Die Schmuckstücke des „alten“ Reininghaus

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Weitläufige Wiesenflächen, Eisteiche, längst verlassene Industriegebäude – das Gelände der früheren Brauerei Reininghaus, auf dem demnächst ein neuer Stadtteil entstehen soll, liegt zur Zeit weitgehend brach. Ein Rundgang deckt versteckte Perlen des Areals auf.

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Direkt beim Haupteingang zum Areal sticht dem Besucher sofort das teilweise abgerissene Herrenhaus ins Auge. Foto: Roman Wagner

Zahlreiche Bauten des ehemaligen Industriegeländes müssen dem neuen Bauvorhaben weichen. Bevor mit dem Anrollen der Bagger die besondere Atmosphäre der Reininghausgründe verloren geht, lässt sich das alte Flair wunderbar im Alleingang erkunden.

Die Kreativität hat bereits Einzug gehalten

Gut versteckt im Zentrum des Reininghaus-Areals befindet sich das Open-Lab von Andreas Goritschnig. Glasfenster aus bereits abgerissenen Objekten bilden eine außergewöhnliche Fassade. Über dem nebenan liegenden Garden-Lab thront eine kunstvoll gestaltete Sonnenuhr, die die bunte Vielfalt dieses Geländes repräsentiert.
Für Goritschnig ist das Open-Lab ein Ort der Zusammenkunft und des „gemeinsamen Seins“. Wiederverwendete Abbruchmaterialien von abgerissenen Gebäuden wurden für die Außen- und Inneneinrichtung verwendet und machen diesen Teil des Geländes zu etwas Einzigartigem.

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Andreas Goritschnig: “In der Architektursprache würde man den aktuellen Zwischenbereich als ‘nicht mehr, noch nicht’ beschreiben”. Foto: Roman Wagner

Der Central Park
Gleich vor dem Open-Lab erstreckt sich über eine Fläche von drei Hektar jenes Areal, das die grüne Lunge des neuen Stadtteils bilden wird – der „Central Park“. Zur Zeit eine gewöhnliche Wiese, umrandet von Hecken und meterhohen Pappeln. Früher hat diese Grünfläche über Jahrzehnte als Fußballplatz für den betriebsinternen Verein der Reininghaus-Brauerei gedient. Vor rund zehn Jahren fand der letzte Ball den Weg ins Tor. Als grünes Zentrum der “smart city” Reininghaus soll diesem Ort in den kommenden Jahren wieder Leben eingehaucht werden.

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Vor rund zehn Jahren noch Fußballplatz des Brauerei-Teams, in Zukunft “Central Park” – die Grünflache im Süden des Areals. Foto: Roman Wagner

Verborgene Idylle

Versteckt und gut behütet liegen westlich von Open-Lab und Parkgelände die Eisteiche. Kämpft man sich erfolgreich durch Gestrüpp und Gebüsch, wird man mit einer malerischen Kulisse belohnt. Das verfärbte Herbstlaub der Bäume spiegelt sich in der Wasseroberfläche. Ein Drittel dieser Teiche liegt auf dem Gelände des alten Fußballfeldes. Welche Rolle dieser Wasserbereich im “Central Park” spielen wird liegt laut Goritschnig einzig am Landwirtschaftsarchitekten. Für das restliche Seengebiet liegen derzeit noch keine konkreten Pläne vor. Als die Brauerei noch in Betrieb war, wurde im Winter regelmäßig das Eis aus den Teichen herausgebrochen und anschließend für die Kühlung in die Keller des Brauhauses gebracht. Während das Leben um diese Gewässer aufblühen soll, wird sich in der Wasserwelt künftig weniger regen. Die Tiere müssen nämlich übersiedelt werden. Eine Gänsegruppe, die zum Teil nicht mehr flugfähig war, wurde bereits an einen anderen Ort gebracht.

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Das Schöne liegt oft im Verborgenen. Die mittlerweile verwilderten “Eisteiche”. Foto: Roman Wagner

Kulturzentrum Reiningherz
Im östlichen Bereich des Reininghaus-Gebiets zieht die alte Tennenmälzerei, in deren Umfeld vor kurzer Zeit sämtliche Gebäude dem Erdboden gleichgemacht wurden, die Aufmerksamkeit des Besuchers auf sich. Im Hintergrund bietet der neu errichtete ÖAMTC-Sitz den perfekten Kontrast zur brüchigen Mälzerei. In diesem denkmalgeschützten Objekt soll das Herzstück der “smart city” Reininghaus geschaffen werden – das “Reiningherz”. Nach den Plänen von Architekt Thomas Pucher soll hier ein neues Kulturzentrum entstehen, auch wenn es nach Michael Sammer und Heidrun Primas geht, die sich gemeinsam mit dem Verein der “StadtdenkerInnen” dafür einsetzen, dass das Investorenprojekt Reininghaus auch so etwas wie eine kulturelle Seele bekommt.

“Reiningherz soll ein Bild für den herzlichen Zugang werden, in dem sich Idee und Emotion niederschlagen”, sagt Primas, die auch das Forum Stadtpark leitet.

Dass dieser Ort der Kultur gewidmet sein soll, darüber sind sich Eigentümer Wolfgang Erber, die Stadt Graz und die Kreativen einig. Auf drei Ebenen sollen jedenfalls in der früheren Mälzerei Begegnungszonen entstehen, in erster Linie Arbeits- und Produktionsplätze für Kreative und Künstler sowie eine, so Primas,  “spektakuläre Bühne”, eine “Blackbox”.

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Die alte Tennenmälzerei soll zum kulturellen Herzstücks des modernen Stadtteils werden. Foto: Roman Wagner

Den Malzsilo erklimmen
Der Malzsilo der Reininghausgründe ist mittlerweile sichtbar in Mitleidenschaft. Wofür das Gebäude, das unter Denkmalschutz steht, in Zukunft genutzt werden wird, steht noch nicht fest. Für Ralph Griehser wäre es ein großer Anreiz, den Malzsilo künftig für Ausbildungs- und Übungszwecke der Berufskletterer seines Unternehmens zu nutzen. Diese Aktivitäten finden momentan in einer kleinen, nebenan eingerichteten Kletterhalle statt.

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Ein Bild, das in Zukunft zum Alltag gehören könnte? – Berufskletterer üben an der Außenwand des Malzsilos. Foto: Roman Wagner

Tiefgründiges Reininghaus
Gegenüber des Malzsilos liegend, beweist dieses Pavillon-ähnliche Bauwerk einmal mehr, dass sich ein Blick hinter die Fassade lohnt. Wirkt das Brunnenhaus von außen eher unscheinbar, verbirgt sich im Inneren hingegen ein imposanter, 25 Meter tiefer Schacht. Künftig soll das Brunnenwasser zur Stromerzeugung und Wasserversorgung genutzt werden.

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Ein Blick in die Tiefen des Brunnens am Reininghausgelände. Foto: Roman Wagner
Text: Roman Wagner, Lisa Stöllinger, Jennifer Theisl

Osttiroler "Bua", tapferes Schreiberlein und Bergfex aus Leidenschaft, der regelmäßig auf Osttirols 3000ern herumkraxelt. Weiters auch passionierter Fotograf und manchmal auch ziemlich anstrengend für sein Umfeld.

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