Viele solidarisieren sich am Christopher Street Day mit Homosexuellen indem sie Regenbogenfahnen hissen. In Graz hat es dazu „immer ein Theater gegeben“, ein Fetzen bunter Stoff spaltet die Grazer Politik.
Der Christopher Streeet Day (CSD) ist der bedeutendste Aktionstag für die Gleichbehandlung von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transgender. In nordeuropäischen Städten wie Berlin ist es Usus, dass zwei bis drei Wochen vor und nach dem 28. Juni auf allen Bezirksrathäusern Regenbogenfahnen gehisst werden. In Wien werden die Straßenbahnen mit bunten Fahnen geschmückt. In Graz hat es dazu „immer ein Theater gegeben“, ärgert sich Gerald Kuhn, Grüner Bezirksrat in Jakomini. Seit 2008 versucht er mit den Grazer Grünen vor die Bezirksservicestellen bunte Flaggen zu hängen.
Bezirk Lend: „Grüne Veranstaltung“
Neben St. Leonhard und Mariatrost hat sich auch der Bezirk Lend gegen die Fahnen ausgesprochen. Die Grünen stellten dort einen Finanzierungsantrag von 43,50 € für Fahnen, die aus dem Fenster der Bezirksservicestelle Lend gehängt werden sollten. Auf Anfrage erklärt Bezirksvorsteher Wolfgang Krainer (ÖVP), dass es nicht „Aufgabe eines überparteilichen Bezirksrat ist, eine grüne Veranstaltung“ zu unterstützen. Die „grüne Veranstaltung“, die er meinte, ist das CSD-Parkfest im Volksgarten. Wie eine schnelle Recherche ergab, wird das Parkfest am 22. Juni allerdings vom überparteilichen Homoverband „Rosalila PantherInnen“ veranstaltet, und nicht – wie behauptet – von den Grünen. Bei einem abermaligen Anruf mit diesem Hinweis, bestreitet Krainer jemals von einer „grünen Veranstaltung“ gesprochen zu haben.
„Ideologisches Problem“ bei der ÖVP?
Stefan Hödl (Grüne), Antragssteller im Bezirksparlament Lend, spricht von „rein ideologischen Gründen“ für die Ablehnung des Antrags. Die solidarischen Homo-Fahnen seien mit dem katholischen Weltbild der ÖVP nicht vereinbar. Kuhn geht weiter und meint, dass die mehrheitliche ÖVP noch immer ein „massives Problem mit Homosexuellen“ hat. Krainer bestreitet das: „Keine ideologischen Hintergründe“.
„Peinlicher Ausrutscher“ der SPÖ Lend
Mit den Stimmen der ÖVP habe Hödl gar nicht gerechnet, überraschender waren für ihn die Gegenstimmen der SPÖ. Zwei von drei roten Bezirksräten haben nämlich gegen eine Beflaggung im Lend gestimmt. Dafür wurden die SPÖ-Räte von der eigenen Parteijugend gerügt: Das ist ein „peinlicher Ausrutscher“ und „wir sollten uns als Sozialdemokraten schämen“, tadelt Sebastian Pay von der Sozialistischen Jugend Graz die Räte im Lend. So ein Abstimmungsverhalten dürfe es nächstes Jahr nicht mehr geben.
Diskussion reicht
Martina Weixler, Obfrau vom CSD-Parkfest veranstaltenden Verein „Rosalila PantherInnen“ zeigte sich ob der Entscheidung des Bezirksparlaments „sehr überrascht“. Eine Gesinnungsdifferenz vermutet sie aber nicht, sie möchte die Unterstützung nicht an einer Fahne festmachen. Ob nun eine Fahne hängt oder nicht, sei nicht so wichtig. Wichtiger sei es, dass mit dem Rüffel der SJ eine Diskussion angeregt wurde. Freuen würde sie sich, wenn sich Menschen für die Gleichbehandlung der Homosexuellen solidarisch erklären und privat Regenbogenfahnen hissen würden. Teile der „Menschenrechtsstadt“ Graz haben damit offenbar noch Probleme.
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