Für gewöhnlich beginnt man den Rundgang in einer Schule im schön gestalteten Eingangsbereich des Gebäudes. Von dort aus geht es über das helle Stiegenhaus weiter auf den mit Bildern dekorierten Gang und hinein in die bunten und freundlichen Klassenräume. Auch den geräumigen Turnsaal, die gemütliche Bücherei, oder den grünen Pausenhof will man keinem der Besucher vorenthalten, um sie auf jegliche Vorzüge der Schule aufmerksam zu machen.
Den Anblick der oft veralteten und demolierten Schultoiletten, mitsamt den an die Wände geschmierten Klosprüchen, will man den Leuten hingegen lieber ersparen und so sind sie normalerweise nicht Teil des Programms.
Normalerweise…
Anders war es in der Neuen Mittelschule St. Andrä am vergangenen Mittwoch (18.3.2015).
Auch hier waren die Sanitäranlagen bis vor einiger Zeit noch von Beschädigungen und Verschmutzung in Mitleidenschaft gezogen worden. Um das Problem in den Griff zu bekommen, haben sich die in der Schule tätigen Sozialarbeiter von ISOP gemeinsam mit dem < rotor > daran gemacht, eine Lösung zu finden. So kam es, dass man die ANTICOOL COMPANY mit einer künstlerischen Intervention für die Schul-WCs beauftragte.
Die ANTICOOL COMPANY, das sind Majda di Krivograd, Karin Schagerl und Marina Stiegler. Die drei Frauen sind neben der Kunst auch noch in der Sozialarbeit, der Kunsttherapie und der Architektur tätig. „Unsere Wahl ist deshalb auf die Künstlerinnengruppe gefallen, weil die drei neben dem Künstlerischen auch super mit den Kindern umgehen können und deren Vielsprachigkeit miteinbeziehen“, sagt Margarethe Makovec vom < rotor >.
Wie aber ein Schulklo künstlerisch aufwerten?
Nach zwei Monaten intensiver Arbeit in Form von Workshops, Vorbereitungen und 19 Treffen der ANTICOOL COMPANY mit den Schülern der NMS St. Andrä, wurde nun das Ergebnis des Projekts „A B C shit and pee“ präsentiert und die neugestalten Sanitäranlagen offiziell eröffnet. Aus den verschiedensten Muttersprachen der rund 200 beteiligten Schüler wurden über 250 Sprüche, Mottos und Sprichwörter zusammengetragen. Jetzt zieren jeweils 19 Sprüche in 14 Sprachen das Mädchen- bzw. Burschen-WC.
Bei der Eröffunung und Besichtigung anwesend waren neben den SchülerInnen der 1A und ihrem Klassenvorstand Lilli Rabitsch natürlich auch die ANTICOOL COMPANY sowie Sandra Jensen und Robert Kern von ISOP, Margarethe Makovec und Eva Meran vom < rotor > und Kurt Hohensinner. Er erklärte bei der Danksagung den Kindern seine Funktion als Stadtrat für Bildung und Integration (ÖVP) und meinte dabei augenzwinkernd: „Ich bin in der Politik für eure Schule – also auch für ihre Klos – verantwortlich.“
Auf die Frage, inwiefern man die Kinder zum Mitarbeiten am Projekt motivieren musste, antwortet Lilli Rabitsch, die Lehrerin der 1A-Klasse: „Alles, was nichts mit dem normalen Unterricht und Schulfächern zu tun hat, gefällt den meisten sowieso schon gut. Und wenn sie dann noch ihre eigene Muttersprache einbringen dürfen, ist das noch besser. Da habe ich gar keine zusätzliche Überzeugungsarbeit mehr leisten müssen.“