Die geplante „SmartCity“ in Reininghaus bietet neue Möglichkeiten für die örtlichen Industriekletterer. In einem ehemaligen Silo soll ein neues Trainingszentrum entstehen.
Wenn der Arbeitsplatz 20 Meter über dem Erdboden liegt, muss jeder Schritt sitzen. Daher müssen Fassadenkletterer auch trainieren, bevor sie sich an Hochhäusern abseilen, um etwa die Außenwände zu reinigen. Und genau dafür veranstaltet Ralph Griehser Schulungen und Kurse im Trainingszentrum Reininghaus unter dem Motto „Sicherheit ganz oben“.
Aktuell besteht das Zentrum aus einem Seminarraum, einem 25 Meter tiefen Brunnen und einer 100 Quadratmeter großen Übungshalle. Doch die Räume sind inzwischen zu klein erklärt Griehser: „Wir haben einen steigendenden Platzbedarf. Durch unser Wachstum brauchen wir einfach stetig mehr Platz.
Klettern im Silo
Im Zuge der Errichtung der „SmartCity“ wurden zahlreiche Gebäude auf dem Reininghausareal abgerissen. Ein paar stehen allerdings unter Denkmalschutz und sollen in den neuen Stadtteil integriert werden. Darunter auch ein ehemaliges Silo. Ein Umbau könnte das alte Silo in ein neues Trainingszentrum verwandeln. „Die Idee ist von uns gekommen“, sagt Griehser. „Einer von uns ist Architekt und hat seine Diplomarbeit über dieses Silo geschrieben.“ Die Pläne für den Umbau sind bereits fertig.
Früher wurde im Silo alles gelagert, was die damalige Brauerei zur Bierherstellung benötigte, wie Hopfen oder Getreide. Seit 1947, nachdem Umzug der Brauerei nach Puntigam, ist es ungenutzt. Nun möchte Griehser so ausbauen, dass darin zwei Seminarräume und eine 200 Quadratmeter große und 20 Meter hohe Halle entstehen.
Beim Umbau ist Griehser vor allem die Verwertung des Bestehenden wichtig. „In einem Silo hat man viele Silokammern. Die wollen wir erhalten und mitnutzen.“ So will man die hohen, aber schmalen Kammern zum Hochklettern benutzen, um Arbeiter, auf enge Schächte oder ähnliches vorzubereiten.
Bereits seit 2010 befindet sich Griehser.at in Reininghaus. Am Anfang gab es hier nur ein kleines Büro. Die Ausbildungen fanden in einem Feuerwehrhaus im Norden von Graz statt. Erst als Griehser von dem Brunnen erfuhr, sah er die Möglichkeit in Reininghaus zu klettern. „Es war reiner Zufall. Bei einer Führung haben wir den Brunnen gesehen und gefragt, ob wir den nutzen dürfen.“ 25 Meter ist er tief und besonders gut geeignet für das Trainieren von Situationen in außergewöhnlichen Höhen bzw. Tiefen.
Status quo
„Aus meiner Sicht können wir bauen“, sagt Griehser. Doch für den Bau und die Finanzierung wäre zunächst Großinvestor Wolfgang Erber am Zug, denn Griehsers Plan lautet, dass Erber baut und er selbst mietet. Angesichts der aktuellen Verzögerungen des Baustarts in Reininghaus, weiß Griehser aber, die Investoren „sind momentan einfach auf andere Dinge fixiert.“ Die Umbaupläne sind fertig und wurden auch schon mit dem Bundesdenkmalamt besprochen und für gut befunden.
Anderweitige Nutzungen für das denkmalgeschützte Silo sind außerdem nicht in Sicht. Das Projekt ist auch nicht vom Einspruch rund um die Emissionen der angrenzenden Mälzerei Stamag betroffen, weil es hier nicht um Wohnraum, sondern um Gewerbeflächen geht. „Wir produzieren weder Lärm noch Verschmutzung, das heißt die Bewohner sind von uns nicht betroffen“, sagt Griehser.
Innovation auf beiden Seiten
Ralph Griehser findet, dass sein Konzept gut zur „SmartCity“ passt, weil es die alte Bausubstanz erhält und aufwertet und sich gut in den Stadtteil einfügt. „Wir wollen, dass die Leute auf der einen Seite wohnen und auf der anderen Seite in Industrieanlagen zum Arbeiten kommen. Wir wollen für beide Seiten ein Ansprechpartner sein.
Auch seine Firmenfahrzeuge will Griehser künftig „smart“ machen. Die Transporter, die für die Beförderung der Kletterutensilien notwendig sind, sollen in Zukunft mit Elektroantrieb fahren.
Angebote für alle
Erstmalig plant Griehser Kurse auch für Privatpersonen anzubieten. Das Risikomanagement sei schließlich ein Thema, das auch die Bewohner des neuen Stadtteils interessieren könnte. Die Generation, die jetzt nachkomme, wachse in einer Voll-Kasko-Gesellschaft auf, meint Griehser. „Die sind mit Bedrohungssituationen nicht so konfrontiert, wie der Arbeiter, der in den 90er Jahren angefangen hat zu arbeiten“.