Kleidung wegwerfen oder einfach in den Secondhandladen tragen war gestern. Heute wird getauscht. Und immer mehr Menschen tun es. Kleidertauschbörsen wie Kleiderkreisel oder Modezirkus werden immer beliebter. Doch woher kommt eigentlich die Idee und was steckt dahinter?
Es ist 10 Uhr an einem verregneten Samstagvormittag in der Postgarage. Vor den Türen des 2nd floors stehen Leute mit Taschen, sogar Koffern Schlange. Der Modezirkus ist in der Stadt und aus ganz Graz sind Leute mit ihren ehemals geliebten Kleidungsstücken gekommen, um sie gegen andere einzutauschen. Jasmin Teichtmeister und Sandra Raser veranstalten den Modezirkus schon zum dritten Mal. „Beim ersten Mal haben wir mit 50 Leuten gerechnet, aber gekommen sind dann um die 400“, freut sich Jasmin. Auch heute rechnet sie mit einem ähnlichen Andrang.
Zum ersten Mal wird das Kleidertausch-Event zusammen mit Kleiderkreisel veranstaltet. Kleiderkreisel ist eine Kleidertauschbörse aus Deutschland, die 2009 von drei StudentInnen gegründet wurde. Ursprünglich kam die Idee dazu aber aus Litauen. Sophie Utikal und Susanne Richter, zwei der drei GründerInnen von Kleiderkreisel, trafen beim Couchsurfen in Vilnius auf Justas Janauskas. Justas erzählte den beiden Mädels von seiner Idee und fragte die beiden ein Jahr später, ob sie nicht Lust hätten, den Kleiderkreisel auch in Deutschland zu starten. Nachdem das Konzept dort großen Erfolg hatte, startete Kleiderkreisel 2011 auch in Österreich.
Auch der Modezirkus entstand spontan und per Zufall. „Wir saßen bei einem Kaffee zusammen und waren davor auf einem Flohmarkt. Bei Flohmärkten hat man immer das Gefühl, dass alle nur nach teuren Marken suchen, aber niemand wirklich Freude an den Dingen selbst hat“, erzählt Jasmin. „In Amerika gibt es die Kleidertauschbörsen schon lange, also dachten wir uns, wir machen so etwas auch in Graz.“ Nachdem mit dem Lendloft die passende Location gefunden war, schlug der Modezirkus letztes Jahr im Februar zum ersten Mal seine Zelte auf.
Was steckt hinter dem Kleidertausch?
„Wir wollen Kleidung ein zweites Leben schenken“, sagt Jasmin. „Heutzutage wird so viel weggeworfen, was man eigentlich noch tragen könnte und wir wollen die Leute dazu bringen, sich bewusst im Kleiderschrank nochmal umzusehen und anderen mit einem T-Shirt oder Kleid eine kleine Freude zu machen.“
Und auch hinter dem Kleiderkreisel steckt ein sozialer Gedanke: „Ich denke, die Leute sollten sich mehr Gedanken über die Ressourcen machen und nicht alles wahllos wegwerfen. Wir haben so viel Kleidung zu Hause und sollten besser damit umgehen“, sagt Veronika aus dem Kleiderkreisel-Team.
Nicht nur der Kleiderkreisel und Modezirkus denken in Sachen Umwelt und Ressourcen um. DIY (Do It Yourself) oder Upcycling sind Ideen, bei denen aus alten Sachen neuwertige gemacht werden. „.Alte T-Shirts oder Röcke werden einfach mit Rüschen oder Strass-Steinchen „aufgehübscht“ und sehen wieder super aus. Bei uns auf dem Kleiderkreisel-Blog ist DIY gerade total in“, erzählt Veronika. Und auch Jasmin ist der Meinung, dass Trends wie Kleidertausch, DIY oder Upcycling ein Umdenken in Sachen Nachhaltigkeit in den Köpfen der Menschen bewirken.
Kleidertausch- ein kurzlebiger Trend oder doch salonfähig?
In Amerika gibt es Kleidertausch-Partys und Events schon lange. Auch in Deutschland ist die Tauschaktion mittlerweile alltäglich geworden. „Hier in Österreich haben die Leute noch ein paar Berührungsängste, was Secondhand-Kleidung angeht. Ich denke aber, dass da trotzdem noch viel in diese Richtung kommen wird und man sich auch hier mehr damit anfreundet“, meint Veronika.
Die nächsten Österreich-Aktionen hat der Kleiderkreisel schon geplant. „Wir wollen in jedem Bundesland Tauschpartys organisieren und versuchen die Leute zum Umdenken zu bewegen“.
Auch der Modezirkus plant das nächste Event. Noch dieses Jahr im Oktober oder November wollen Jasmin und Sandra im Mangolds die nächste Tausch-Party geben.
Fotocredits: (c) Nicole Stranzl