Postgarage: Hat es sich bald ausgetanzt?

Lesezeit: 3 Minuten

Auf dem Grund der jetzigen Postgarage im Bezirk Gries könnte in naher Zukunft eine Wohnbauanlage entstehen – zumindest, wenn der Architekt Helmut Zieseritsch einen Investor dafür findet.

Von Alexandra Polič und Eva Wallinger

Vor ein paar Wochen sorgte der von Helmut Zieseritsch im Internet veröffentlichte Bauplan für große Aufregung unter den Fans der Postgarage. Der Besitzer des Gebäudes hatte die Baupläne in Auftrag gegeben – das Ganze jedoch im Rahmen einer Studie. Durch diese sollen verschiedene Ideen zur Nutzung des Grundstücks entworfen werden. Der nun diskutierte Plan, der daraus entstand, ist Helmut Zieseritschs Idee zu dem Projekt.

Regelmäßig finden derzeit noch Veranstaltungen, bei denen getanzt und gefeiert wird, in den Räumlichkeiten der Postgarage, von einigen auch kurz „Poga“ genannt, statt.

Auf dem 1st floor der Postgarage ist derzeit Platz für 500 Menschen.

 

Doch wenn die Pläne von Helmut Zieseritsch realisiert werden, entsteht auf dem Grund der Postgarage eine Wohnanlage. Um diese zu bauen, müssten die Geschäftsführer der Postgarage aber ihre Zustimmung geben. Denn da ihr Mietvertrag unbefristet ist, kann der Eigentümer der Liegenschaft diesen nicht einfach kündigen. Dazu kommt, dass die Veranstaltungshalle der Postgarage als ehemalige Artillerie-Reitschule unter Denkmalschutz steht. Das Objekt muss daher z. B. vor Veränderung und Zerstörung bewahrt werden.

Zieseritsch möchte indes einen Ort zum gemeinsamen „(Er)Leben“ inszenieren, den die Begegnung prägt. Das Ziel seines Projekts sei es, Raum zu bieten: Raum für Vernetzung und Raum zum Wohnen. „Meine Idee ist, dass man ein urbanes Zentrum schafft.“ Für ihn ist der Gries ein spannender Ort, der optimale Voraussetzungen für sein Projekt bietet.  „Man könnte sich das wie einen Markt vorstellen“, erklärt der Architekt. Er sieht in der Realisierung seines Projekts eine gute Chance, den Bezirk Gries aufzuwerten. „Meine Vision ist, die Halle frei zu kriegen, dass man sie als ganzen Raum erleben kann.“

„Im Erdgeschoß der ehemaligen Postgarage soll ein lebhafter „Naschmarkt“ mit vielen verlockenden Angeboten entstehen.  Der Stadtteil UNSER GRIES erhält eine neue Schnittstelle und einen neuen Begegnungsraum der Kulturen und somit eine Ergänzung zum bisherigen Angebot“, beschreibt er uns sein Projekt näher.

Doch die im Internet kursierenden Baupläne rufen vor allem Reaktionen der Angst hervor – Angst, dass ein weiterer Szenetreffpunkt geschlossen wird. „Es geht in die Richtung eines Feindbildes: wieder ein Wohnprojekt“, kommentiert Zieseritsch die zurzeit laufenden Diskussionen in den sozialen Netzwerken. „Es wird natürlich hauptsächlich vom Wohnen bestimmt werden, aber ich glaube, dass es ein sehr vielseitiges Wohnen ist und eine tolle urbane Struktur. Die Begegnung ist das Wichtige. Es könnte eine Zentrumsfunktion im Gries-Viertel werden.“ Doch das ist ein langwieriges Unterfangen. Um niemanden zu verunsichern, so lange noch nicht feststeht, ob das Projekt überhaupt realisiert wird, wurden die Baupläne für unbestimmte Zeit aus dem Netz genommen.

Helmut Zieseritsch
Helmut Zieseritsch möchte mit seinen Plänen die Gries-Gegend aufwerten. © Helmut Zieseritsch

 

Seitens der Postgarage herrscht Unzufriedenheit mit der Gesamtsituation: Der Club wird laut Günter Brodtrager, dem Leiter der Postgarage, von der Stadt zu wenig gefördert. „Es macht auch Spaß und wir machen es gern, aber irgendwann und irgendwie muss man auch leben“, meint dieser. Die bisher gestellten Anfragen für Investitionsförderungen durch die Stadt wurden bis auf eine kleine 2005 immer abgelehnt. Auf Nachfrage erhielt Brodtrager die Antwort, das Budget wäre schon aufgebraucht.

