Seine Leidenschaft für die japanische Kampfkunst entdeckte Tammo Trantow, der in Deutschland geboren wurde, vor 19 Jahren ausgerechnet in der Schweiz. Dort studierte der ausgebildete Steinmetz, bevor es ihn 2004 aus privaten Gründen nach Graz verschlug. Schon bei seinem ersten Besuch in einer Aikidoschule war er von dieser Sportart begeistert. „Als ich den Meister zum ersten Mal sah, strahlte er zugleich Bescheidenheit und Präsenz aus“, sagt Tammo Trantow. Denn bei Aikido geht es nicht um Angriff. Das würde der friedlichen geistigen Haltung des Aikido widersprechen. Vielmehr ist es Ziel, „mit dem Angreifer zu verschmelzen“, die Störung der Harmonie zu überwinden, einen neuen Freiraum zu schaffen und dadurch zu so etwas wie einem „Moment der Wahrheit“, dem „Shin“, zu finden. Zumindest in der von Trantow bevorzugen Schule des Sanshinkai Aikido. Ebendiese Ruhe bei einem zugleich harten Sport fasziniert Trantow.
Heute unterrichtet Tammo Trantow selbst Kinder, Jugendliche und Erwachsene in seiner Aikidoschule. Begonnen hat er mit einem Dojo, einer Trainingshalle, am Lendplatz. Vor einem Jahr siedelte er dann in eine ehemalige Fabrikshalle, die zuvor lange Zeit als Peepshow genutzt wurde, in die Volksgartenstraße um. Die Eingangstür ist mit einem dunklen Tuch verhängt, im Vorraum stehen, bunt zusammengewürfelt, Sitzmöbel, ein Schreibtisch und einige Zimmerpflanzen. Neben den zwei Dojos gibt es noch einen Umkleideraum, Duschmöglichkeiten und eine Kochnische. „Es ist natürlich alles selbst gebaut“, sagt Trantow stolz.
Sechs Mal pro Woche finden Kurse statt, zwei davon sind speziell für Kinder. „Ich würde auch gerne einen Kurs für Jugendliche anbieten, doch bisher hat es sich noch nicht ergeben. Ich finde die Arbeit mit Jugendlichen zugleich wahnsinnig schwierig und interessant“, erklärt Tammo. Um Aikido zu lernen, muss man nach einem Einführungskurs ein Jahr lang das Training besuchen. „Man investiert bei den Unterrichtseinheiten die eigene Energie in jede Person“, begründet der Aikidoleher diese Verpflichtung. Zu Beginn einer Trainingseinheit wird der Körper mit langsamen Bewegungen aufgewärmt. Mit der Zeit werden die Kämpfer immer aktiver, doch es herrscht während des gesamten Unterrichts Ruhe und Konzentration auf der Matte.
Die zweite Leidenschaft des Aikidolehrers ist Design. Zusammen mit zwei Partnern betreibt Tammo Trantow das Animal Design Studio am Andräplatz, das nicht nur Projekte im Bereich Web- und Ausstellungsdesign umsetzt, sondern auch Produkte wie „Caspar“, einen höhenverstellbaren Tisch für Kinder, den Thomas Maitz im nahegelegenen perludi entwickelt hat. „Uns ist es wichtig, sinnvolle Sachen zu machen. Nicht nur im wirtschaftlichen, sondern auch im moralisch-ethischen Sinn“, erklärt er. „Leider ist das aus finanziellen Gründen nicht immer ganz möglich.“
Was seine beiden Leidenschaften verbindet? „Mit dem Design wollen wir versuchen, Unternehmen zur Nachhaltigkeit zu bewegen, also eine gewisse Veränderung bewirken. Aikido kann ebenfalls zu Veränderungen führen. Die Schüler erlangen ein gesteigertes Selbstvertrauen und bilden sich somit persönlich weiter“, sagt Trantow. Nur zeitlich lassen sich diese zwei Künste inzwischen nicht mehr so leicht vereinbaren.
Vor einem Jahr traf Tammo Trantow daher eine Entscheidung: „Je älter man wird, desto selektiver muss man mit seinen Aktivitäten umgehen“, sagt er. Nachdem er drei Jahre lang beiden Projekten gleichzeitig seine Aufmerksamkeit gewidmet hat, legt er den Fokus nun auf die Schule. „Ich arbeite lieber mit Menschen als mit Dingen. Außerdem bewege ich meinen Körper gerne“, begründet er seine Entscheidung. So hat der zweifache Vater neben seinem Hauptberuf als Aikidoleher und seinem Hobby Design auch noch genügend Zeit für seine Familie.
[box]Aikidoschule GrazVolksgartenstraße 8
8020 Graz
Tel.: 0699 10 289 763
interest@aikidoschule-graz.at
Animal Design Studio
Kernstockgasse 16
8020 Graz
Tel.: 0699 17 283 104
studio@animaldesign.at[/box]