Wenn aus dem getanzten Dialog eine Plauderei wird - Szilvia und Angela

Tanz die Schneeflocke!

Lesezeit: 3 Minuten

Mit ihrer Crazy Company will Su Albrecht tanzend Barrieren zwischen Menschen abbauen. Denn Integration, findet sie, darf auch Spaß machen.

Ein barrierefreier, grauer Raum im Erdgeschoss des „Anderen Theaters“ in der Orpheumsgasse. Sessel stehen herum, Neonröhren geben grelles Licht. Kreativorte sehen anders aus. Doch sobald Su Albrecht und ihre MittänzerInnen den Raum mit Bewegung erfüllen, erst noch ein wenig zögerlich, dann immer selbstbewusster, kehrt hier plötzlich Leben ein. Zusammen wickeln sie bunte Tücher um die kahlen Säulen, Musik ertönt, aus einem einfachen Raum wird ein Tanzstudio.

Ohne Worte

Zu anfangs ruhiger Musik bewegt sich jeder frei durch den Raum, Tänzer Chris klatscht in die Hände, die anderen bleiben stehen, danach geht’s weiter. Die Blicke wandern dabei aber immer wieder zu Su, die mit ihrer gewinnenden, dabei bestimmten Art selbst die Schüchternen ins Geschehen mit einbindet. Dann wechselt die Musik, wird mal schneller, mal langsamer, wie das ständige Auf und Ab in einem Gespräch, wie ein getanzter Dialog. Auf Angelas Drehung folgt eine Schrittkombination von Szilvia, später entwickelt sich fast schon ein getanztes Versteckspiel daraus.

Su und Chris im getanzten Dialog
Su und Chris im getanzten Dialog

Vom Pilotprojekt zur Company

Su Albrecht, Tanzpädagogin und Therapeutin, führt die bunt gemischte Crazy Company an, die sich 2011 aus einem Projekt von Alpha Nova entwickelte.  „Einigen hat das einfach so gut gefallen, dass ich ihnen vorschlug, eine eigene Company zu gründen. Das, was wir machen, ist verrückt und anders. Mitmachen kann jeder, egal, woher man kommt, welche Fähigkeiten man hat, ob man eine Behinderung hat oder nicht,“ erklärt Su Albrecht. Heute besteht das integrative Tanztheater aus den Jungen Marcel, Patrick und Christian, der Mittzwanzigerin Angela, den Erwachsenen Leo, Ali, Szilvia und natürlich der lebensfrohen Su. Sie selbst arbeitete zuvor in einer Tagesstätte für Menschen mit schweren Behinderungen und tanzte nebenbei im Zentrum für Ausdruckstanz und Tanztherapie.

Die Idee für die Crazy Company kam ihr aber nicht über Nacht, es war vielmehr die Verwirklichung eines Traums: „Als ich den Job in der Tagesstätte  aufgegeben hatte, realisierte ich noch ein ziemlich clowneskes Solostück für Ausdruckstanz im ,Anderen Theater’. Das war dann meine persönliche Initialzündung. Ich wollte meine eigenen Ideen verwirklichen und Tanzen eine humorvolle Seite verleihen“, schildert Su ihren Werdegang.

Improvisierte Duette
Improvisierte Duette

Mehr als ein Wort

Was macht die Integration von Menschen, die nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen, eigentlich so kompliziert? Die Crazy Company hat sich dazu ein Ziel gesetzt: Die Barrieren gehören abgebaut  „Wir machen integratives Tanztheater, weil wir Menschen zusammenbringen wollen“, sagt Su Albrecht. „Es spielt keine Rolle, ob jemand Autist ist, eine körperliche Behinderung hat oder aus schwierigen familiären Verhältnissen kommt. Je unterschiedlicher die Teilnehmer sind, desto besser.“

Tanzen stärkt schließlich das Selbstbewusstsein

Tanzen ist also nicht so cool wie Fußball? Patrick und Marcel sagen da etwas anderes: „Donnerstags hat das Fußballtraining dem Tanzen Platz gemacht“, erzählen die beiden verschmitzt. Die Proben laufen mittlerweile auch schon länger, man sieht, wieviel Spaß alle dabei haben. Dass da einige Freundschaften entstehen, ist klar. „Einige sind inzwischen sogar in derselben WG “, sagt Su.

Wenn aus dem getanzten Dialog eine Plauderei wird - Szilvia und Angela
Wenn aus dem getanzten Dialog eine Plauderei wird – Szilvia und Angela

Lights off

Wenn am Ende des Abends dann die Lichter im Proberaum ausgehen, wird Su manchmal auch ein bisschen nachdenklich. „Jeden Donnerstag gehe ich mit so vielen Ideen nach Hause, zu denen mich die Crazy Company inspiriert. Ich wünsche mir, dass sich alle hier diese Lebendigkeit und Buntheit in den Alltag mitnehmen. Mein Traum war es schon immer, Tanzen mit Clownerie zu verbinden, und ich denke, wir machen da einen guten Job.“

In alle Richtungen schauen - in alle Richtungen denken
In alle Richtungen schauen – in alle Richtungen denken

Wer jetzt Lust bekommen hat, sich selbst von der Crazy Company ein Bild zu machen, kann dies am 19. Dezember bei der Weihnachtsfeier des Vereins „Die Brücke“, Grabenstraße 39a, tun. Damit will die Truppe ein größeres Publikum ansprechen, vielleicht auch neue Teilnehmer gewinnen. „Es gibt so viele Ideen für den Abend“, sagt Su Albrecht. Das wird einem spätestens dann klar, wenn man hört und sieht, wie Patrick den geschäftigen Bäcker gibt und Angela ganz verträumt den lautlosen Schneefall verkörpert. Weihnachtsstimmung ist von Seiten der Crazy Company also schon mal garantiert.

 

[box] Verein die BrückeWeihnachtsfeier
Donnerstag, 19.12.2013 ab 17:00 Uhr
Grabenstraße 39a, 8010 Graz
Um Voranmeldung wird gebeten[/box]

 

 

Seit Ende September gehör auch ich zu JPR13 und verstärke damit die "Oberösterreich-Fraktion", die den Studiengang dieses Jahr geflutet zu haben scheint ;-)
Kommend aus dem 1800 Seelen Dorf Piberbach bin ich jetzt in Graz gelandet und versuche mich als Blogger und PR-Mensch für die Annenpost (ach nee?). Wenn's der FH-Alltag mal zulässt, geht's ab auf die Tanzfläche - die Ballsaison ist fast immer vollständig verplant. Oberösterreich sieht mich in regelmäßigen Abständen immer wieder, zuhause wartet schließlich meine Familie (die mich mittlerweile schon Steirerbua nennt) inklusive meiner Golden Retriever Hündin auf mich. Da man ja noch träumen darf, stell ich mir meinen Traumberuf mal als Mix aus Schreiben, Moderieren, Organisieren von Events und Reisen vor. Apropos Reisen: Frankreich und Italien mag ich unglaublich gerne. Da würd ich allein wegen dem Essen schon hinziehen.

2 Comments

  1. Lieber Benjamin,

    das ist ein genialer Text und die Bilder sind so toll – danke dir das du dich uns besucht hast und diesen bezaubernden text geschrieben hast.

    das wird meine mittänzerinnen sehr freuen – alles gute weiterhin Su

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