Der Verein Jukus bringt den Feminismus zurück auf die Straße. Die Absicht: Dem Thema einen neuen Anstrich verleihen.
Eine alte Frau steht vor einem knallroten Plakat und schüttelt den Kopf: “Was soll ich denn davon halten? Ich habe doch auch 30 Jahre gearbeitet!” Mit vollen Einkaufstüten in der Hand zieht sie irritiert von dannen. Neben diesen zieren noch andere kritische Plakate die Grazer Innenstadt. Ausgehend von einem Plakatwettbewerb, der sich mit der aktuellen Sichtweise auf den Feminismus beschäftigt.
Dabei stellt sich die Frage: Hat ein Plakat ein Geschlecht, eine Herkunft? Macht es einen Unterschied ob es männlich, oder weiblich ist? Silvia Webers Plakate haben ein Geschlecht, na und? Die Gewinnerin des Plakatwettbewerbs, den der Verein Jukus ausgelobt hatte, zeigt mit drei simplen Plakaten, dass wenige Worte viel aussagen können. In ihrer Arbeit versucht sie, sich auf das Wesentliche zu beschränken.
“Kunst darf alles, sonst ist es keine Kunst.“
Auf einem der Gewinnersujets steht in großer schwarzer Schrift auf weißem Grund geschrieben: “Dieses Plakat ist emigriert, na und? Menschen statt Statistiken.” Den anderen zwei Plakate gibt sie ein Geschlecht und will damit zum Nachdenken anregen. “Wir sollen uns alle als Menschen sehen und nicht als männlich, weiblich oder emigriert! Es gibt ein YouTube-Video, in dem ein kleiner Junge gefragt wird, ob in seinem Kindergarten viele Ausländer sind. Er antwortet darauf, dass es keine Ausländer gebe, sondern nur Kinder. Ich finde das im Großen und Ganzen zusammenhängend!” erklärt die Grafikdesignerin.
Jukus-Obmann Ali Özbas betont, wie wichtig die Freiheit der Kunst sei. Sie könne alles und sei fähig jedes Thema aktuell zu machen. Darum setzte sich schon im Frühjahr ein von Ali gebildetes Kulturteam zusammen, um das passende Thema für den Wettbewerb zu finden. Dieser soll nicht nur im Annenviertel einen Diskurs lostreten, sondern möglichst auch überregionale und gesamtgesellschaftliche Relevanz haben.
Ein Plakat für die Öffentlichkeit
Die Preisverleihung, fand am 29. September im Infocafé palaver statt. “Die Jury setzte sich aus einer möglichst heterogenen Personengruppe aus den Bereichen Kunst und Kultur zusammen”, erwähnt Reni Hofmüller, während sie die Gewinner präsentiert. Das Komitee hatte keinerlei Information zu Name, Alter, Geschlecht, oder sozialer Herkunft der Einsender, erklärt sie. Neben den drei Gewinnerplakaten werden nun neun weitere Plakatesujets an öffentlichen Plätzen, wie etwa dem Gries-, Lend- und Jakominiplatz gezeigt.
Was ein gutes feministisches Plakat ausmacht? Neben inhaltlichen waren auch ästhetische Kriterien ausschlaggebend. Der Jury, die sich aus VertreterInnen verschiedenster Grazer Einrichtungen zusammensetzte, war es wichtig, ein feministisches Prinzip der Konsensfindung anzuwenden. Insgesamt fiel die Auswahl nicht leicht, meint die Künstlerin Reni Hoffmüller. Auch Mitglieder des Mädchenzentrums Mafalda haben einen Entwurf eingereicht. Laut Mafalda-Leiterin Ursula Kufleitner haben die Mädchen und jungen Frauen verschiedene Auffassungen vom Feminismus, daher sei es wichtig jedes Mädchen in seinem Idealbild von Gleichberechtigung zu unterstützen.
Text: Anna Rezk, Stefan Schauer, Daniel Retschitzegger