Start-Up Unternehmer Stefan Ponsold mit seinen "wearable" Kraftwerken.

Einmal Sonne zum Mitnehmen, bitte!

Lesezeit: 3 Minuten
Das Start-Up „SunnyBAG“ aus Graz produziert Mini-Kraftwerke zum Umhängen. Ein Besuch beim Gründer Stefan Ponsold am Nikolaiplatz.

Wolken bedecken den Himmel beim Treffen mit Stefan Ponsold, trotzdem könnte das Produkt des Start-Up Unternehmers an Tagen wie dieser Solar-Energie gewinnen. Die Rede ist von der SunnyBAG. Seit 2008 setzt die Tasche den 31-jährigen Firmengründer unter Strom. Die Idee dahinter war, elektrische Energie zur Verfügung zu haben, auch wenn man gerade mit dem Fahrrad durch die City düst, spazieren geht oder einfach im Park unter der Sonne chillt. Vor acht Jahren erfand er im Alleingang die Tasche mit den Solarpanelen an der Vorderseite. Diese Panele speisen den gewonnenen Strom in ein Akkupack, dieses wiederum kann mobile Geräte, zum Beispiel Handys, Tablets oder Laptops, aufladen. Viele weitere Produkte folgten dem Prototypen. Heute besteht das Unternehmen aus einem fünfköpfigen Team und weist starke Zahlen auf. „Jedes Jahr konnten zirka 50% Wachstum erzielt werden“ so Ponsold.

Start-Up bedeutet für den Jung-Unternehmer: „Es muss neu sein, was du machst. Am Ort oder in der Branche musst du der erste sein. Du kannst ein neues Produkt in einen bestehenden Markt, oder ein bestehendes Produkt in einen neuen Markt einführen. Die riskanteste Form ist aber der Versuch, ein neues Produkt auf einem neuen Markt zu etablieren.“

Stefan Ponsold entstammt einer Unternehmerfamilie und hat auch selber schon das Scheitern kennengelernt. Eines der letzten Kickstarter-Projekte floppte in seinen Augen. „Du darfst keine Angst vor dem Scheitern haben, verschiedene Projekte brachten nicht den gewünschten Erfolg, andere dafür umso mehr.“ Trotzdem sieht er das Scheitern in unserer Kultur anders als in den USA: „Dort wird man erst ernstgenommen, wenn man einmal ganz unten war.“

Begonnen hat alles für den SunnyBAG-Gründer mit dem Studium „Innovationsmanagement“ in Graz. Nach einer langwierigen Bewerbung beim „Science Park Graz“ (Akademisches Gründerzentrum) und der Zusage, kündigte er sogar einen gut bezahlten Job, um mit seiner Idee durchzustarten. Der Science Park Graz stellte ihm eine Bürofläche zur Verfügung. Auch die Arbeit mit Mentoren und Workshops wurde ihm ermöglicht. 2010 entstand dann aus der Idee das Unternehmen.

Das Grazer Produkt und die afrikanische Sonne
„In den letzten sechs Jahren hat sich viel getan“ beschreibt Ponsold die Zeit seit der Firmengründung. Besonders stolz ist er auf die soziale Komponente seines Unternehmens und die Zusammenarbeit mit Entwicklungshilfe-Organisationen. SunnyBAG kooperiert nun schon längere Zeit mit „Ärzte ohne Grenzen“. „Ärzte in diesen Regionen haben viel Equipment bei sich. Navigationsgeräte, Mobiltelefone, Laptops und Defibrillatoren. Das muss dort auch ohne Steckdose geladen werden. Mit unserer Technologie ist das möglich.“

SunnyBAG PowerTAB in der afrikanischen Sonne (Foto: Sammlung Ponsold)
SunnyBAG PowerTAB in der afrikanischen Sonne (Foto: Sammlung Ponsold)

Ein anderes Beispiel für den Einsatz von SunnyBAG Produkten ist ein Projekt in Burkina Faso. Ponsold erzählt von einer Reise, bei der er in einem kleinen Dorf einen Mann mit Dieselaggregat im Vorhof traf. Dieses Aggregat produziert Strom, um unter anderem Mobiltelefone zu laden. „Eine Handyladung kostet umgerechnet 0,25 €. Das ist viel Geld in Burkina Faso“, schildert Ponsold. Daraufhin wurde ein Investment-Projekt gestartet. Das Team rund um Chef Ponsold übergab mobile Solarpanele, mit denen Strom erzeugt wird. Durch das Aufladen von Geräten anderer Dorfbewohner können nun einige etwas Geld verdienen. „Nach zirka 30 Tagen hat sich der Anschaffungspreis der Solarpanele für die neuen Inhaber amortisiert. Das heißt, dass durch eine Anfangsinvestition später Gewinne erwirtschaftet werden können.“

Unter freiem Himmel genießt die SunnyBAG das Sonnenbad. Ein paar Wölkchen machen ihr auch nichts aus.
Unter freiem Himmel genießt die SunnyBAG das Sonnenbad.

Die SunnyBAG für Jede und Jeden
Die Frage nach der Zielgruppe war von Anfang an einfach zu beantworten. Vom 14-jährigen Mädchen bis zum 65-jährigen Hobbybergsteiger soll in den Kollektionen für jeden etwas zu finden sein. Trotzdem ist es besonders schwierig, die Jungen zu erreichen. Das Problem schildert Ponsold so: „Sowohl Teenager als auch Studenten sind heutzutage sehr markenaffin. Da hat es ein kleiner Name wie SunnyBAG sehr schwer, obwohl wir auch sehr trendige Taschen haben.“

Standort Annenviertel
Das Viertel beschreibt Ponsold als hip und genau passend für sein Unternehmen. Die Buntheit der Gegend ist auch bei seinen Geschäftspartnern zu spüren. So vertraut er in Sachen Grafikdesign ebenfalls auf das im Annenviertel ansässige Kollektiv „4/Vier“ in der Kernstockgasse. Für die Firma „SunnyBAG“ ist das „N4“ am Nikolaiplatz das Zuhause. Unter diesem Dach findet man auch weitere 27 junge Start-Up Unternehmen.

Wordrap mit Stefan Ponsold

Graz… ist innovativ, sonnig, chancenreich und unsere Zukunft.

Das Annenviertel… ist der Beweis, wie mit Vision und Strategie unter Einbindung von vorhandenen Ressourcen etwas wiederbelebt werden kann.

Sonne… ist die wichtigste Ressource.

Wolken und Regenwetter… bedeutet für mich zuhause bleiben und gespeicherte Energie verwenden.

 

Die Annenpost hat sich auch beim StartUp Projekt „Spacelend“ umgesehen. HIER WEITERLESEN

Taktvoll in der Percussion und hinter der Tastatur. Taktgebend in seinen Ehrenämtern. Was er macht, macht er mit Leidenschaft und Pflichtbewusstsein.

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