"Lebensmittel aus Ungarn" in der Annenstraße

Nicht nur Gulasch und Salami

Lesezeit: 3 Minuten
Bereits am 11. April eröffnete der Laden „Lebensmittel aus Ungarn“ in der Annenstraße. Nach gut zwei Monaten läuft das Geschäft und der Besitzer ist zufrieden.

"Lebensmittel aus Ungarn" in der Annenstraße
„Lebensmittel aus Ungarn“ in der Annenstraße

„Auslagen schau’n“ – das kann man zu Hauf, wenn man vom Styria Center Richtung Esperantoplatz spaziert. Klamottenläden, Lebensmittelgeschäfte, Cafés und Bäckereien reihen sich hier aneinander. Ein Schaufenster besticht dabei allerdings nicht durch besonders schöne Dekoartikel oder Kleider für diverse Anlässe, sondern viel mehr dadurch, dass man eben nicht auf den ersten Blick sieht, was dahintersteckt.

Foto 13.06.16-5Die Farben rot, weiß und grün – die ungarischen Nationalfarben – dominieren das Auslagenfenster in der Annenstraße 56. Der Name verrät aber, was einen im Geschäft erwartet: „Lebensmittel aus Ungarn“ – „Magyar Élelmiszerbolt.“ Tritt man durch die Tür, steht man in einem mittelgroßen Raum mit zwei langen Regalen, drei Kühlschränken und einer kleinen Vitrine. Auf der einen Seite Teigwaren, Nudeln und Wein, auf der anderen Sauergemüse und Fleisch. Das war’s – eigentlich. Aber es steckt doch viel mehr dahinter.

Ein kleiner aber feiner Unterschied
Der gebürtige Ungar Zoltan Gellert will keinen normalen Lebensmittelhandel leiten, er möchte ein Delikatessengeschäft führen. „Bei mir kann man Produkte finden, die wirklich interessant und etwas Besonderes sind“, erklärt er, während er kleine Häppchen zur Kostprobe anbietet. Vor allem die österreichische Bevölkerung will er mit seinen Lebensmitteln ansprechen. Zurzeit seien circa 70 Prozent seiner KundInnen ÖsterreicherInnen. Aber natürlich kaufen auch UngarInnen, die hier leben, bei ihm ein. Das ist auch ein Grund, warum sich Zoltan Gellert, der mittlerweile seit rund zwei Jahren in Österreich ist, genau in der Annenstraße angesiedelt hat. Ein anderes Argument, warum er sich für diesen Standort entschieden hat, sind die Mietpreise, die hier eher leistbar seien.

Zoltan Gallert, der Besitzer des Geschäftes "Lebensmittel aus Ungarn"
Zoltan Gellert, der Besitzer des Geschäftes „Lebensmittel aus Ungarn“.

Obwohl gerade in der Annenstraße einige ausländische Lebensmittelhändler ansässig sind, sieht der Schnitzelliebhaber darin keine Konkurrenz. Immerhin sei er der Einzige mit ungarischen Köstlichkeiten. „Ich habe nur Produkte aus Ungarn, die man in Graz sonst nicht kaufen kann, oder eben nicht mit der gleichen Qualität“, meint Gellert freundlich. Man könne zwar in den herkömmlichen Geschäften wie Billa oder Spar ungarische Salami kaufen, aber sie sei nicht ansatzweise ähnlich, wie die, die er verkauft. „Die ist einfach schlecht“, sagt er und entschuldigt sich im selben Atemzug noch für sein hartes Urteil. Aber er kann es ganz einfach erklären. Würde man die Salami als ganz normale Salami verkaufen, wäre es richtig. Sie aber als ungarische Salami zu deklarieren, ist falsch. Denn würde die Wurst in Ungarn als solche angeboten werden, würden die Kunden die Ware als nicht in Ordnung befinden. Da macht die Würze einfach den Unterschied.

