran, dass die Zeitung sich nicht von alleine finanzieren konnte“, sagt Özbas.
Dreißig bis vierzig Leute seien pro Ausgabe in die Produktion involviert gewesen. Von Schreibern, Übersetzern und Fotografen bis hin zu Grafikern – die Koordination des Yeni Hayat Teams stellte für Özbas eine große Herausforderung dar. Fließe kein Geld, so fehle bei vielen nämlich oft die Motivation sich an Abgabetermine zu halten. „Menschen ständig lästig sein zu müssen, war auf Dauer auch für mich sehr belastend. Deshalb herrscht auch auf unserer Website momentan quasi Stillstand.“ Den Online-Auftritt einer Zeitung aktuell zu halten, erfordere viel Arbeit – vor allem wenn Themen rund um Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft aktuell und zweisprachig aufbereitet werden müssen. „Es braucht Leute, die die Seite täglich auf freiwilliger Basis betreuen. Doch auch Hobbies finden irgendwann ihr Ende“, erklärt Özbas das Dilemma.
Die deutsch-türkische Monatszeitung Yeni Hayat wurde 2010 aus der Taufe gehoben. Hinter dem Projekt stand der Verein Jukus, die Koordination übernahm Chefredakteur Ali Özbas. Zwei Euro kostete die Zeitung pro Ausgabe. Während die Verkaufszahlen Özbas im November 2011 noch positiv stimmten (die Annenpost berichtete), seien Lesegewohnheiten und Zahlungsbereitschaft der Leser im vergangenen Jahr zunehmend abgesunken. „Außer auf Veranstaltungen war es uns zuletzt kaum noch möglich neue Leser zu erreichen. Da es auch immer mehr türkischsprachige Gratiszeitungen gibt, wollten viele Leser keine zwei Euro mehr aufbringen“, sagt Özbas.
Gänzlich zu Grabe getragen hat Ali Özbas seine Zeitung jedoch nicht. Auf Basis einer Bedarfsanalyse soll das Konzept von Yeni Hayat adaptiert werden – 2013 könne, mit etwas Glück, die 21. Ausgabe wieder in Druck gehen. Bis dahin widmet sich Özbas einem weiteren Projekt: Bereits im Mai soll eine zweisprachige Kultur- und Literaturzeitschrift über den Verein Jukus erhältlich sein. „Kleine Medien haben zu Themen oft einen anderen Zugang als große Zeitungen. Der Bedarf an solchen Produkten ist definitiv vorhanden“, sagt Özbas.