Co-Working mit Nadel & Faden

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Netzwerkraum, Co-Working Space, Kreativwerkstatt, Pop-Up-Store, Grauzone, Wohnzimmer. All das ist Kathrin Jummers „Himmelgrau“.
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Kathrin Jummer, stolze Inhaberin des Co-Working Spaces „Himmelgrau“ Foto: Peter Oswald

Lampen soweit das Auge reicht. Stehlampen, Deckenleuchten, Luster und eine Schreibtischlampe. Antik, modern, mit und ohne Lampenschirm und eine nackte Glühbirne. Neunzehn an der Zahl. All diese Lichter könnten Ideen repräsentieren, die im Co-Working Space Himmelgrau entstanden sind.

Kreativnetzwerk im Gries
Ist das „Himmelgrau“ also einfach ein weiterer Hipster-Space, wie sie derzeit im Annenviertel jede Woche aus dem Boden schießen? „Ich hab gar nicht das Gefühl, dass wir hier ‚hip‘ sind. Ich mache einfach das, was mir taugt“, sagt Kathrin Jummer, die den Co-Working-Space im Juli 2015 als „Offline-Store“ in der Feuerbachgasse 10, Nähe Südtirolerplatz, eröffnet hat. Gleich neben der Stoffwerkstatt hat sie sich eingenistet und spannt ihr kreatives Netzwerk quer durch das Annenviertel.

Zunächst muss man wissen, dass Kathi einen Blog betreibt, auf dem sie Näh- oder „Lifestyle“-Tipps postet, manchmal auch Gastblogger zu Wort kommen lässt. Ihr Laden ist sozusagen die lebendig gewordene Internetseite „für Handgemachtes mit Nähmaschine und Plotter“, sagt Jummer, die eigentlich Innenarchitektin ist. Nach ihrem Studium war sie im internationalen Projektmanagement einer Firma tätig, die Interieurs von Luxusyachten gestaltet. Nach sechs Jahren Hin- und Her-Reisen zwischen den Philippinen, London und der Schweiz, beschloss sie, wieder etwas zur Ruhe zu kommen. „Ich wollte endlich wieder etwas mit meinen Händen machen. Ich hab Innenarchitektur studiert, um kreativ zu sein“.

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„Ich wollte endlich wieder etwas mit meinen Händen machen…“ Foto: Peter Oswald

Zusammen sind wir stärker
Voriges Jahr wagte sie den Sprung in die Selbstständigkeit und gründete den Co-Working Space „Himmelgrau“. Nach und nach zogen Ju Schneeberger (Yogalehrerin, Grafikdesignerin), Lisa Reiter (Buchbinderin, Künstlerin), Melanie Brandstätter (Schneiderin) und die drei Informationsdesign-Studenten, Sandro Jäger, Daniel Stuhlpfarrer und Paul Micheler (Gründer der Werbeagentur Überbelichtet) bei ihr ein. „Das Wichtigste für mich ist das nette Zusammenarbeiten mit verschiedenen Leuten. Ich profitiere davon und hoffe, dass mein Gegenüber auch etwas von mir lernen kann.“ Zusammen teilen sich die kreativen Köpfe 80 m2 Fläche, die Miete, den Arbeitsalltag, den Drucker und natürlich die Kaffeemaschine.

Mit diesem Konzept ist sie bei Weitem nicht die Einzige oder gar die Erste. Das Co-Working Konzept findet seit einigen Jahren großen Anklang im Viertel, wie das SpaceLend , die Raumbasis oder die Büros in der Stockergasse zeigen, die sich mit GAFT, Printi oder Managerie zur regelrechten Coworking-Straße entwickelt hat.

