Bei Geschmacksrichtungen wie Himbeere und Schokolade denken viele wahrscheinlich an die Vitrine vom Konditor ums Eck. Dass es sich dabei um Biersorten handeln soll, würde man nicht erwarten. Aber genau diese Spezialitäten bietet die „Bierboutique“ am Lendplatz an. Vergangenen Freitag hat das Geschäft eröffnet und ist, in dieser Form, das einzige in Graz. Die Annenpost hat mit den Besitzern, Markus Eichl und Jürgen Pagger, gesprochen.
Brauereien wie Puntigamer, Gösser und Stiegl sind wohl jedem Bierliebhaber ein Begriff. Dass es durchaus viele Alternativen am Markt gibt, stellt man beim ersten Besuch der Bierboutique sofort fest. Umrandet von Brennholz, findet man hier auf zahlreichen Regalen unterschiedlichste Biere aus der ganzen Welt. Das Angebot reicht von belgischen Bieren über Kuriositäten aus Alaska, bis hin zu einem eigenen Regal österreichischer Biere. „Wir haben rund 150 Biersorten im Angebot, es sollen aber noch deutlich mehr werden“, sagt Markus Eichl, der vor drei Jahren die Idee zur Eröffnung eines solchen Geschäftes hatte. „Ich habe im Fernsehen gesehen, dass es in Wien, im Gegensatz zu Graz, schon so ein Geschäft gibt und habe dann spontan beschlossen es zu versuchen. In dieser Form sind wir die Einzigen in Graz.“
Markus Eichl und Mitbegründer Jürgen Pagger legen, neben dem Angebot verschiedenster Sorten, extrem viel Wert darauf, handgefertigte Biere anzubieten. „Außer den belgischen, sind alle Biere ‚hand-crafted‘. Diese kommen meist von sogenannten Mikrobrauereien, die aus ein oder zwei Leuten bestehen. Es gibt auch immer mehr, die ihr Bier nach eigenem Rezept von einer Brauerei brauen lassen“, erklärt Eichl. In den letzten Jahren gab es einen regelrechten Boom der Kleinbrauereien. Immer mehr versuchen ihr Glück und wollen ihr eigenes Bier brauen und dieses dann auch vermarkten. „Es ist eine richtige Szene entstanden, die dem Bier wieder eine andere Wertigkeit geben soll. Die Kleinbrauereien produzieren mit viel Liebe, Innovation und Herzblut, während beim Industriebier tausende Hektoliter pro Tag produziert werden und der Geschmack mehr oder weniger in eine Richtung geht“, sagt Eichl.
Neben Bieren mit Himbeer- oder Schokoladengeschmack, gibt es in der Boutique auch Sorten mit Koffein oder mit geräuchertem Hopfen aus Alaska. Etwas Besonderes sind die sogenannten IPA (India Pale Ale) Biere. Diese wurden früher eigentlich von den Briten für ihre indischen Kolonien gebraut. „Da das Bier auf dem Transportweg kaputt wurde, hat man mehr Hopfen als üblich verwendet. Eigentlich sollte es mit Wasser gemischt werden. Das hat aber niemand getan und so ist dann die Tradition des IPA Bieres entstanden“, schmunzelt Markus Eichl. Diese Form zeichnet sich vor allem durch den höheren Alkoholgehalt aus und wird von den Besitzern gerne auch einmal selber getrunken.
Für Eichl und Pagger ist der Lendplatz der ideale Ort, um ein neues Geschäft zu eröffnen. „Wir haben uns gedacht, warum eigentlich nicht am Lendplatz, das ist so ein aufstrebendes Viertel. Was sich hier in den letzten Jahren getan hat ist irre“, sagt Pagger. Er glaubt auch, dass sich die Entwicklung in Zukunft noch weiter fortsetzen wird. „Vor allem durch die Achse zum Mariahilferplatz, weiter zum Griesplatz, wo ja auch geplant wird, sind wir zuversichtlich, dass die Zukunft sich eher hier als auf der anderen Murseite abspielt.“
Für die eigene Zukunft planen die beiden Inhaber nicht nur so viel Bier wie möglich zu verkaufen, sondern auch einige Veranstaltungen für Bierliebhaber anzubieten. Neben Verkostungen mit einem bekannten Biersommelier soll vor allem der geräumige Keller genutzt werden. „Wir sind in Kontakt mit einem Haubenkoch, der früher oder später bei uns kochen wird“, erzählt Pagger. Statt Weinbegleitung gibt es dann, natürlich, Bier zum Essen.