Seit 1995 betreut die psychotherapeutische Beratungsstelle Omega Flüchtlinge und Menschen mit Migrationshintergrund. Wir trafen Dr. Kuljuh, den Leiter von Omega, und sahen uns das transkulturelle Zentrum genauer an.
Am 14. November 2013 wurde die Grazer Organisation Omega mit dem Alexander Friedmann-Preis ausgezeichnet. Seit 2008 wird der mit 10.000 Euro dotierte Preis jährlich an Organisationen für besondere Leistungen in der transkulturellen Psychiatrie verliehen.
Emir Kuljuh ist Neuropsychiater und einer der Gründer von Omega. Im Zuge des Jugoslawienkrieges in den 1990er Jahren kam er selbst als Flüchtling nach Österreich. Dass er jedoch in Österreich bleiben würde, habe sich ergeben. „Ich habe immer vorgehabt, irgendwann nach Hause zurückzukehren.“ Kuljuh kannte die Schwierigkeiten, die Flüchtlinge durchleben und überlegte, wie man diesen Menschen den Einstieg in ein neues Leben erleichtern könne. „Mein Ziel war es, Menschen zu helfen, und da habe ich überlegt, wie man hier in Österreich etwas machen kann.“
Die Tätigkeitsbereiche von Omega sind vielseitig. Ein besonderes Augenmerk legt die Organisation auf die Betreuung von schwer traumatisierten Flüchtlingen, Folteropfern und psychisch kranken Migranten und Migrantinnen. Mithilfe verschiedener Projekte soll den Menschen neue Perspektiven aufgezeigt werden. Außerdem wird ihnen der Einstieg ins Berufsleben erleichtert und deutschsprachige Grundkenntnisse vermittelt.
„Vor allem sei es aber notwendig, dass man Menschen ihre Rechte einräume. Viele Migranten wissen nicht um ihre Rechte“, erklärt Kuljuh. Aus diesem Grund bietet Omega auch Beratungen in verschiedenen Sprachen an. Essen und ein Schlafplatz gehören auf alle Fälle zu den Grundrechten, so Kuljuh. Es sei aber auch ein Recht jedes Menschen, die deutsche Sprachen erlernen zu dürfen. Dies trage dazu bei, dass sich Menschen erfolgreich integrieren können.
Der Schutz von Frauen und Kindern ist der Organisation ein besonderes Anliegen. „Kinder leiden oft doppelt so stark. Sie bekommen das Kriegsgeschehen auch indirekt mit und können oftmals nicht unterscheiden, was sie wirklich erlebt haben oder nicht“. Gleichzeitig müssen Kinder besonders gefördert werden, denn ihnen steht noch die ganze Zukunft bevor und sie können schneller die Sprache erlernen. Damit wird es ihnen auch ermöglicht, sich schneller in die fremde Heimat zu integrieren, glaubt Kuljuh.
Zielfindung als Zukunftsperspektive
Es kommt häufig vor, dass junge Asylanten oder MigrantInnen aus den Systemen herausfallen. Auch endet dann oft die Betreuung in Heimen. Für eine weitere Nachbetreuung gibt es vonseiten des Landes keine zureichenden Angebote. Diese Menschen sind daher besonders gefährdet, da sie zudem häufig keinen Schulabschluss, geschweige denn eine Ausbildung haben. Hier versucht Omega anzusetzen. In der so genannten Zielfindungsgruppe lernen Personen mit psychischen oder sozialen Problemen Deutsch und erhalten Computergrundkenntnisse. Der Großteil der Teilnehmer sind afghanische Flüchtlinge zwischen 18 und 25 Jahren.
Daniel Adimkew ist Betreuer bei Omega. „Möchte jemand von euch Bäcker werden?“, fragt er die Teilnehmer. Doch was ist ein Bäcker? Was tut dieser und welche Ausbildung brauche ich dafür? Und wie wird Bäcker überhaupt ausgesprochen? Daniel zeigt ein Video. Darin erklärt ein Bäcker seinen Beruf und seinen Alltag. Zwar können nicht alle Teilnehmer dem Video folgen, dennoch wird mit Aufmerksamkeit und Interesse dem Kursleiter zugehört. Dass man als Bäcker jedoch häufig bereits vor 2 Uhr morgens aufstehen muss, gefiel den Teilnehmern dabei weniger.
Die Zielfindungsgruppe sieht sich als zentrales Bindeglied. Junge Erwachsene erhalten Zukunftsperspektiven und sprachliche Barrieren werden überwunden. Ziel ist es, diese Menschen in die Gesellschaft zu integrieren und ihnen Hoffnung zu geben. Dass es Erfolg hat, zeigt schon, dass im Jahre 2012 mehr als 120 Personen am Projekt teilnahmen.
Auf den Erfolg für die Auszeichnung des Friedmann-Preis wolle man sich jedenfalls nicht ausruhen. „Es habe im Moment keine bessere Organisation gegeben“, erzählt Kuljuh scherzhaft. Dennoch blickt er zufrieden auf die Wand, auf der man die Urkunde betrachten kann. „Diese Auszeichnung gebührt aber auf alle Fälle dem gesamten Team“, so Kuljuh.