Der Griesplatz hat jetzt endlich seinen Bauernmarkt. Zumindest einen, der ab und an „aufpoppt“. Auch der rekordverdächtig hässliche Adventkranz wurde heuer ersetzt.
Viele Menschen lockt das Nieselwetter an diesem Freitagnachmittag nicht zu den drei Verkaufsständen am Griesplatz. Nur wenige PassantInnen bleiben stehen. Ein junger Mann mit blauer Jacke und ausgefranster Strickhaube kauft am Stand von Alois Kemmer eine Flasche Apfelsaft und zwei Laibe Apfellandbrot. Käufer und Verkäufer reden ein paar Minuten miteinander, dann geht der junge Mann weiter.
Am 25. November 2016 fand der Pop-Up Bauernmarkt zum vierten Mal statt. Das Projekt wurde von der Bürgerbeteiligungsinitiative Verweile doch und mach es schön! um Projektleiter Remko Berkhout im Auftrag der Stadt Graz organisiert. Schon seit Jahrzehnten würden sich die Menschen einen Markt man Griesplatz wünschen, so Berkhout. Einen Bauernmarkt so wie früher oder wie am Lendplatz, sagt Simone Reis von der Stadtbaudirektion. Der Bezirksvorsteher von Gries, Johann Haidinger (ÖVP), wünscht sich etwa einen zweiten Naschmarkt nach Wiener Vorbild. Der Wunsch nach dem Markt am Griesplatz taucht vor allem dann auf, wenn es um die Neugestaltung des Griesplatzes geht. Einen genauen Zeitplan dafür gebe allerding es nicht, sagt Reis.
Brot, Honig und Wein
Wenn er nicht, wie an diesem Tag am Griespatz steht, dann betreibt Alois Kemmer in der Schönaugasse 23 ein Geschäft mit regionalen Lebensmitteln und einem Imbiss. Er mache aus Prinzip bei dem Markt mit, es sei ihm wichtig, „solche Sachen zu fördern“, sagt Kemmer. Ob er sich vorstellen könne, regelmäßig am Griesplatz zu verkaufen? „Es wird wirtschaftlich schwierig sein, es müsste halt kontinuierlich was passieren.” Das Publikum sei ja da, aber das mangelnde Interesse der Menschen problematisch. Steigende Besucherzahlen seit dem ersten Markt im Juli habe er nicht bemerkt, so Kemmer.
Der zweite Marktstandler, der Grazer Stadtimker Andreas Poscharnik, will sehr wohl einen größeren Besucherandrang bemerkt haben. Der Markt fange an, sich zu etablieren. Poscharnik begrüßt es, dass der Griesplatz durch den Markt belebt wird. „Der Gries ist ein aufstrebendes Viertel“, findet der Imker. Bei ihm kann man diverse Honigsorten und Erzeugnisse aus Wachs kaufen, zum Beispiel Cremes zum Einlassen von Leder und Holz. Eine ältere Dame mit Gehstock kauft bei Imker Andreas Poscharnik Teelichter aus Bienenwachs. „Ich finde, das ist eine nette Idee, ich würde öfters herkommen“, so die Dame auf die Frage, ob sie einen regelmäßigen Markt am Griesplatz nutzen würde.
Auch Mimi Nievoll vom Projekt Verweile doch und mach es schön! kann der Idee, am Griesplatz einen dauerhaften Markt zu etablieren, etwas abgewinnen. Nievoll verkauft zertifizierten Biowein vom Weingut Nievoll aus Wies in der Weststeiermark. Der Markt habe Entwicklungspotenzial. „Wir versuchen, ihn den Bedürfnissen und den Möglichkeiten anzupassen. Und wenn mehr Leute hier einkaufen und wenn’s mehr Standler geben würde, würde sich langsam ein Markt entwickeln“, sagt die junge Frau.
Es ist kalt an diesem Novembernachmittag. Ein Mann kauft Propolistropfen gegen seine Verkühlung bei Andreas Poscharnik und eine Besucherin wärmt ihre Finger an einem Becher mit dampfendem Glühwein. Sie erzählt, sie habe zufällig von dem Pop-Up Markt erfahren. Einen regelmäßigen Markt am Griesplatz würde sie begrüßen. „Es passt auch von der Lokalität gut.“ Dass der Markt zu einem Treffpunkt für die BewohnerInnen des Griesviertels werden könne, glaubt sie nicht. „Es sind bestimmte Leute, die da einkaufen und bestimmte Leute, die das weniger in Anspruch nehmen. Aber das ist eh überall so am Griesplatz. Ich glaube, es ist alles gut, was draußen passiert, was man wahrnehmen kann.“
Fortsetzung geplant
Obwohl es Freitagnachmittag ist und viele Menschen über den Griesplatz gehen, bleiben kaum KundInnen am Markt stehen. Sie rauschen genauso an den Ständen vorbei wie die Autos auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Der Markt sei unterschiedlich gut angenommen worden, meint Simone Reis. Er müsse regelmäßiger stattfinden, mit gezielter Werbung und vielleicht unter einem anderen Namen – der Terminus „Pop-Up“ habe zu Verwirrung geführt. „Wir haben uns überlegt, das Markt-Thema im nächsten Jahr weiterzuverfolgen“, sagt Reis. Eventuell schon im März 2017.
„Licht an“ am Griesplatz
Es wird langsam dunkel und zwischen Bienenwachsteelichtern, Leuchtreklame und dem Scheinwerferlicht der Regionalbusse macht sich so etwas wie Gemütlichkeit breit. Die Managerie schenkt Glühwein aus und der Gospelchor Holy Voices stimmt ein Weihnachtslied an. Ein kleines Mädchen schaukelt zur Musik hin und her.
Zum vorläufigen Abschluss der Pop-Up Markt-Reihe am Griesplatz gibt es ein besonderes Highlight: Es steht wieder ein Christbaum am Griesplatz. In den Jahren davor hatte es einen Riesenadventkranz gegeben – dieser jedoch wäre beinahe in einer Fernsehsendung über die schrecklichsten Weihnachtsbeleuchtungen Österreichs gezeigt worden. Bezirksvorsteher Johann Haidinger, in hellgrauem Lodenrock, erzählte in seiner Ansprache, jemand hätte zu ihm gesagt: „Lang habt’s braucht, bis am Griesplatz wieder Licht g’worden is.“ Die anwesenden Bürger zählen von zehn bis null herunter und der Christbaum erstrahlt mit seinen Lichterketten. Die Holy Voices singen „Oh, come let us adore him“ und die Besucher bestaunen den erleuchteten Baum.
Würde es jetzt noch plötzlich schneien, dann wäre das richtig schön, meint Bezirksvorsteher Haidinger. Aber das bleibt für diesen Freitagabend ein frommer Wunsch. Die Menschenmenge löst sich langsam auf und die Marktstandler packen zusammen. An die übrigen BesucherInnen werden Glückskekse verteilt. Auf dem Zettel, den die Redakteurin in ihrem Keks findet, steht geschrieben: „Eine aufregende Zeit steht Dir bevor.“ Das Gleiche gilt hoffentlich für den Griesplatz und seinen neuen Markt.