Das Entstehen einer „smarten“ City in Waagner-Biro konnten ExkursionsteilnehmerInnen im Rahmen der Smart Cities Days 2016 aktiv erleben. Begleitet von einer Theatergruppe reisten sie in Vergangenheit und Zukunft des Stadtteils.
Regen. Kurz vor 9 Uhr sammeln sich die TeilnehmerInnen mit Regenschirmen und warmer Kleidung ausgerüstet vor der Grazer Stadthalle. Der Bus, der sie nach Waagner-Biro bringen wird, steht bereit, nur das Wichtigste fehlt noch: freigangproduktionen, eine Gruppe von KünstlerInnen, die durch den Stadtteil führen wird. Fünf Minuten später steigen drei gut gelaunte Personen mit Bauhelmen und Warnwesten in den Bus: der „Betriebsstättenleiter“, „Frau Aufsichtsrat“ und die „Personalkontrollmeisterin“. Und plötzlich finden sich die TeilnehmerInnen der Exkursion als BewerberInnen um diverse Jobs in einem Spiel wieder. Mit einem „Gratulation! Sie haben es in die engere Auswahl geschafft“ drückt die Personalkontrollmeisterin jeder/jedem einen Fähigkeits- und Fertigkeits-Eignungstest in die Hand. Kann ich mir wichtige Inhalte gut merken? Kann ich wichtige Inhalte an andere weiterleiten? Habe ich Wissen über die Strömungslehre? „Sehr gut“ oder „Es geht so“? Diese Fragen werden dann vor Ort noch eine wichtige Rolle spielen.
Zukunftspläne
Auf 127.000 Quadratmetern östlich und westlich der Waagner-Biro-Straße wird die „smarte“ City entstehen. Emissionsarm, energieeffizient und ressourcenschonend – so soll die Stadt der Zukunft sein. Kaum aus dem Bus ausgestiegen, begrüßt die „Werkskapelle“, bestehend aus einem E-Gitarristen, die „BewerberInnen“ auf einer großen Wiese in der Nähe der Helmut-List-Halle. Ein Smart-City-Experte übernimmt das Wort der „BaumeisterInnen“ und gibt einen Überblick, was auf dieser Stelle gebaut werden wird. Wo zuvor eine Waagner-Biro-Halle stand, sollen nun unter anderem Wohnungen, eine Volks- und eine Neue Mittelschule entstehen – auch für Nahversorger, Startups und Handwerksbetriebe soll Platz sein. Zwischen 2016 und 2022 werden die einzelnen Projekte, die auch einen Park zum Flanieren inkludieren, umgesetzt.
Vorstellungskraft gefragt
Vor der Führung in die imaginären Hallen warnen die „BaumeisterInnen“ ausdrücklich vor Gefahren. „Wenn wir durch die Hallen gehen, schauen Sie auf den Boden!“, ruft die „Personalkontrollmeisterin“, die auch für die Sicherheit verantwortlich ist, durch das Megaphon. „Achten Sie auf die Schwellen und steigen Sie darüber!“ Und Achtung, in manchen Bereichen könne es sehr heiß werden. Bevor es losgeht, bekommt jede/r einen Ausweis umgehängt. Ein Absperrband, an dem ein laminiertes Schwarz-Weiß-Foto von einem Teil des Areals hängt.
Bevor ein Experte oder eine Expertin sprechen darf, wird ein Pfosten mit einem Foto aus vergangenen Tagen Waagner-Biros in die Wiese gehämmert. Die Brachflächen waren einst Industriegebiet. Der Himmel trist und grau, die Warnwesten der „BaumeisterInnen“ leuchten. Schrille Warnsignale ertönen, wenn jemand vom rechten Weg abkommt. Der Regen hat noch nicht nachgelassen, was den E-Gitarristen aber nicht vom zwischenzeitlichen Spielen abhält. Es erfordert eine gute Vorstellungskraft, die Hitze, vor der zuvor gewarnt wurde, zu spüren. Nun heißt es: zwei Reihen bilden, Schulter an Schulter, wie am Fließband in einer Fabrik. „Es geht um die Zeit. Zeit ist Geld! Aber ebenso um Präzision“, erklären die „BaumeisterInnen“. Die Kommunikations- und Merkfähigkeit der TeilnehmerInnen wird nun mit dem Spiel „Stille Post“ abgeprüft. Nach bestandener Aufgabe stanzt die „Personalkontrollmeisterin“ ein Sternchen in jeden Ausweis. Aktive Teilnahme – das ist hier gefragt. Wie es um die Kenntnisse über Aerodynamik steht, wurde bei einem Papierflieger-Wettbewerb getestet.
Noch ist nicht viel mehr als nasse Wiesen und Schotterflächen zu sehen. Das StadtLABOR Graz versuche deshalb, viele grundlegende Informationen an alle möglichen Zielgruppen weiterzugeben und herauszufiltern, wer sich gerne am Projekt beteiligen möchte. „Es waren einige BürgerInnen sehr interessiert und einige wollen wirklich mitmachen“, so Elisabeth Oswald vom StadtLABOR Graz. Verantwortlich für das Stadtteilmanagement ist ein Team, das seit Baubeginn im wahrsten Sinne des Wortes vor.ort arbeitet. Der „vor.ort“-Container, der als Anlaufstelle dient, fungiert nach der Exkursion als Jausenstation und Ort des Austauschs.
Auf dem Fragebogen, der auf dem Hinweg ausgeteilt worden ist, war auszufüllen, ob der/die BewerberIn lieber Geschichten erzählt oder singt. Das gilt es nun mit dem Gegenüber in die Tat umzusetzen. Diese Interaktivität war auch das Ziel der Exkursion. Um das Projekt „Smart City Graz Waagner-Biro“ erlebbar zu machen, konzipierte Elisabeth Oswald mit der Theatergruppe eine Stadtteilführung der anderen Art, um eine Vortragssituation zu umgehen.
„Smartness“ erlebt werden konnte auch in zwei weiteren Exkursionen nach Graz-Reininghaus und Lend und Gries. Veranstaltet wurden die Smart Cities Days vom Klima- und Energiefonds und dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie. Sie fanden im Kontext der URBAN FUTURE Global Conference 2016 statt.
Info: Genaue Informationen über die „Smart City Graz Waagner-Biro“ gibt es hier.