Jugendstreetwork im Annenviertel: Mit Freiwilligkeit zum Ziel

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Hilfe in schwierigen Lebenssituationen bieten die Streetworker der Caritas Jugendlichen bis zum Alter von 21. Wir haben zwei Sozialarbeiterinnen durch das Annenviertel begleitet.

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Das Annenviertel gilt mit Volksgarten und Bahnhof als einer der sozialen „Brennpunkte“ der Stadt. Daher zählt das Viertel unter anderem auch zum Einsatzgebiet von Martina Raiser und Tina Pöttler, zwei Streetworkerinnen, deren ganzen Namen wir nur ausnahmsweise nennen dürfen, weil Anonymität auch für Betreuerinnen zu den Grundprinzipien der Sozialarbeit auf der Straße gehört. Als wir an diesem Tag durch den Volksgarten spazieren, ist es ruhig. Lediglich von einer Gruppe junger Männer werden wir begrüßt. Sie wirken älter und fallen somit eigentlich nicht in die Zielgruppe der Jugendstreetworker. „Bist du Polizei?“, fragt mich einer von ihnen und streicht das Papier eines Joints zurecht. Die Sozialarbeiterinnen schreiten ein, ehe ich antworten kann und erklären ihm, warum sie hier sind. Daraufhin wendet sich ein anderer an Martina Raiser: „Kannst du mir helfen? Ich brauche Hilfe! Arbeit, Geld.“ Sie fragt ihn nach seinem Alter und der junge Mann erwidert zögernd in gebrochenem Deutsch, dass er 18 Jahre alt sei. Die Sozialarbeiterin sieht ihn ungläubig an und erzählt ihm von der Anlaufstelle der Caritas im Volksgartenpavillon. Später sagt sie zu mir: „Auskunft geben wir immer, auch wenn die Personen eindeutig älter sind.“ Wir setzten unseren Weg durch den Volksgarten fort, weiter über den Metahofpark bis hin zum Bahnhof. Sieben Kilometer haben wir zurückgelegt, aber niemanden getroffen. Auch an „Brennpunkten“ kann es sehr ruhig sein.

Wenn Tina Pöttler und Martina Raiser nicht auf Außendienst sind, trifft man die beiden am Jakominiplatz, wo die Caritas eine Beratungs – und Anlaufstelle betreibt. Vorwiegend männliche Jugendliche mit Migrationshintergrund machen Gebrauch vom Angebot. Anonym und vertraulich wird den Jugendlichen beim Ausstieg aus schwierigen Lebenslagen geholfen. Dabei haben die SozialarbeiterInnen nicht selten Sprachbarrieren und interkulturelle Unterschiede zu bewältigen. Eine psychosoziale Grundausbildung ist für diesen Beruf daher unabdingbar.
Martina Raiser ist ausgebildete Sozialarbeiterin und Tina Pöttler hat das Studium der Pädagogik absolviert, beide arbeiten erst seit kurzer Zeit als Jugendstreetworkerinnen. Martina Raiser war zuvor als Familiensozialarbeiterin tätig. In diesem Beruf hatte sie – auch gesetzlich – klar definierte Aufgaben zu erfüllen. Ganz anders beim Jugendstreetwork, das damit steht und fällt, dass sich die Jugendlichen freiwillig darauf einlassen. „Man hat nicht so einen Druck, weil dieses „Muss“ wegfällt. Niemand wird gezwungen mitzumachen, die Arbeit ist viel offener und freier. Ich denke, das führt letztendlich zum Erfolg“, erzählt Martina Raiser.

Gemeinsam erwachsen werden
Unterstützung bei der Arbeitssuche, beim Ausstieg aus einer kriminellen Lebensweise und Hilfe bei privaten Problemen zählen zu den häufigsten Anliegen der Jugendlichen. Damit ihnen auf dem Weg zu einem selbstständigen Leben geholfen werden kann, kooperiert die Caritas mit Netzwerkpartnern wie dem AMS. Die Streetworker fungieren auch als Vermittler zwischen den Jugendlichen und den Behörden. Zudem ist jeder Streetworker für einen speziellen Beratungsbereich zuständig. Sucht und Wohnen, Finanz und Justiz oder Arbeit sind einige der Spezialisierungsgebiete.
Abhängig von den Bedürfnissen der Jugendlichen erarbeiten Martina Raiser und Tina Pöttler gemeinsam Ziele mit ihren Klienten. Wie schnell und ob diese überhaupt verwirklicht werden, liegt in den Händen der Jugendlichen. „Natürlich hat man als Sozialarbeiterin für seine Schützlinge auch Wünsche, aber diese persönlichen Ziele müssen hintangestellt werden“, sagt Tina Pöttler. Es kommt vor, dass Jugendliche von einem Tag auf den anderen abbrechen oder untertauchen. In solchen Fällen ist es wichtig, dass sich die Sozialarbeiter nicht selbst die Schuld dafür geben. Wenn ein junger Mensch das Angebot der Streetworker nicht mehr nutzen möchte, ist das seine Entscheidung.

Schutz, Werbung und Information stecken in den blauen Rucksäcken

Szenenwechsel und Mundproaganda
Wie viele soziale Einrichtungen kommuniziert auch das Grazer Jugendstreetwork über Social Media. „Wir posten auf Facebook immer, wo wir grade anzutreffen sind“, erzählt Tina Pöttler. Das Erkennungsmerkmal der Streetworker sind blaue Rucksäcke. In diesen Umhängetaschen befinden sich unter anderem Kondome, Bonbons und Feuerzeuge. „Die Jugendlichen werden meistens durch Mundpropaganda auf uns aufmerksam“, sagt Martina Raiser. Bonbons und Feuerzeuge helfen dabei, ins Gespräch zu kommen. Durch ihre Szenepräsenz und ihre Beobachtungen erfahren sie, wo sich die Jugendlichen vermehrt aufhalten. Allerdings findet gerade ein Szenenwechsel statt, erzählt Martina Raiser: „In der letzten Zeit haben wir eine Verlagerung der Treffpunkte bemerkt. Die Jugendlichen ziehen sich immer mehr in den innerstädtischen Bereich zurück.“ Grund dafür sei das erhöhte Polizeiaufkommen im Annenviertel. Deswegen suchen sich die jungen Menschen neue Plätze. Tina Pöttler erklärt, dass dies allerdings nur ein temporäres Phänomen sei. Die Jugendlichen suchen sich, abhängig von der Polizeipräsenz, stetig neue Plätze.

 

[box] Kontakt

Jakominiplatz 1
2. Stock
8010 Graz [/box]

 

Kathi will Wortmeister werden. Bewaffnet mit Füllfeder, Block und Pokeball am Handgelenk ist sie allzeit bereit, gute Stories einzufangen. Ihr treuester Begleiter, Koffein, steht ihr Tag und Nacht zur Seite. Obwohl ihr Sarkasmus schwärzer als jede Raucherlunge sein kann, verabscheut sie Nikotin und Ungerechtigkeit. Nach dem täglichen Welt-retten, chillt sie in ihrem Pikachukostüm.

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