Das Viertel rund um die Annenstraße ist auch heuer wieder zur neuen Heimat vieler junger Studierender geworden. Was das Leben für sie hier ausmacht und warum es so viele StudentInnen auf die richtige Mur-Seite zieht.
Pünktlich am 1. Oktober eröffnete das Greenbox Zentrum in der Grenadiergasse. Mitten im Gries entsteht für junge Studierende aus aller Welt ein neuer Lebensmittelpunkt. Somit siedelt sich das achte Studentenheim – von insgesamt 28 – in 8020 Graz an. Mehr als 11.000 angehende Akademiker zieht es jährlich in die Studentenstadt.
Italian Flair in der Greenbox
Nathaly und Ben leben seit einigen Tagen in der neuen Greenbox, die einst als Kaserne genutzt wurde. Die Dominikanergasse beherbergte bis 1914 die „Zweier-Bosniaken“, das bosnisch-herzegowinische Infanterieregiment Nr. 2, nach dem Krieg diente das ursprünglich unter Erzherzhog Johann errichtete Gebäude als Landesschülerheim. Hier fühlen sich Nathaly und Ben pudelwohl. Die beiden Südtiroler haben das Studentenheim im Internet entdeckt und waren sofort begeistert. “Die zentrale Lage war wohl ausschlaggebend und auch die Mietpreise sind hier nicht zu teuer”, erklärt der Informatikstudent Ben. Obwohl sie erst eine Woche in der steirischen Landeshauptstadt wohnen, haben sie bereits einen guten Eindruck vom Annenviertel und mischten sich sogar schon beim Flohmarkt in der Annenstraße unter die Leute. “Alles in allem geht es uns ganz gut hier. Wir waren nur etwas geschockt von der Kälte in Graz. Wir haben nicht damit gerechnet, dass es im Oktober so frisch wird”, so die junge Italienerin, die bereits mit ihrer Winterjacke durch die Stadt zur Uni radelt.
Bummeln in der Annenstraße
Auch Michael aus der Oststeiermark hat sich Graz als neue Heimat gewählt. Er wohnt nun seit kurzem ebenfalls im Greenbox Zentrum. Seinen Lieblingsplatz im Annenviertel hat er bereits gefunden. “Die Annenstraße gefällt mir wirklich. Sie ist der richtige Ort zum Bummeln und um etwas zu unternehmen. Dort gibt es so viele Möglichkeiten”, erzählt der Student der FH Joanneum. Das Viertel taugt dem HAK-Absolventen schon jetzt, obwohl der 20-jährige Oststeirer erst am Wochenende in die ehemalige Kaserne eingezogen ist. Das Heim mit den grünen Farbklecksen wurde dem Hobbyfußballer in einigen Internetforen empfohlen, er konnte sich gleich mit der Philosophie der Greenbox identifizieren, die mit „Freizeitmöglichkeiten und Lifestyle in bester Innenstadtlage“ wirbt.
Die inneren Werte zählen
Auf der anderen Seite des Viertels wohnen seit kurzem David und Alex. Die beiden Kärntner zogen bereits im September in die Keplerstraße. So marode die Fassade von außen, so schön ist die neu renovierte Wohnung von innen. “Die Miete, die Größe und die Lage sind einfach top”, sagt David, der seit kurzem Lehramt studiert. Obwohl der erste Eindruck vor Ort nicht gerade der beste war, haben sich die sportlichen Jungs trotzdem für diese Wohnung entschieden. “Im Univiertel hätten wir so eine neu renovierte Wohnung nie um diesen Preis bekommen. Aber hätte das Preis-Leistungs-Verhältnis gestimmt, wären wir lieber in die Nähe der Uni gezogen”, so der angehende Bauingenieur Alex. Trotzdem gefällt es den beiden in Graz. “Es ist immer was los, man kann dienstags schon fortgehen und es wird einem im Lend einfach nicht langweilig”, berichtet David von seinen ersten Wochen in der Stadt. Nach dem Studium wollen beide Graz aber wieder verlassen. “Die Kriminalität ist uns doch zu hoch. Graz ist einfach die perfekte Studentenstadt und viele unserer Freunde wohnen auch hier, aber eben nur während ihres Studiums.”
“Der erste Eindruck – naja, eigentlich ist die Keplerstraße richtig schiach.” – David
Lieblingsplatz Kunsthaus
Die sympathische Spittalerin Tami lebt seit 2014 in Graz und ist vom Jakomini in den Lend gezogen. Sie ist eine der vielen KärntnerInnen, die die Steiermark jährlich als ihre zweite Heimat wählen. “Ich wollte einfach in der Nähe der FH wohnen und habe in der Keplerstraße die perfekte Wohnung für mich gefunden. In der Innenstadt habe ich mich auch nie so sicher gefühlt wie jetzt”, sagt die Informationsdesign-Studentin. Von ihrem Balkon aus hat sie einen perfekten Blick auf den Garten des Marienklosters, der sie zu vielen ihrer Bilder und Fotografien inspiriert. Ihre Lieblingsplätze im Annenviertel sind aber trotzdem der Lendplatz und das Kunsthaus. “Ich finde unser Viertel ist ein richtiges Künstlerviertel. Im Multikulti der Stadt fühle ich mich wohl und ich wüsste nicht, ob es mir im Univiertel auch so gefallen hätte”, erklärt die FH Studentin. Auch die vielen alternativen Events, wie der Grieskram oder der Lendwirbel, sagen ihr zu. So etwas gibt es in der Nähe der Uni halt nicht, sondern nur bei uns im Annenviertel!”
Text: Katharina Hofer, Patrick Kaiser