Im Shisha Palace am Griesplatz treffen Orient und Modernes aufeinander. Die Annenpost hat sich das Lokal angeschaut und sich mit seinem Betreiber Cem Yakut unterhalten. Über ihn und den Griesplatz, über Vorurteile und Zukunftsziele.
„Wir wohnen leider ziemlich weit weg, aber wir finden das Lokal echt geil.“ Das meinten die Jungs von Offbeatfront über den Shisha Palace, bei ihrem ersten Auftritt in Graz, am 15. November. Die sechs jungen Oberösterreicher, die mit ihrer Musik im Ska-Stil für gewöhnlich eher auf regionalen Festivals das Publikum rocken, zeigen sich angetan von der entspannten Atmosphäre in der Bar und fühlen sich wohl „wie bei jemandem daheim“. Ihr Auftritt war einer von mehreren geplanten Livemusik-Acts im Shisha Palace.
Wie Wasserpfeife, türkischer Tee und Orient-Kissen mit Ska-Beats, Drinks und Designer-Einrichtung zusammenpassen? „Mein Gedanke war immer, dass der Shisha Palace kein „Ausländerlokal“ – sondern für alle Leute offen sein soll, jeder Mensch ist hier willkommen“, erklärt Yakut sein Konzept vom Aufeinandertreffen von Orient und Moderne. Der gebürtige Türke, der an der Montanuniversität Leoben ein Kunststofftechnik-Studium abgeschlossen hat, über seine Vision: „Es soll ein Ort sein wo die Leute sich treffen, etwas trinken, miteinander reden und einfach entspannt eine Wasserpfeife rauchen können.“
Als er 1996 nach Österreich kam, empfand er den Griesplatz noch als schönen, belebten Ort. Mit dem Bauernmarkt und vielen Geschäften war er für ihn „das Herz von Graz“. Im Februar 2009, als er das Lokal übernahm, war er dennoch selbst skeptisch, ob das Konzept funktionieren oder doch am schlechten Ruf der Gegend scheitern würde. „Jetzt sind vermehrt Handyshops und Kebapläden am Griesplatz angesiedelt, aber größere Geschäfte oder Bars befinden sich auf der anderen Murseite.“, klagt der Wirt. Seit der Eröffnung musste er mit vielen Schwierigkeiten und Vorurteilen zurechtkommen, die rund um das Viertel herrschen. „Anfangs war es schwer, weil viele Leute sich nicht getraut haben den Griesplatz zu betreten, vor allem ab gewissen Uhrzeiten in der Nacht. Andere fragten sich, ob sie im Lokal überhaupt willkommen wären.“
Yakut ließ die ursprünglichen Räumlichkeiten eineinhalb Monate lang komplett umbauen und dann Stück für Stück neu gestalten. Die heutige Ausstattung ist größtenteils maßangefertigt und zum Teil von Yakut selbst entworfen. „Ich habe das Heft mit meinen Gestaltungsideen dann auch meinen Gästen gegeben, sie nach ihren Ideen gefragt und habe schließlich versucht es so umzusetzen wie sie es sich wünschen“, erzählt er. „Die Leute haben sich gefreut, als sie gesehen haben, dass ihre Ideen verwirklicht worden sind.“ Mit der Zeit hat es sich herumgesprochen, dass der Shisha Palace eine für alle offene Bar ist, egal welche Herkunft oder Religion. Mittlerweile hat er viele Stammgäste. „Ihre gute Rückmeldung gibt mir Kraft, am Griesplatz weiterzumachen“, sagt Yakut, der heute mit seiner Familie in Graz lebt.
Für ihn und sein Team ist es aber mit der Umgestaltung der Lokalität alleine nicht getan, er sieht im Griesplatz noch immer enormes Potential und hofft auf ein Umdenken seitens der Politiker und Wirtschaftstreibenden. Nach wie vor haben viele Menschen, die selbst noch nie mit dem Bezirk Gries zu tun hatten, ein Bild von Kriminalität und von schlechter Wirtschaftslage vor Augen. „Auch wenn viele das anders sehen, für mich ist der Griesplatz der beste Ort!“, betont Yakut, der seit Februar 2009 noch nie etwas Kriminelles oder Gefährliches in oder vor seinem Lokal am Griesplatz erlebt haben will. „Unser Lokal ist das beste Beispiel dafür, dass etwas hier funktionieren kann.“ Er würde sich neben der neu geplanten Tramtrasse weitere Maßnahmen wünschen, wie beispielsweise mehr Unterstützung von Vereinen und Unternehmen. „Was hilft eine Umgestaltung allein, wenn keine Belebung stattfindet“, fragt er sich und meint weiters: „Es müssten ein paar größere Läden wie H&M oder McDonald’s hier eröffnen.“ Er selbst hätte in den vergangenen Jahren viele Gelegenheiten gehabt seine Bar anderorts in Graz wiederzueröffnen, um noch mehr Kundschaft anzuziehen, aber für ihn bedeute der Shisha Palace am Griesplatz eben mehr als nur seinen Lebensunterhalt damit zu verdienen. „Ich will dafür sorgen, dass dieser Platz einer ist wo man zusammenkommt und wo keine Vorurteile sind – das ist der schwierigste Teil“.
Mit Musik-Acts, wie Offbeatfront, und weiteren Veranstaltungen möchte er die Leute dazu bewegen, sich vor Ort ein Bild vom Griesplatz zu machen. „Ich finde, man soll etwas immer zuerst kennenlernen und sich dann seine Meinung bilden, anstatt Vorurteile zu haben. Der Griesplatz in Graz ist kein Ort der Ausländer. Auch kein Ort der Österreicher. Er ist ein Ort der Menschen.“