Während die Wiener „Bussi-Rocker“ WANDA in der Messe die Generation Y mit „Amore aus Bologna“ begeisterten, rockte am selben Abend Dennis Jones das Orpheum Graz. Der amerikanische Blues Musiker tourt derzeit mit einer einzigartigen Formation durch Europa. Dort wo die Generation der „Baby Boomer“ anzutreffen war hat die Annenpost ein exklusives Gespräch mit dem Blues-Gitarristen geführt.
Annenpost: Was sind die besten Momente auf einer Tour?
Dennis Jones: Wenn man auf der Bühne steht und die Vibes von den Leuten mitbekommt. Das sind definitiv die besten Momente. Der anstrengende Teil einer Tour ist das Reisen. Früh aufzustehen, in einer wunderschönen Stadt wie dieser aufzuwachen, dann nur ein paar Fotos zu schießen und auf einmal bist du wieder weg. Bis jetzt läuft die Tour aber großartig. Das Publikum ist fantastisch und liebt uns. Sie würden am liebsten die ganze Nacht mit uns feiern und trinken. Das geht natürlich nicht. Man muss wirklich aufpassen, eine Tour kann dich leicht ausbrennen.
Was hat Sie am Blues angezogen und was bedeutet Ihnen der Blues?
Der Blues ist die Wurzel jeglicher großartigen Musik, die ich gehört habe als ich aufgewachsen bin. Was mich wirklich angezogen hat war, dass die Gitarristen in den Vordergrund rückten. Im Rhythm and Blues sind Gitarristen oft nur im Hintergrund und supporten meistens den Lead-Gesang oder andere Hauptdarsteller. Ich war schon immer jemand, der nicht hinten in einer Ecke stehen wollte. Das hat mich am Rock n’ Roll angezogen. Ich fühle diese Musik in meiner Seele, ich höre sie nicht nur durch meine Ohren, sondern auch in meinem Herzen.
Wer waren Ihre musikalischen Helden?
Bevor ich überhaupt angefangen habe, Gitarre zu spielen, habe ich James Brown und Al Green gehört. Danach war mein größter Einfluss definitiv Jimmy Hendrix, später auch Musiker wie Frank Zappa, ZZ-Top oder Led Zeppelin. In jüngeren Jahren hörte ich auch Künstler wie The Who. Ich habe auch alle Alben von Bob Dylan oder Janis Joplin gehört. So habe ich nach und nach einen Fuß in das Rock n’ Roll Business gesetzt.
Both Sides Of the Track ist Ihr fünftes Album im Genre des zeitgenössischen Blues. Wie ist es entstanden?
Ich habe 19 Songs geschrieben. Ich bewahre auch immer frühere Projekte auf und nehme Material, das ich bereits vor fünf Jahren geschrieben habe und kombiniere es mit meiner aktuelleren Musik. So passt einfach alles zusammen. Ich hatte einen Track, den ich ungefähr dreimal neu geschrieben habe. Nach zehn Jahren habe ich ihn dann endlich released. Es kommt stark darauf an, wo ich zurzeit bin und welcher Gedankenprozess gerade durch meinen Kopf geht. Das Konzept zu Both Sides Of the Track hatte ich, weil im Süden der USA einerseits sehr wohlhabenden Leute leben, aber andererseits gibt es eine große Mehrheit an verarmten Menschen.
Sie mixen auf Ihren Alben immer wieder Rock Songs mit Blues Songs?
Ja, ich hatte die Vision eines Albums in dem auf einen Rock Song immer ein Blues Song folgt. Ich liebe beide Seiten und wollte nicht ein herkömmliches Rock- oder Blues-Album produzieren. Genau das machen viele Leute in der Branche. Sie gehen auch nicht gern das Risiko ein, das mit ein bisschen Vielfalt verbunden ist. Da ich mein eigenes Label besitze, kann ich allerdings auch alles veröffentlichen, was ich will.
Sie haben 1998 ihr eigenes Label Blues Records gegründet. Wie steht es um Ihr Label?
Zu dieser Zeit gab es viele Musiker, die verzweifelt um Plattenverträge bettelten und sehr oft enttäuscht wurden. Also habe ich mich einfach entschieden, selbst aktiv zu werden. Ich habe mich um die rechtlichen Angelegenheiten gekümmert und heute gehört mir das Label. Jedes Mal, wenn ein Song von mir im Radio oder in einem Film gespielt wird, kommt das Geld zu mir, nicht zu irgendeinem Manager in Beverly Hills mit großem Haus.
Haben Sie ein Lieblingsalbum?
Ein Allzeit-Lieblingsalbum? Das ist eine wirklich schwere Frage. Ich liebe Live-Alben. B.B King – Live at the Regal ist ein fantastisches Album oder The Who – Live at Leeds, Thin Lizzy – Live and Dangerous. Ich mag das Spontane, wenn etwas Verrücktes auf der Bühne passiert. Stell dir vor, ich habe als junger Mann Led Zeppelin gesehen. Das war einfach abgefahren.
Erzählen Sie ein bisschen von Ihrer Band, wie haben Sie sich gefunden?
Das ist nicht die Band, mit der ich normalerweise in L.A. spiele. Ich bin hier mit Wyzard, einem guten Freund. Für sein letztes Album Bare Knuckles habe ich ein Gitarrenstück geschrieben, das er dann herausgebracht hat. Ich habe ihn näher kennen gelernt, als wir zusammen daran arbeiteten. Zurzeit habe ich mit Raymond Johnson am Schlagzeug und Wyzard am Bass eine fantastische Crew. Sie sind beide sehr gute Musiker und Freunde.
Zukunftspläne?
Ich habe jetzt fünf Alben veröffentlicht. Als nächstes plane ich ein Live-Album mit dem besten Material der letzten 5 Jahre.
Wie sehen Sie die Zukunft des Blues?
Ich denke, sie schaut gut aus. Ich habe einige jüngere Typen in L.A., die ich fördern will und ihnen Chancen geben auf die Bühne zu kommen. Dieser eine Typ Anthony Cullins aus San Diego ist der absolute Hammer. Einmal hat er mich bei einer Show besucht und ich habe mit ihm ein Set gespielt. Der Typ hat es wirklich drauf. Wenn er ein bisschen älter ist, wird er schnell seinen Platz in der Szene finden. Ich denke, dass es sehr wichtig ist, die Jugend zu fördern. Wenn man nichts gibt, bekommt man nichts zurück.
Danke für Ihre Zeit
Kein Problem. Ich danke dir
[box title=““ align=“left“]Dennis Jones wurde in Baltimore County, Maryland geboren und in Monkton, Maryland aufgezogen. Er gewann mehrere Preise, unter anderem die „International Blues Competition“ 2004 in Memphis. Ebenso spielte er in dem Film „Babe’s & Ricky’s Inn“ mit, der die Geschichte einer legendären Blues Bar erzählt. Das originale, englische Interview kann auf meinem Blog www.stefanschauerblog.wordpress.com nachgelesen werden.[/box]