Die Fraueneinrichtung DANAIDA am Marienplatz bietet Deutsch-, Bildungs- und Alphabetisierungskurse für Frauen. Besonderes Augenmerk legt die Institution auf den Erhalt der Multilingualität und das tatsächliche Ausüben der Sprache – sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern.
„Am Anfang hat man nur Deutschkurse angeboten und festgestellt, dass es unterschiedliche Lerntempi gab: Die Frauen haben unterschiedlich schnell gelernt und das hat viele gefrustet“, erklärt Marianne Hammani-Birnstingl, Geschäftsführerin von DANAIDA. Heute gibt es zusätzlich diverse andere Projekte, wie Fortbildungen für Trainerinnen und Sensibilisierungsprojekte für die Öffentlichkeit, um auf die Situation von Migrantinnen aufmerksam zu machen. Da eine störungsfreie Lernumgebung wichtig ist, wird auch eine begleitende Kinderbetreuung angeboten.
Dem Arzt selbst erklären, was einem fehlt und den Kindern in der Schule helfen können – das sind die häufigsten Gründe für Migrantinnen, Deutsch zu lernen. Doch Erwachsene können oft nicht so schnell Sprachen lernen wie Kinder, dazu fehlt ihnen meist die Praxis. Zusätzlich tut sich noch ein anderes Problem auf: Der Lernprozess dauert länger, wenn Frauen die Grundkompetenz des Lernens nicht mitbringen und sich diese erst aneignen müssen. Trotzdem stellen die Mitarbeiterinnen der Institution große Fortschritte fest. In der Außenwelt wird das aber anders wahrgenommen, „weil die Frau immer noch nicht perfekt Deutsch spricht“, ergänzt Hammani-Birnstingl. Dass die Kinder die Sprache leichter erwerben, liege daran, dass Kinder sowohl in der Schule als auch in der Freizeit ständig mit der Sprache konfrontiert seien. Mit vergleichsweise vier bis sechs Stunden Deutschkurs in der Woche ist es da schwierig, einen gleichartigen Fortschritt zu erzielen. Die Frauen haben einfach weniger Praxis im Umgang mit der neuen Sprache, weil sie mit niemandem Deutsch sprechen können. Nachbarn reagieren oft abweisend. Deshalb versucht man bei DANAIDA, den Frauen durch Exkursionen eine aktive Umsetzung der Sprache zu ermöglichen.
Um den Spracherwerb von Kindern bereits früh zu fördern, gibt es ein Kooperationsprojekt mit Sale. Dabei besuchen Mitarbeiterinnen Kindergärten und sind dort unterstützend tätig. Spielerisch sollen die Kleinkinder Deutsch lernen. „Die Sprachförderung ist für alle Kinder, nicht nur für jene ohne deutsche Muttersprache. Bei den Sprachstanderhebungen hat man festgestellt, dass fast mehr Kinder mit deutscher Muttersprache einen Förderbedarf haben“, betont Hammani-Birnstingl die Wichtigkeit der Unterstützung. Seit einigen Jahren gibt es auch eine Kooperation zwischen der Stadt Graz und dem Caritas Campus. Diese bietet die Möglichkeit, eine Ausbildung zur Integrationsassistentin zu machen, um eben diesen Sprachfördernugsbedarf in der Elementarpädagogik zu decken.
Die Ausgrenzung, die aufgrund von Sprachbarrieren erfolgt, wird oft unbewusst praktiziert – unter anderem auch vom Personal der Bildungseinrichtung. Mit Aufforderungen wie „Sprich schön!“ oder „Sprich richtig!“ lässt man das Kind glauben, es sei hier nur anerkannt, wenn es auch Deutsch spreche. Und Kinder spüren die Abwertung ihrer Sprache durch Ausgrenzung sehr stark. Doch „mehrsprachig aufwachsen zu können, ist eine unglaubliche Chance, die positiv genutzt und positiv bewertet gehört“, stellt die Geschäftsführerin klar.
Da sei es auch wichtig, dass die Familien ihren Sprachgebrauch zu Hause nicht ändern. „Sprechen Sie mit Ihrem Kind die Sprache, die sie am besten können.“ – So heißt es in einer Broschüre. Diesen Ansatz verfolgt auch Hammani-Birnstingl: „Nur da kann ich erwarten, dass das Kind die beste und größte Sprachkompetenz erwirbt.“
Am Lendwirbel ist DANAIDA dieses Jahr mit einer Ausstellung vertreten. In den Schaufenstern ihres Gebäudes am Marienplatz präsentieren Migrantinnen unter dem Namen „Mein Lend – Migrantinnen zeigen ihren Bezirk“ ihre Sicht auf den Stadtteil. Im Rahmen der Deutschkurse wurden die Frauen in die Stadt geschickt, um Bilder zu machen und sie mit Texten zu versehen. Die Ergebnisse gibt es auch über den Lendwirbel hinaus zu betrachten.