Die freischaffende Künstlerin Kerstin Eberhard alias Florinda Ke Sophie leitet die Galerie „Blaues Atelier“ in der Annenstraße. Die Galeristin initiierte im letzten Jahr den Annenstraße-Weibsbilder-Preis zur Förderung von steirischen Künstlerinnen. Mit der Annenpost spricht sie über das Viertel, ihre Wünsche und das brotlose Kunstgewerbe.
1. Du hast das Annenviertel als Standort für deine Galerie gewählt. Was macht das Viertel besonders?
Kerstin Eberhard: Die besondere Dichte an Kunst und Initiativen. Viele Leute aus dem Viertel tun sich zusammen, um gemeinsam etwas positiv zu verändern. Allerdings würde ich mir für die Annenstraße eine Fußgängerzone wünschen. Das würde beruhigen, denn im Moment rauscht hier alles geradlinig in beide Richtungen durch.
2. Apropos Wünsche: Was würdest du machen, wenn du einen Tag lang ein Mann sein könntest?
(lacht) Ich würde Sex mit einer Frau haben. In die Erfahrungswelt, wie sich ein männlicher Orgasmus anfühlt, kann ich so nie eintauche. Prinzipiell mache ich allerdings sehr viele Dinge, die Männer ohnehin machen. Also stellt sich die Frage für mich nicht wirklich.
3. Luxus – was ist das für dich?
Mein Leben ist Luxus, weil ich so lebe wie ich es will. Obwohl es nicht einfach ist als Künstler, weil man immer auf zwei Seiten steht. Die glückliche Seite liegt für mich im künstlerischen Prozess. In ihm gehe ich komplett auf und bin so nahe wie nur möglich bei mir selbst. Die unglückliche Seite ist der Existenzkampf, der daran hängt.
4. Würdest du deinen Job auch ohne Bezahlung ausüben?
(lacht) Das ist ja eh schon so. Aber ja, würde ich. Trotzdem werde ich immer dafür kämpfen, dass sich die Situation für Künstler verbessert. In Österreich leben über 30 Prozent aller kunstschaffenden Menschen unter dem Existenzminimum. Da gäbe es großen Handlungsbedarf.
5. Und wie würdest du den Ukraine-Konflikt lösen?
Ich würde alle Betroffenen solange in einen Raum an einen runden Tisch sperren, bis sie die Probleme gelöst haben.
[box] Der Beitrag ist in Kooperation mit der Tageszeitung „Kleine Zeitung“ entstanden und als Kurzversion in ihrer Print- und Online-Ausgabe erschienen. [/box]Interview: Sara Noémie Plassnig