Kathrins Co-Working Space ist durch eine Glastrennwand in zwei Bereiche gegliedert. Auf der rechten Seite befindet sich ein Büroraum, der konzentriertes Arbeiten ermöglicht. Im anderen Teil empfängt Kathrin ihre Kunden, nimmt Auftragsarbeiten entgegen und verkauft Näh- und Plotter-Zubehör. Zudem hat sie sich dort eine Kreativwerkstatt eingerichtet, in der sie sich kreativ auslebt. Zusätzlich bietet sie Workshops für Nähen, Nähmalen und Plotten an, sowohl für Anfänger als auch Fortgeschrittene. Ab und zu lädt sie auch Gastvortragende ein, um sich auch selbst weiterzubilden.

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Die lichtdurchflutete Kreativwerkstatt im Himmelgrau Offline, Foto: Peter Oswald

Eigenproduktion im Himmelgrau
„Es ist jedes Mal ein komisches Gefühl, wenn ich im Kaffeehaus sitze und plötzlich jemanden sehe, der unser Produkt trägt!“ Kathrin spricht von ihrem Projekt „Grauskala“. Gemeinsam mit Lisa Reiter entwirft und produziert sie Rolltop-Rucksäcke. Vom Stoff über die Metallschnallen, bis zum Garn stammt alles aus der Region. Nachdem die Rucksäcke bei Freunden und Familie so gut ankamen, gingen Lisa und Kathrin in „Massenproduktion“. Für einen Rucksack ist ein Arbeitsaufwand von vier Stunden notwendig und so schaffen sie in vier Wochen ungefähr 50 Stück. Um ihr Produkt an den Mann/die Frau zu bringen, bewarben sie Grauskala am heurigen „Fesch‘markt“ in der Seifenfabrik. „Kein Schritt wird ausgelagert, wir machen alles selbst im Himmelgrau. Nur so trauen wir uns wirklich, hinter unserem Produkt zu stehen.“ Kathrin erklärt, dass es in ihrem „Kreativ-Gewerbe“ gar nicht so einfach ist, konkurrenzfähig zu sein. „Vor allem der Online Handel macht es für lokale Unternehmen wie mich schwierig. Viele Kunden wollen nach wie vor möglichst günstig kaufen – und da sind die Preise online unschlagbar.“

„Kein Schritt wird ausgelagert, wir machen alles selbst im Himmelgrau. Nur so trauen wir uns wirklich, hinter unserem Produkt zu stehen.“

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„In jedem Rucksack steckt unser Herzblut, unsere Zeit, unsere Liebe zum Detail“ Foto: Peter Oswald

Trittbrett für Kreative
Ganz nach dem Vorbild des Fesch’marktes veranstaltet Kathrin Jummer saisonabhängige Mini-Pop-Up-Märkte in ihren eigenen vier Wänden. Sie lädt junge, kreative Start-Up Unternehmer ein, um ihnen ein Sprungbrett zu geben, einen Ort an dem sie sich vernetzten können. Am Programm bisher: ein Ostermarkt, ein Spätsommermarkt und – last but not least – ein Weihnachtsmarkt. Bis zu zehn Aussteller holt Kathi direkt aus ihren Ateliers zu sich in den Laden. Auch heuer in der Weihnachtszeit lädt der Offline Store wieder zum gemütlichen Flanieren und Verweilen ein.

[box] Ein „Christmas Lettering Workshop“ findet am 5. Dezember mit Ju Schneeberger statt.

Am 11. und 12. Dezember veranstaltet das Himmelgrau wieder einen Weihnachtsmarkt, in der Feuerbachgasse 10. [/box]

Julia ist eine 1,59 m kleine Person, quirrlig, laut, schräg und sie blödelt gerne. Auf ihre Heimat Bad Aussee, den Mittelpunkt Österreichs, ist sie mächtig stolz. Gerne summt sie Disney Songs und lässt somit alle ihre Mitmenschen den Anfang des König der Löwen Titelsongs (Naaaaaahhhhhhhh, sepenjaaaa...) tagelang nicht vergessen. Zudem hegt sie ein etwas seltsames Faible für Brettspiele und Actionfilme.

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