Beim spleen-Festival geht es nicht nur um bunte Veranstaltungen, junges Theater und neue Ideen, sondern auch um Vernetzung und Zusammengehörigkeit. „Bekenne Farbe“ ist ein Projekt, das die Fertigkeiten, die in deinem Umkreis schlummern, ans Licht bringt und deine Nachbarschaft zu einem Fähigkeitenbasar sondergleichen werden lässt.
spleen, das ist darstellende Kunst für junges Publikum. Sechs Tage lang bespielt das Festival ab dem 07. Februar mit 45 Vorstellungen internationaler Theatergruppen aus elf Nationen unterschiedlichste Orte in Graz. Behandelt werden dabei sowohl persönliche Geschichten, die nahe an der Lebensrealität junger Menschen sind als auch politische Fragestellungen zu Themen wie Gerechtigkeit, Demokratie und Widerstand. Verena Frauwallner vom spleen-Team sieht darin einen wichtigen Sozialisationsfaktor: „Das Festival soll auch dabei helfen, schwierigere Stücke an Jugendliche heranzutragen und ihnen wichtige politische oder gesellschaftliche Thematiken, wie etwa den malawischen Aufstand, verständlich zu vermitteln“. Die Kunstschiene spleen*trieb bietet jungen Menschen zusätzlich die Möglichkeit, im Zuge von acht verschiedenen Projekten, eigene Ideen zu verwirklichen, mit künstlerischen Ausdrucksformen zu experimentieren und zum Thema „Die Welt ganz groß und ganz klein“ zu forschen und so unterschiedliche Perspektiven einzunehmen.
Bunte Fenster für die Gemeinschaft
„Bekenne Farbe“ ist eines dieser kreativen Projekte und bringt nicht nur bunte Fenster, sondern auch tolle Möglichkeiten ins Annenviertel. Organisiert wird das ganze von Kristin Brauneis, Verena Kolm, Julia Tintelott, Alena Volk und Verena Frauwallner.
Wer kennt das nicht? Man steht zuhause in der Küche. Hochmotiviert zum Kuchenbacken. Und dann, wenn man an die Stelle kommt, wo man die 6 Eier schaumig schlagen soll, merkt man, dass man gerade mal zwei im Haus hat. In jenen Momenten dann, wenn man drei Minuten später leicht beschämt, zum vierten Mal innerhalb von zwei Wochen, vor der Türe der Nachbarn steht und drinnen leise die Schritte näher kommen hört, entwickelt man zumeist ein ganz besonderes Zugehörigkeitsgefühl und vor allem eine ganz besondere Dankbarkeit für die Nachbarschaft, die einem aus dem Kuchendebakel hilft.
Doch nicht nur beim Kochen und Backen sind Nachbarn sehr nützlich. Den meisten unter uns ist wahrscheinlich gar nicht bewusst, welches Potential in freundlich gehegter Nachbarschaft zuweilen schlummert. Der eine repariert gerne Dinge, der andere wieder ist gut in Mathematik und wieder ein anderer kennt sich perfekt mit dem leidigen Thema der Arbeitnehmerveranlagung aus. „Vor allem im ländlichen Bereich ist das ja ganz normal, dass sich speziell ältere Personen gegenseitig unterstützen und zur Hand gehen“, so Verena Frauwallner. „Was dort in Form der Nachbarschaftshilfe gang und gäbe ist, wird in größeren Städten meist wenig betrieben, weil man sich oft innerhalb der Nachbarschaft nicht einmal kennt.“
Egal was du kannst, du wirst gebraucht
Und genau darauf zielt die Aktion „Bekenne Farbe“ ab. „Backst du gerne Kipferl? Reparierst du gerne Uhren? Sprichst du vielleicht eine Fremdsprache? Oder spielst du einfach gerne Schach? Es gibt sicher einige Dinge, die du gerne machst! Und deine Fähigkeiten haben es verdient präsentiert zu werden!“ In Zusammenarbeit mit dem Kunstzentrum < rotor > wird das Projekt rund um die Marschall-, Orpheum- und Afritschgasse, sowie die Volksgartenstraße, dem sogenannten „MOVA-Block“ initiiert. Mitmachen kann und darf jeder. In den Stiegenhäusern des MOVA-Blocks wurden vom „Bekenne Farbe“-Team Seidenpapierbögen in verschiedenen Farben aufgelegt. Jede Farbe steht dabei für eine bestimmte Fertigkeit. So repräsentiert die Farbe Rot etwa Handwerk, Technisches und Textil, die Farbe Blau Spiele, Baby-, Kinder- oder Hundesitten, oder die Farbe Orange PC und Technik. Insgesamt gibt es sechs verschiedene Farben, die entsprechende Fertigkeiten bzw. Fähigkeiten symbolisieren. Je nachdem welche Fähigkeiten man besitzt, kann ein nach außen hin und für alle sichtbares Fenster mit dem Papier beklebt werden. Somit weiß jedermann wer was kann. Über eine Facebook-Gruppe kann dann weiter angeboten, ausgetauscht und angefragt werden.
„Es ist wichtig Menschen miteinander zu vernetzen und Zusammengehörigkeit zu schaffen innerhalb des Viertels“, meint Verena Kolm vom Organisationsteam. „Die Idee dahinter ist auch, dass das Projekt nicht nach dem spleen-Festival vorbei ist, sondern darüber hinausgeht und selbstständig über die Facebook-Seite weiterläuft“. Dass dieses Konzept sehr gut funktioniert, beweist zum Beispiel die Facebook-Gruppe share & care – graz, die über 12.000 Mitglieder zählt. Auch „Bekenne Farbe“ kann sich bereits über sehr positive Rückmeldungen und rege Teilnahme freuen. Um sich bei Kuchen und Kaffee zu informieren, auszutauschen und zu vernetzen, lädt das Projektteam am 08.02.2014, um 15 Uhr , zum „coffe&skills“ – Kaffee und Fähigkeiten, in die Räumlichkeiten des <rotor>, in der Volksgartenstraße 6a. In einem anschließenden Rundgang werden dann die vielen bunten Fenster bewundert. Und wer weiß, vielleicht erstrahlt ja eines in der von dir benötigten Farbe.