Luise im Kunsthaus

Luise im Kunsthaus: „Ich bin froh, dass es vorbei ist!“

Lesezeit: 3 Minuten

Nach einem Jahr voller bunter Projekte und Partys öffnet Gernot Saiko dieses Wochenende ein letztes Mal seine Luise im Kunsthaus.

Die Luise war nie ein klassisches Café. Von Beginn an war geplant, Kulinarik mit Kultur zu verbinden. Nicht nur um Speis und Trank ging es den Betreibern –  die Luise wollte auch feiern. Und hat das an unzähligen Tanzabenden mit unterschiedlichsten Djs, Musikern und Musikrichtungen auch getan.

Luise im Kunsthaus
Eines der vielen Konzerte in der Luise. Foto ©  Facebook

Jetzt ist die Luise fast leergeräumt, die Vorbereitungen für das große Abschlussfest sind im Gange.  Mehr als tausend Gäste haben sich auf Facebook angesagt. Gernot Saiko, der „Papa“ der Luise, erzählt wortreich über die ersten Gehversuche des Lokals – eigentlich ein Ableger der „Süßen Luise“ am Lendplatz. Vor über einem Jahr war eine Gruppe von Künstlern aus aller Welt im Kunsthaus zu einem russischen Abend versammelt. Gernot übernahm spontan die Bewirtung, hatte jedoch keine Ahnung von Catering. Wie es der Zufall wollte, war Gernots Cousin, der professionelle Catering- Erfahrung hatte, gerade in der Stadt. Mit seinem Know-How wurde der Abend ein voller Erfolg. Dieses Beispiel beschreibt die Luise sehr gut – ein „Non Concept mit Masterplan“, sagt Gernot. Ein anderes Mal geriet ein Leichenschmaus  für einen steirischen Künstler mit über hundert Leuten zur ausgelassenen Feier, eine Geburtstagsparty zwei Tage später verlief dafür eher trist.  Verkehrte Welt, aber typisch Luise eben.

Demnächst wird die Luise in eine Ausstellungsfläche umgewandelt. Die Kunst holt sich ihren Platz zurück – eines der Ergebnisse der Debatten über das Kunsthaus, die letztes Jahr von Bürgermeister Siegfried Nagls Forderung nach „neuen Impulsen“ ausgelöst wurden. Die Luise wird zum „Space 05“ für junge KünstlerInnen. Ab Mai wird es hier Veranstaltungen und ab Juni auch Ausstellungen geben. Der Raum soll auch für Podiumsdiskussionen und Workshops, wie sie auch schon in der Luise stattgefunden haben, genutzt werden. Auch ein Café wird es wieder geben, allerdings im Bereich des früheren „Eisernen Hauses“ am Südtirolerplatz. Mit neuem Besitzer und neuem Konzept. Dem Café muss das Designforum Graz weichen, das wiederum im Jahr 2010 das Medienkunstlabor verdrängt hatte. Ein steter Wandel.

Ein Highlight in der kurzen Geschichte der Luise war für Gernot Saiko ein besonderes Projekt zur Fußball WM im vergangenen Jahr. Im Innenhof des Kunsthauses  wurde eine brasilianische Favela nachgebaut. Mit Hühnerherzen vom Grill und kleinen Röhrenfernsehern sollte das Flair der brasilianischen Armenviertel nach Graz geholt werden. Die Meinungen darüber gingen auseinander. Sogar eine brasilianische Zeitung widmete der Grazer Favela einen einseitigen Bericht. Für Gernot war das eine Bestätigung.

Gernot Saiko in der Favela im Innenhof des Kunsthauses
Gernot Saiko in der Favela im Innenhof des Kunsthauses. Foto ©  Facebook

„Man wollte ausloten was der Raum alles kann.“ Und das sei auch gelungen. Für Katrin Bucher Trantow war die Luise ein „super Projekt“. Neben dem klassischen Kunsthaus-Publikum sollten auch weniger Kunstinteressierte angelockt werden. Mit den vielen Partys belebte die Luise das Kunsthaus und hielt den „Friendly Alien“ oft bis in die frühen Morgenstunden wach. Auch tagsüber versuchte man, mit Projekten wie der Gästeküche, bei der Besucher einfach mitkochen durften, neues Publikum zu erreichen. Mit dem neuen Kunsthaus-Café soll nun auch Laufkundschaft angelockt werden. Gernot Saiko bewarb sich anfangs ebenfalls für das neue Café, da er aber weniger am Gastronomiebetrieb als an  Veranstaltungen interessiert war, verwarf er die Pläne. Den Zuschlag bekam am Ende der Szene-Gastronom Michael Schunko (Eckstein, Freiblick). „Es war uns wichtig, einen Gastronom aus Graz zu engagieren“, sagt Bucher Trantow.

„Ich bin froh dass es vorbei ist, aber auch saumäßig froh, dass es passiert ist“, sagt Gernot Saiko. Den ganzen Jänner ist schon gefeiert worden, das „Grand Closing“ soll die Krönung werden. Am Freitag und Samstag legen zahlreiche DJ‘s auf. Um den ursprünglichen Plan der Luise, das Erdgeschoss „aufzubrechen“, zu verwirklichen sind auch das Foyer und der „Space 04“ geöffnet. Die Fete ist Abschied und Startschuss zugleich. Ein Abschied vom Namen Luise, der fortan wieder alleinig der Süßen Luise am Lendplatz gehört, ein Startschuss für Saikos neue Pläne. Er möchte die vielen Sprösslinge der Luise weiter hegen. Konkret geht das Tanzcafé Moser, das in der Luise startete, künftig auf Wanderschaft. Jeden Freitag soll irgendwo anders getanzt werden. Gernot will weiterhin Feste machen, bei denen Menschen lachen. „Die Luise war ein cooles Ding!“

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Grand Closing Plakate am Luise Eingang

Geboren in Niederösterreich, aufgewachsen in Tirol, jetzt in Graz. Schreibt, Fotografiert, filmt, läuft und radelt gerne. What else? Tierlieb, bevorzugt Katzen und Hunde.

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