Besonders trifft es ihn, da die Musikszene durch die Postgarage speziell gefördert werde und seiner Meinung nach das ganze Viertel davon profitiere. „Wir bieten seit 11 Jahren dauernd Programm, und es ist sehr viel Geld, das wir dafür aufwenden. Diese ganzen kleinen Konzerte würde es ohne uns wahrscheinlich nicht geben. Es gibt einfach nicht so viele Spielstätten, die für diesen Preis einen Platz für Auftritte bieten.“ Ganz abgeneigt ist er demnach dem Bauprojekt gegenüber nicht: „Wenn ein Investor kommen würde – und das Interesse wird sicherlich größer, weil der Platz auch interessant ist –, dann würde ich mir schwertun, ‚Nein‘ zu sagen.“

Im letzten Jahr wurden bereits zwei Veranstaltungsräume für Künstler, die gleichzeitig als Clubs dienten, wegen nicht erfüllter Auflagen und des verschärften Veranstaltungsgesetzes geschlossen. Die Schließung der Niesenberger und der Papierfabrik ließ die freie Kulturszene im Annenviertel im letzten Jahr stark schrumpfen. Ein etwaiger Verlust der Postgarage wäre da umso schmerzhafter.

Auch die Postgarage hat mit dem neuen Veranstaltungsgesetz eine zusätzliche finanzielle Belastung zu tragen. „Die Meldung der Veranstaltungen ist jetzt sicher komplizierter und aufwendiger und kostet letztendlich auch mehr Geld, weil man öfter melden muss. Schließlich weiß ich trotz unserer weitreichenden Planung nicht alle Veranstaltungen über das ganze Jahr jetzt schon.“

Momentan ist das Grundstück der Postgarage als Gewerbegebiet im Flächenwidmungsplan eingetragen. Das bedeutet, dass laut aktueller Widmung, Wohnungen nur gebaut werden dürfen, wenn diese für die Aufrechterhaltung des Gewerbes erforderlich sind. Da das bei der Realisierung von Zieseritschs Bauplänen nicht der Fall ist, müsste die Liegenschaft umgewidmet werden, was laut Stadtentwicklungskonzept auch im Bereich des Möglichen liegt.

Der nächste Schritt wäre, das Projekt dem Fachbeirat vorzulegen. Eine Architekturkommission stimmt dann über das weitere Vorgehen ab. Auch das Denkmalschutzamt müsste seine Einwilligung geben. „Erst wenn das alles zutrifft, ist es eigentlich ein realistisches Projekt“, resümiert Helmut Zieseritsch.

 

Neben dem Schreiben hat die Südsteirerin auch noch andere Interessen, wie etwa die Musik. Klavierspielen und Gesangsstunden gehören seit Jahren zu ihrem Alltag. Auch Fußball ist ein Thema - zusehen und darüber schreiben, versteht sich. Das aber mit Leidenschaft. Eine besondere Verbundenheit gibt es außerdem zum Nachbarland Slowenien, das zumindest genetisch zu fünf Achteln ihre Heimat ist. Obwohl die Sprachenkenntnisse die Fähigkeit, die Speisekarte zu übersetzen, nicht übersteigen, werden Sprachen in jeder möglichen Form aufgenommen. So lautet auch das nächste Wunsch-Reiseziel: Australien!

3 Comments

  1. also ich finde es gibt genügend freistehende wohnungen in graz – marktplatz? ich finde den rösselmühlpark als feinen begegnungsort… man müsste dort einfach mehr machen… also nicht nur den rösselmühlflohmarkt sondern einfach kleine feste die gries vernetzen und da muss man nicht noch einen betonklotz hinstellen find ich … und auch eine konsumfreie zone ist wichtig… die menschen die in gries leben haben die meisten nicht so viel geld… den sonst würden sie vermutlich nicht in gries leben (der mietzins steigt ja immer mehr an)

    ich finde es auch wichtig das es lokale wie die poga gibt wo auch alternative konzerte einfach auch getanzt werden kann gibt und nicht vor die hunde geht, weil sie geld bekommen… und was das niesenbergerarial betrifft ist es echt eine schande das noch das letzte stückl grün (gemeinschaftsgarten) verbaut wird sowie kreative köpfe einfach weggekickt werden… schade das kunst, kreativität und die natur so wenig wert bekommen.

    danke für den ausführlichen bericht

  2. Der Drang der Investoren alle freistehenden Grundstücke/Baulücken/fremdgenutzte Bauwerke in Graz mit Wohnbebauung aufzufüllen und damit eine höhere Rendite zu erwirtschaften löst schon lange bei mir einen säuerlichen Reflux aus.
    Das Schöngerede vom „Neuen Zentrum“ kann nicht mal der Redner selbst glauben.
    Ohne ein großräumiges Konzept, welches diesen Ort wirklich zum Zentrum macht, wird es sich in eine weitere Sackgasse mit Parkproblemen und Schallschutzvorkehrungen entwickeln.
    Auf der Strecke bleibt dabei die alternative Musikszene, ohne die das Viertel eine der interessanteren Facetten verliert.

  3. „Die bisher gestellten Anfragen für Investitionsförderungen durch die Stadt wurden bis auf eine kleine 2005 immer abgelehnt. “
    wozu brauchen die Förderungen, bei Eintrittspreisen um die 10€ für irgendwelche 0815 90s clubbings usw..

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