Viele VordenkerInnen in Reininghaus nutzen die Übergangsphase zwischen Abbau der alten Gebäude und der Neugestaltung der Smart City.
Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, die Wiese wird grüner und der Salat ist erntereif. Durch die aus alten Fenstern gebaute Wand sieht man in die Küche, die open.kitchen des open.lab Reininghaus. „Wir kochen heute Risotto mit unserem eigenen Spinat. Willst du auch was?“, begrüßt mich Andreas Goritschnig. Er ist Gründer des Projekts open.lab, unter dessen Schirm sich noch viele andere Projekte tummeln.
Begonnen hat alles im vergangenen Herbst. Damals musste garden.lab, ein nomadisches Gemeinschaftsgartenprojekt, aus dem Hof der damals leerstehenden Dominikanerkaserne ausziehen. Dort startete nämlich der Umbau der Kaserne zu einem Studentenwohnheim. Die Grenadiergasse war für den „nomadischen Garten“ von Anfang an nur ein Zuhause auf Zeit. Auf der Suche nach einem neuen Platz für ihren Garten stießen sie auf Reininghaus. Denn dort starteten im Herbst 2015 Abbrucharbeiten und das Projekt Re-Used-Gardens begann, mit Bauschuttmaterialien Gärten zu gestalten. So kam auch das garden.lab nach Reininghaus. Michael Flechl ist Leiter des Projekts, das seine Wurzeln im Studium Umweltsystemwissenschaften an der Karl-Franzens-Universität hat. Jährlich machen ca. 10 – 15 StudentInnen mit, die gemeinsam gärtnern wollen. „Nicht nur die Gemüseproduktion ist zentral, sondern auch das Soziale. Gärtnern bildet Gemeinschaft und macht einfach Spaß“, erzählt Michael. Von Küchenkräutern über Himbeeren, Zwiebeln, Tomaten und Physalis ist alles dabei. Alle, die mitmachen, haben Gartendienste, wo sie sich ums Gießen und die Pflege kümmern.
„Im Grunde kosten wir niemanden was“
Aus dem Gartenprojekt im kleinen Kreis entwickelt sich jetzt im Frühling zusammen mit Andreas Goritschnig, einem selbstständigen Architekten und Lehrenden an der KF und der FH, und Tobias Kessl, einem Produkt Designer, ein Vorhaben mit größeren Zielen. Sie sehen ihr Projekt als Pionierarbeit und Vorbote für die entstehende Smart City. Eine Smart City ist ein Stadtteil, in dem unter anderem energieeffiziente Technologien so schonend wie möglich mit der Umwelt umgehen. Außerdem sollen öffentliche Parks und Grünflächen wichtige Lebensräume für die BewohnerInnen bilden und auch gute Möglichkeiten zur Nahversorgung anbieten. Mit dem open.lab haben Andreas und Tobias eine frühere Garage zum Arbeitsplatz und „place to be“ umgebaut, ernten das eigene Gemüse, kochen damit und nutzen bestehende Ressourcen, wie die alten Fenster, die sie zur Wand umgebaut haben. Eine Smart City im kleinen Kreis sozusagen. Die Erber Holding stellt die nötigen Flächen im Reininghaus-Areal für ihre Vorhaben zur Verfügung.
Die zwei jung gebliebenen, zukunftsorientierten Denker sitzen nach dem gemeinsamen Kochen am Tisch und essen genüsslich den Spinat aus dem eigenen Garten. Dazu gibt es frischen Salat. „In einer Smart City geht es auch darum, die Menschen weiter zu bringen“, bemerkt Andreas. Ein Bewusstsein, dass StadtbewohnerInnen selbst an der Gestaltung ihres Wohnraumes mitwirken können, solle geschaffen werden, meint er. Außerdem finde Architektur zu oft von oben herab und modellorientiert statt. „Ich sitze als Bewohner hier und merke, was gebraucht wird. Danach sollte sich die weitere Architektur richten“, meint Tobias und denkt dabei an eine praxisorientiertere Stadtplanung. Dass ihre Projekte „einfach so“ umsetzbar sind, liege wohl auch daran, dass sie im Grunde niemanden was kosten. „Der Zeitpunkt war richtig. Der Abbau begann und wir haben Dinge, die man sonst entsorgt hätte, verwertet“, meint Tobias.
Zuversichtlicher Blick in die Zukunft
Nun sitzen die beiden am selbstgebauten Esstisch und blicken aus den Fenstern auf die große Wiese vor dem open.lab Büro. Bald könnte diese Fläche nicht mehr „nur“ eine große Wiese sein, sondern der Stadtpark der Smart City.
Doch was passiert mit dem open.lab, wenn die smarte City genau hier Einzug hält? „Dieselben Pflanzen, die jetzt hier wachsen, haben dann möglicherweise ihren Platz einfach ein Stockwerk höher im Indoor-Garten im neuen Gebäude“, spinnt Andreas seine Gedanken weiter. Es sei ein Prozess, der hier gerade stattfindet, und kein endgültiges Vorhaben. Auf die Frage, ob sie nicht traurig sein werden, wenn aus ihrer open.kitchen ein Café wird, meinen die beiden lachend: „Wenn wir es sind, die das Café führen, nicht!“
Info:
[box] Neben garden.lab beteiligen sich auch Jugend am Werk, Re-Used Gardens und zukünftig das Forum Urbanes Gärtnern am Projekt.Unterstützer der Projekte sind:
Erber Holding, Stadt Graz, Amt für Grünraum und Gewässer, Jugend am Werk, Stadtlabor Graz [/box]
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