Die Brückenkopfgasse wird nicht autofrei, die künftige Südwest-Straßenbahnlinie verläuft im Bereich Griesplatz auf zwei verschiedenen Trassen. Das hat der Gemeinderat am Donnerstag beschlossen. Die Bevölkerung sei bisher nicht eingebunden gewesen, beklagen Bürgerinnen und Anrainer.
Die künftige Bim-Trasse wird im Bereich Griesplatz stadtauswärts über die Brückenkopfgasse und die Rösselmühlgasse führen. Eine Kfz-Spur bleibt in der Brückenkopfgasse somit bestehen. Stadteinwärts wird die Tram von der Rösselmühlgasse kommend den Griesplatz überqueren und verläuft weiter über die Weiglgasse, die Augartenbrücke und den Roseggerkai. Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) und Verkehrsstadtrat Mario Eustacchio (FPÖ) hatten diese Verkehrslösung im September präsentiert. Im Gemeinderat fand sie bei ÖVP, SPÖ, FPÖ und den Piraten eine Mehrheit. Somit wurde die von den Grünen, den Piraten und der KPÖ bevorzugte „Variante 1“ – eine Trassenführung durch die Brückenkopfgasse in beide Richtungen – abgelehnt (der entsprechende Abänderungsantrag war von den Piraten gekommen). Ein Abänderungsantrag der Grünen auf eine Volksbefragung zur Griesplatz-Neugestaltung fand keine Mehrheit.
So sieht die beschlossene Trassenführung im Bereich Griesplatz aus (schematische Darstellung).
Rückblende: Vergangenen Samstag am Griesplatz. Kinder malen mit Kreide Herzen auf den Asphalt, Menschen in Liegestühlen plaudern, diskutieren, lesen Zeitung. An einer Auslagenscheibe klebt ein handgeschriebenes Plakat: „Wir wollen den Griesplatz mitgestalten, unbedingt!“ Mehr Bürgerbeteiligung, das ist die Forderung des „Slow Mobs“, der an diesem sonnigen Samstagmittag 40 Menschen am nördlichen Ende des Griesplatzes versammelt.
Am friedlichen Protest beteiligt sich auch Thomas Pilz. „Bis jetzt gab es überhaupt keine Möglichkeit zur Bürgerbeteiligung“, sagt der Architekt und Griesplatz-Anrainer. „Seit den 50er-Jahren ist es derselbe Ansatz: Zuerst wird der Verkehr geplant, dann der Rest.“ Eine Verkehrslösung sei zwar wichtig, sie sei aber nur ein Teil der ganzen Neugestaltung. Was leidet, sei die Gestaltung des Platzes als „Lebensraum“. Die Bürgerinnen und Bürger als „Experten für unseren Griesplatz“ sollen bei der Neugestaltung in die Planungs- und Entscheidungsprozesse eingebunden werden, heißt es auch auf der Facebook-Seite der Initiative „Unser Griesplatz“, die sich selbst als überparteilich bezeichnet.
Der nun beschlossene Trassenbau sei teurer, da rund 400 Meter zusätzliche Gleise verlegt werden müssten, außerdem entstünde durch enge Gleisradien am Griesplatz mehr Lärm. Als entscheidendes Kriterium nennt Pilz aber die längere Fahrzeit stadteinwärts: „Wenn die Bim zum Jakominiplatz drei bis fünf Minuten länger braucht, wird sie weniger genutzt.“ Dadurch gelinge die dringend notwendige Beruhigung des Autoverkehrs wieder nicht.
Anders sieht das Franz Peter Pergler von der ÖVP-nahen Bürgerinitiative „Pro Gries“: Die beschlossene Linienführung in der Variante 2 sei zwar länger, entschleunige aber den Platz sowohl im Norden als auch im Süden. Die höheren Baukosten „machen bei einem Projekt im zweistelligen Millionenbereich keinen großen Unterschied“, sagt Pergler.
Die Verkehrslösung ist fixiert, jetzt beginnen die Planungen für einen neuen Griesplatz. Bis der erste Bagger auffährt, wird es jedoch noch dauern. Bürgermeister Nagl rechnet mit einem Zeithorizont von einem Jahrzehnt bis zur Umsetzung der Baumaßnahmen.
Guter Artikel, danke dafür!
Eine kleine Korrektur oder Ergänzung von mir: Die Piraten haben auch einen Abänderungsantrag ( http://www.graz.at/cms/dokumente/10241572_1618648/9e758e2a/Ab%C3%A4nderung_Pacanda_TO12_Griesplatz.pdf ) eingebracht für die Variante 1. Es gab auch eine Zustimmung der Piraten für den Abänderungsantrag ( http://www.graz.at/cms/dokumente/10241572_1618648/06052f6c/Ab%C3%A4nderungsantrag%20GR%20Dreisiebner%20zu%20Stra%C3%9Fenbahnlinie%20S%C3%BCd-West%20Trassenf%C3%BChrung.pdf ) der Grünen. Die Zusammenfassung gibt es hier: http://www.graz.at/cms/beitrag/10241572/1618648/#6 .
Danke – die Abänderungsanträge wurden ergänzt.