Mission: Annenpassage

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Ein Stück Neuseeland in Graz: Debbie Adams will die Annenpassage mit ihrem base Graz-Projekt in ein ökourbanes Zentrum verwandeln, das zum Wohlfühlen und Verweilen einladen soll.

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Die kreativen Köpfe hinter dem neuen Konzept – Sabine Eichler und Debbie Adams. Foto: Julia Putzger

Glitzernde Girlanden und Weihnachtssterne schmücken den Gang, die Dekoration wird von den Schaufenstern der Geschäfte reflektiert. Wer allerdings in die staubigen Auslagen blickt, sieht nichts als trostlose Leere. Seit Jahren dämmert die Annenpassage nun schon weitgehend ohne Mieter und Passanten vor sich hin, nur eine Handvoll hat sich gehalten. Die regelmäßigen Ankündigungen der Eigentümer, demnächst neue Belebungskonzepte vorzulegen, blieben ohne Folgen.

Schon bald soll diese Misere aber der Vergangenheit angehören. Zumindest wenn es nach Debbie Adams geht. Im Februar will sie damit beginnen, ein ganz besonderes Projekt in die Tat umzusetzen: In die Annenpassage sollen Co-Working-Spaces und Pop-Up-Stores einziehen. Das neue Zentrum soll nicht nur Einkaufsmeile sein, sondern die Leute dazu einladen, ihre Zeit dort gemeinsam zu verbringen. Mieter, Mitglieder und Passanten sind willkommen, ihre Fähigkeiten miteinander zu teilen und so etwas wie eine Gemeinschaft zu bilden.

Von Utopien und Benzin
Die gebürtige Neuseeländerin und ihre österreichische Kollegin Sabine Eichler haben sich bereits in den letzten Jahren ein Netzwerk aus Menschen mit unterschiedlichsten Begabungen aufgebaut. Seit 2014 betreiben die beiden das Seddwell Community Center in Gries, das so etwas wie das Pilotprojekt für eine neue Annenpassage sein könnte. Dort bieten sie Sprachkurse, Yoga, sowie verschiedene Kreativ-Gruppen an. Ihr Hauptaugenmerk richten die beiden darauf, dass sich die Menschen an diesem Ort wohlfühlen. Jetzt sei es an der Zeit, das Projekt in einem größeren Raum zu entfalten. „Wir brauchen mehr Platz, um das, was wir tun, zu erweitern“, sagt Adams.

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Die Kurse im Seddwell Community Center finden in gemütlichem Rahmen statt. Foto: Julia Putzger

Jeder mit einer innovativen Geschäftsidee sei laut Adams willkommen, sich der Gemeinschaft anzuschließen und an der base Graz mitzuarbeiten. Ob Künstler, Handwerker oder Physiotherapeuten – für alle sei Platz. Einige Partner hat sie schon gefunden. Heinz Ploder ist Gründer dreier Unternehmen – der Modelabels RSHK und Herrenschatz und des PICKS Magazine – und unterstützt unter anderem das Label Tropicália by Cacau. Er kann sich gut vorstellen, an der base Graz mitzuwirken. „Das Projekt impliziert einen kleinen Beigeschmack von Utopie“, sagt er. „Aber ich glaube, dass es mit einem gewissen Know-How, entsprechenden Partnern und ein bisschen ‚Benzin’ sehr wohl umsetzbar ist.“

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Das Label Tropicália by Cacau stellt Kleidung und Accessoires her. Foto: Laura Reibenschuh

Im Untergrund
Auf die Frage, woher das negative Image der Annenpassage komme, antwortet Sabine Eichler: „Die Menschen wollen nicht in die Dunkelheit hinuntergehen, wenn es oben in den Straßen die gleichen Geschäfte gibt.“ An anderen Orten der Welt seien unterirdische Märkte nichts Außergewöhnliches. In Melbourne oder London etwa sei es für die Menschen normal, „in den Untergrund“ zu gehen. Man müsse wohl hart daran arbeiten, einen Bewusstseinswandel herbeizuführen und den Menschen hier zu zeigen, dass man unterirdisch schließlich auch Mutter Erde sehr nahe sei, meint Debbie Adams. „Es ist ein komplett anderes Gefühl, ein sicherer und geschützter Raum, der sich nach zuhause anfühlt.“

Solche Projekte kennt Adams aus ihrer Heimat, wo das Gemeinschaftsgefühl ein ganz anderes als in Österreich ist. In Neuseeland sei es üblich, dass die gesamte Nachbarschaft zusammenkommt, wenn in irgendeiner Weise Hilfe benötigt werde. Die freiwilligen Helfer erhalten im Gegenzug für ihre Dienste eine kleine Spende oder ein Geschenk – in Neuseeland „Koha“ genannt. Diese alte Tradition stammt von den Maori-Völkern und ist ein Zeichen der Würdigung und Dankbarkeit. Debbie Adams will mit der base Graz dieses Gemeinschaftsgefühl unter Nachbarn nach Österreich bringen. „Die Österreicher wollen nicht für sich alleine sein, aber niemand zeigt ihnen, dass es auch einen anderen Weg gibt“, sagt Adams.

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Leere Tische in der Annenpassage. Diesen Anblick soll es bald nicht mehr geben. Foto: Laura Reibenschuh

Die Verhandlungen mit den Eigentümern der Annenpassage sind bereits im Gange. Darüber, wie das Projekt finanziert werden soll, ist sich Adams jedoch noch nicht ganz im Klaren. Der nächste Schritt werde wohl sein, mit der Stadt Graz über die Finanzierung zu sprechen. Doch vorerst sei das Wichtigste, Verbindungen mit gleichdenkenden Menschen zu knüpfen, sagt Adams. „Wir teilen unsere Fähigkeiten, wir teilen unsere Ressourcen und wir teilen unsere Ideen. Der Prozess der Umgestaltung wird sich nur so schnell bewegen, wie sich die Gemeinschaft bewegt.“

Wenn sie ihre Nase nicht gerade hinter einem Buch versteckt, steht sie wahrscheinlich in der Küche und bäckt Cupcakes. Ansonsten ist sie ist immer auf der Suche nach dem Neuen und Schönen - egal ob in den Regenwäldern von Panama oder den Gassen von Graz. Ihr Merkmal: Flechtfrisuren.

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