Zum Auftakt der Adventzeit haben wir zusammen mit Beatrix Statthaller und den Designern von white elephant einen Blick auf die neue Weihnachtsbeleuchtung in der Annenstraße geworfen.
Bereits seit rund sechzig Jahren erstrahlt die Annenstraße in weihnachtlichem Licht, erzählt Beatrix Statthaller von der „Großen Brieftasche“, wo seit Ende des ersten Weltkriegs Taschen verkauft werden. Ihr Vater hatte die Beleuchtung in den frühen 1950ern zusammen mit der damals erst seit wenigen Jahren bestehenden Werbegemeinschaft Annenstraße ins Leben gerufen. Von den Benelux-Ländern inspiriert, erstrahlte 1954 die erste Weihnachtsbeleuchtung der Stadt, wie sich die Geschäftsfrau erinnert.
Damals war die weihnachtliche Beleuchtung freilich noch eine simple Lichterkette, was der Begeisterung der Bevölkerung allerdings keinen Abbruch tat. Im Laufe der Jahrzehnte wurde die Weihnachtsbeleuchtung schließlich aufwändiger, verspielter, kostspieliger.
Die neue Weihnachtsbeleuchtung in der Annenstraße erstrahlt seit 22. November
Statt Sternen und Kerzen bloß Lichtteppiche
Doch heuer sollte sich das ändern. Denn mit der neugestalteten Annenstraße erstrahlt auch die Beleuchtung in neuem Glanz und präsentiert sich aufgeräumter, spartanischer und in kostengünstiger LED-Technologie. Hängende „Lichtteppiche“ aus abertausenden gelb und blau blinkenden Punkten haben die alten Weihnachtsmotive abgelöst und lassen verschiedene Interpretationen zu.
„Weihnachtszwinkern“ hat übrigens der Schauspieler Michael Ostrowski die Girlanden vergangene Woche anlässlich einer Stadtführung zum Projekt „In alle Netze“ von Bernhard Wolf genannt – und dabei die „Installation“ als eigene künstlerische Arbeit ausgegeben.
Bei der Barmherzigenkirche sind noch Reste der alten Lichtmodule zu sehen
Tobias Kestel und Toni Krisper vom Grazer Designbüro white elephant sehen die neue Weihnachtsbeleuchtung „prinzipiell eher positiv“. Auf Krisper wirkt die Beleuchtung in ihrer Gesamtheit gelungen, auch wenn er die einzelnen Module eher einfallslos findet. Laut Kestel hätte man da noch mehr Dreidimensionalität einbauen können, etwa durch ein Zick-Zack-Muster in der Anordnung. Außerdem gefiele ihm ein animierter, durchgeschalteter Lichteffekt, wie es ihn 2003 – als Graz Kulturhauptstadt war – in der Herrengasse gab. Einig sind sich die beiden Designer, dass die alten Beleuchtungsmotive nicht mehr zeitgemäß waren. „Das ist ‚oldschool‘ gewesen“, so Krisper.
Die Designer Tobias Kestel und Toni Krisper von white elephant mustern die Beleuchtung
Laut den Designern ist die neue Weihnachtsbeleuchtung in der Annenstraße zwar schön, aber kein großer Hingucker: „Man kann sicher noch mehr rausholen, aber das ist eine Preisfrage“, meint Kestel, der die Lichtgestaltung mit 1-2 benoten würde.
Generell findet er, dass man mit weihnachtlichem Lichterschmuck eher sparsam umgehen sollte, „aber das ist bei uns ‚eh‘ noch relativ im Rahmen.“ Für die vielen unterschiedlichen Weihnachtsbeleuchtungen in Graz würde ihm ein zusammenhaltendes optisches Erkennungszeichen gefallen.
Auch Frau Statthaller ist der neuen Weihnachtsbeleuchtung nicht abgeneigt: „Sie ist halt anders, moderner als die letzte.“ Es bleibt abzuwarten, ob das weihnachtliche Lichtermeer auch in Zeiten der Reizüberflutung für leuchtende Kinderaugen sorgen wird.
[box]Die neue Weihnachtsbeleuchtung in der Annenstraße ist noch bis zum 6. Jänner (Dreikönigstag) zu sehen. Durch Umstellung auf LED-Technologie konnten 85% der Energiekosten eingespart werden.[/box]