Wer bringt die Drogen eigentlich in den Volksgarten? Ein holländischer Großhändler sowie ein oststeirischer Zwischenhändler steckten hinter dem Geschäft, das vor Ort vor allem von Asylwerbern erledigt wird.
Der Volksgarten stand erneut im Fokus von groß angelegten Ermittlungen zur Bekämpfung von internationalem Suchtgifthandel. „Ware“ im Straßenverkaufswert von 1,5 Millionen Euro konnte sichergestellt werden, elf Verdächtige wurden festgenommen. Bereits vergangenen September waren 71 Dealer im und um den Volksgarten festgenommen worden.
Volksgarten. „Es ist uns gelungen, nicht nur die kleinen Dealer, sondern auch die Hintermänner zu erwischen“, sagte Chefinspektor Werner Gradwohl sichtlich zufrieden bei einer Pressekonferenz. Im Herbst 2013 kamen Ermittler des Landeskriminalamtes Steiermark auf eine Spur. Im Volksgarten, laut Polizei einer der Hauptumschlagplätze für Drogenhandel, werde mit Amphetaminen, Cannabis und Extasy gedealt, so lautete der Verdacht. Durch die Verhaftung eines per internationalem Haftbefehl gesuchten Letten (24) kamen die Ermittler auf zwei 20-jährige Grazer. Die beiden versorgten auf Kommissionsbasis fünf Subdealer südosteuropäischer Herkunft. Im April 2014 wurden die zwei Grazer festgenommen und mittlerweile rechtskräftig zu 38 beziehungsweise 20 Monaten Haft verurteilt. Die Subdealer wurden bei der Staatsanwaltschaft Graz angezeigt.
St. Peter/Ottersbach. Von den 20-jährigen Grazern kamen die Ermittler auf einen weiteren Verdächtigen: Ein 54-jähriger Südoststeirer aus dem Raum St. Peter am Ottersbach, der als Drehscheibe eines groß angelegten Drogenrings fungierte. Er versorgte die Grazer Dealer mit großen Mengen Extasy und Amphetaminen. Den „Stoff“ bezog er von einem lettischen und einem niederländischen Händler. Auf seinem Grundstück fand man eine Cannabis-Indoorplantage mit rund 200 Setzlingen. Eine Verhaftung war jedoch erst im Mai 2014 möglich, da sich der Verdächtige im Frühjahr in Thailand aufhielt, wo er ein Lokal betrieb. Bei seiner Rückkehr wurde er am Flughafen Wien-Schwechat von Beamten des LKA Steiermark festgenommen und wurde rechtskräftig zu drei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.
Linz. Durch weitere Nachforschungen wurde ein 60-jähriger Holländer als Hintermann identifiziert. Die Staatsanwaltschaft gab das OK für ein Scheingeschäft mit dem Mann in der Nähe von Linz. Dadurch konnte die Exekutive im November 2014 gleich zwei Verdächtige verhaften: den 60-jährigen holländischen Händler und einen gleichaltrigen deutschen Kurierfahrer. Das Kurierfahrzeug, ein gemieteter Audi A7, war mit einer verschweißten Eisenbox ausgerüstet. In diesem Behältnis befanden sich 36 Pakete mit je einem Kilogramm Amphetaminen mit einem Straßenverkaufswert von 1,5 Millionen Euro. Die Tatverdächtigen waren mit einem Springmesser und einem Schlagstock bewaffnet.
Zurück in den Volksgarten. „Die Dealer werden vorsichtiger, aber nur eine Zeit lang“, sagt Chefinspektor Gradwohl auf die Frage, wie wirksam Festnahmen seien. „Verhaftet man einen, kommen fünf neue nach.“ Viele der Dealer sind junge Asylwerber, die im Drogenhandel ihre einzige Chance sehen, etwas Geld zu verdienen. Mit dem Schicksal eines „dealenden“ Pakistani hat sich die Annenpost bereits einmal auseinandergesetzt.
Wie ist die Lage nun wirklich? Werner Miedl vom Verein Sicher leben in Graz: „Der Volksgarten ist viel sicherer, als die Menschen glauben. Wenn man vom Drogenhandel absieht, geschehen hier nicht mehr Verbrechen als anderswo in Graz.“ Änderungsbedarf sieht er bei der Polizeistrategie und auch die Staatsanwaltschaft müsse reagieren, denn bisher „wird nur angezeigt und nicht weiter verfolgt“. Als Lösungsansätze nennt Miedl Jobangebote und Sprachkurse für Asylwerber. „Man muss diesen Menschen einfach nur eine Perspektive geben.“
Von Michael Gratzer und Paul Krisai