Typisch ungarisch
Persönliche Betreuung kann man sich auf jeden Fall erwarten, wenn man zu Zoltan Gellert kommt.Foto 13.06.16-6 Er berät und unterstützt seine Kunden gerne beim Einkauf. „Viele Österreicher kommen zu uns, können vielleicht den Namen nicht richtig aussprechen, aber sie wissen was sie wollen“, und das will der Herzblutverkäufer ihnen bieten. Besonders stolz ist er auf seine süßen Weine, die besonders beliebt sind. Mit viel Hingabe erklärt er, wie es zu der Süße im Wein kommt. „Die Zahl auf der Flasche bedeutet, wie viele Körbe Trauben nötig sind, um eine Flasche Wein herzustellen. Man wartet bis sie fast Rosinen sind – so sind sie besonders süß.“ Da aber dann so wenig Saft in den Trauben sei, brauche man oft sehr viele für eine Flasche.

Viele der Lebensmittel aus dem Sortiment gibt es auch in Österreich, aber eben anders als sie der Inhaber des kleinen Marktes anbietet. Da wäre zum Beispiel der Speck. „Der ungarische Speck ist nicht so hart wie der italienische oder österreichische.“ In einem der Kühlschränke im Laden findet man unterschiedliche Fleischspezialitäten, unter anderem auch den in Paprikagewürz eingelegten Speck. „Aufschneiden und mit etwas Zwiebel direkt aufs Brot, so schmeckt es köstlich“, empfiehlt Gellert. Um ein konstantes Angebot für seine Kunden garantieren zu können, fährt er oft selbst nach Ungarn und kauft dort Lebensmittel ein. Möglicherweise auch für seinen eigenen Haushalt, denn hier wird noch immer vorwiegend ungarisch gekocht. „Grundsätzlich esse ich alles gerne, das schmeckt“, fügt Zoltan Gellert am Ende noch hinzu. Ein ungarisches Rezept gibt er gerne weiter:

[box] Gulaschsuppe mit gezupften Nockerln – Gulyásleves csipetkével
(für 4 Personen)

Zutaten:

  • 600 g Haxe oder Schulter
  • 1 große Zwiebel
  • 3 Knoblauchzehen
  • 4 Esslöffel Öl
  • 1 gestrichener Esslöffel
  • Delikatesspaprika
  • Salz
  • 1 Mokkalöffel
  • gemahlener Kümmel
  • 1 Teelöffel gewiegter Kirschpaprika
  • je 1 Tomate und Paprikaschote
  • 2 mittlere Mohrrüben
  • 1 mittlere Petersilienwurzel
  • 600 g Kartoffeln
  • 1 Bund Petersilie

für die Nockerln:

  • 1 Ei
  • 100-120 g glattes Mehl
  • Prise Salz

Zubereitung:

  1. Fleisch in 1 cm Würfel schneiden, Zwiebel und Knoblauchzehen zerkleinern und in Öl so lange braten, bis das Haxenfleisch rundherum weiß und die Zwiebel goldgelb ist.
  2. Mit Paprika bestreuen und sofort mit etwas Wasser bespritzen, mit 1 Teelöffel Salz, Kümmel und Kirschpaprika würzen, zerkleinerte Tomate und Paprikaschote dazu geben.
  3. Topf bedeckt etwa 1,5 Stunden dünsten lassen, wenn nötig Wasser nachschütten.
  4. Mohrrüben und Petersilienwurzel putzen, in halbe Scheiben, die Kartoffeln in etwas größere Würfel wie das Fleisch schneiden, zum weichen Fleisch geben und mit 1,2-1,4 l Wasser ablöschen.
  5. Aufwallen lassen, dann bedeckt weich köcheln lassen. Wenn notwendig nachwürzen, mit der gewiegten Petersilie bestreuen.
  6. Für die Nockerln inzwischen aus Ei, Mehl und Salz einen harten Teig mischen, in etwa erbsengroße Nockerln zupfen, in der Gulaschsuppe 2-3 Minuten kochen.

Zubereitungszeit: 140 Minuten
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Trägt das Herz auf der Zunge, Reden ist eine ihrer größten Leidenschaften. Die Exilkärntnerin verliebt sich jeden Tag aufs Neue in ihre aktuelle Heimatstadt. Von der Wanderlust getrieben, findet man die Perfektionistin jedoch regelmäßig auf "ihren" Kärntner Bergen und allen interessanten Orten dieser Welt.

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