„Die Kleinen müssen unten bleiben! Aber für mich sind die Kleinen die größten Menschen, weil sie wissen, was los ist.“ Das ist nur Eines der zahlreichen Zitate und Geschichten, welche die Künstlerin Kristina Leko in weißer Kursivschrift für einen alternativen 1. Mai-Rundgang auf schwarze Tafeln drucken ließ.
An diesem Tag wurde das von ihr und dem Kunstverein < rotor > initiierte Projekt KEINE DENKMALE ZUR GESCHICHTE VON ARBEIT UND EINWANDERUNG im Zuge eines Rundganges eröffnet. „Die Grundidee ist, die Migrationsgeschichte des Annenviertels auch als Geschichte der Arbeiter und Arbeiterinnen zu sehen“, erklärt Kristina Leko, die sich selbst während des Rundganges im Hintergrund hielt. Auszüge der Texte, die zwei Jahre lang an acht Orten in den Bezirken Lend und Gries zu sehen sein werden, wurden von Studierenden der Künstlerin über ein Megaphon vorgetragen.
Jedes Mal, wenn eine blecherne Stimme aus dem Megaphon ertönte, verstummten die Teilnehmer des Marsches. Die Geschichten der Arbeiter und Immigranten, die Kristina Leko und ihre Studenten im Annenviertel gesammelt haben, gehen ans Herz. „Werden die Texte gelesen, sollen sie auf jeden Fall zum Nachdenken anregen. Das Projekt soll ein Verständnis für Geschichte und für Mitmenschen schaffen“, sagt der Künstler und Philosoph Wolfgang Oeggl, der den Rundgang begleitete.
Dem Kunstverein < rotor > sei es mit solchen Projekten vor allem ein Anliegen, gemeinsam mit Bürgern die Stadt aktiv mitzugestalten, erklärt Margarethe Makovec. „Jeder hat die Chance in dieser Stadt etwas zu bewegen. Kunstprojekte wie dieses ermöglichen es Menschen gehört zu werden“, sagt Makovec. Schließlich würden die Geschichten von Menschen handeln, die im Annenviertel leben. Durch historische Texte soll zusätzlich eine Brücke zwischen Geschichte und Gegenwart geschlagen werden.
Zu sehen sind die Textkunstwerke in der Ägydigasse, am Griesplatz Nord, in der Dreihackengasse, der Annenstraße, am Styria Center, in der Strauchergasse, der Hanuschgasse, in der Idlhofgasse und in der Niesenbergergasse.