„Was bleibt im Lendeffekt?“, lautet das Motto des heurigen Lendwirbels. Auch wir haben diese Frage gestellt: Was hat sich im Viertel in den letzten Jahrzehnten verändert? BewohnerInnen des Annenviertels geben Auskunft.
„Ein Viertel mit Dorfcharakter“
„Der Lend hat sich zu einem hippen, aber auch sehr sympathischen Viertel mit Dorfcharakter entwickelt. Dass der Mariahilferplatz einmal als Parkplatz genutzt wurde und sich Prostituierte angeboten haben, kann man sich kaum mehr vorstellen. Ich würde mir wünschen, dass alle, die hier gerne wohnen, bleiben können. Es besteht die Gefahr von Verdrängungsprozessen, aber es fehlt an umfassenden Studien. Eingreifen seitens der Politik wäre gefragt, aber es braucht auch die Selbstorganisation der Menschen vor Ort.“
Eva Meran,
Projektleiterin beim Kunstverein <rotor>
„Ein deutliches Wir-Gefühl“
„In den letzten zehn Jahren hat sich in unserem Viertel mehr getan, als man vielleicht auf den ersten Blick sieht. Es hat sich ein deutliches Wir-Gefühl entwickelt. Rund um die St. Andrä-Kirche haben wir dazu einen Beitrag geleistet und ein positives Miteinander unterschiedlichster Kulturen und Religionen verstärkt. Im Andräviertel wurden viele alte Baulücken geschlossen. Dass sich dadurch aber auch der übliche Verdrängungseffekt einstellt, ist bedauerlich – das Wohnen wird dadurch für viele unerschwinglich.“
„Kunstpfarrer“ der Pfarre St. Andrä
„Mehr Aktionismus und Initiativen“
„Das Annenviertel ist seit den Flohmärkten und dem Lendwirbel belebter und pulsierender. Diese Entwicklung wird sich mit den neuen Wohnungen im Styria-Center noch verstärken. Dem Viertel würde ich noch mehr Aktionismus und Initiativen wünschen. Die Gegend ist sehr dicht und bunt besiedelt und bis jetzt hat alles, was man hier gemacht hat, gefruchtet. Unser Verein legt den Fokus auf den Volksgartenpark, wo seit vier Jahren unser Parkfest stattfindet.“
Martina Weixler,
RosaLila PantherInnen, Viertelaktivistin
„Es passiert viel Unsichtbares“
„In den letzten Jahren gab es fast gleichzeitig zwei Arten der Veränderung im Lend. Einerseits die bauliche, die für jeden sichtbar ist. Gleichzeitig passiert aber viel Unsichtbares, das man zwar nicht sehen, aber sehr wohl spüren kann. Es gibt nämlich ganz viel Kommunikation über das Annenviertel, sei es am Lendwirbel oder auch zwischen Geschäftsleuten und Anrainern. Was bleibt, ist also ein begonnener Gesprächsaustausch, den ich wahnsinnig spannend finde.“
Sozialarbeiterin, Viertelaktivistin
Protokolle: Katrin Rathmayr, Niklas Sieger, Sara Plassnig
Dieser Text erschien zuerst in der Annenpost-Ausgabe zum Lendwirbel.