Wenn Grazer KellnerInnen Schläge an Stelle von Trinkgeldern einstecken und aus drei Gängen drei Runden werden, ist es wieder an der Zeit, das jährliche GastroBoxen einzuläuten. Eine Vorschau auf die wohl skurrilste Gastronomenkonferenz in der steirischen Landeshauptstadt.
Aktuell kursieren Gerüchte über einen Kampf zwischen dem unbesiegten Box-Rentner Floyd Mayweather Jr. und Kampfsport-Shootingstar Conor McGregor. Nicht nur Spekulation, sondern Tatsache ist ein Fight mitten in Graz. Am 22. April drängt der Kampf der Gastronomen jenen gegen die Feinstaubbelastung in der Hintergrund. Im Rampenlicht des Boxrings schenkt sich das Grazer Gastro-Personal gegenseitig ordentlich ein, anstatt zahlenden Gästen Speis und Trank zu servieren. Seit 2015 entsenden heimische Gastronomiebetriebe ihre stärksten MitarbeiterInnen, um sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. Es heißt also wieder: Raus aus den Lokalen und rein in den Ring!
Das GastroBoxen findet dieses Jahr bereits zum dritten Mal in der ASKÖ Halle Graz-Eggenberg statt und ist keinesfalls mit einem Klitschko-Boxkampf gleichzusetzen. Nicht der sportliche Erfolg steht im Vordergrund. „In erster Linie geht es um den wohltätigen Zweck und den Spaß, aber auch um die Gastronomie in Graz zu pushen“, stellen Veranstalter Rene Wollinger und Matthias Seiser klar. Ernst geht es beim Event dennoch zur Sache: Zwei Monate lang coachen erfahrene Kämpfer von Grazer Boxklubs, wie dem Fightclub Graz oder der Boxerschmiede, die Teilnehmer – immerhin soll den ZuschauerInnen jede Menge Action geboten werden.
Georg Lerchner (Pascha) ist auslandserfahrener „Mixed Martial Arts“-Fighter. Sein Gegner, Peter Vukan (Clocktower), steht ihm als langjähriger Thaiboxer in Sachen Kampferfahrung um nichts nach. Aber auch ohne Box-Karriere ist man nicht chancenlos, wie etwa der älteste Teilnehmer, Hannes Rainer (Imbiss Rainer), der heuer seinen 50. Geburtstag feiert, eindrucksvoll zeigt. So unterschiedlich die sportliche Vorgeschichte der Teilnehmer auch ist, allen gemeinsam ist der Reiz des Kampfes Mann gegen Mann/Frau gegen Frau. Die BoxerInnen kämpfen für den begeisterten Jubel des Publikums – sämtliche Erlöse der Veranstaltung werden an Organisationen wie beispielsweise die Kinderkrebshilfe Graz gespendet. „Es steckt jede Menge Ehrgeiz dahinter“, sagt Heidi Fink. Sie selbst muss dieses Jahr wegen einer Knieverletzung passen.
Die 27-Jährige stieg 2016 zum ersten Mal für das Bollwerk Graz in den Ring – der Kampf endete unentschieden. Ihr Gewinn war damals viel positives Feedback und die Trainer sahen großes Potential. „Seitdem trainiere ich kontinuierlich und ärgere mich sehr, dass ich heuer nicht dabei sein kann.“ Ihre Trainingssessions absolviert Fink zusammen mit ihrer Freundin Eva – die weiß nämlich, worauf es dabei ankommt. Eva „GoldenBaby“ Voraberger ist mit vier Weltmeistertiteln die erfolgreichste Boxerin Österreichs. „Von ihr kann ich viel lernen. Ich bin sehr zielstrebig und möchte mich immer verbessern. Boxen ist weit mehr als nur Draufhauen und in Deckung gehen. Man geht konditionell an seine Grenzen und lernt viel über Respekt vor dem Gegenüber, den Trainern und anderen Menschen.“
Außerhalb des Boxringes macht Fink eine Ausbildung zur Fachsozialbetreuerin für intellektuell beeinträchtigte Menschen. Kampfsport und soziales Engagement – Dinge, die sich laut Fink nicht unbedingt ausschließen: „Ich versuche, die Menschen, die ich betreue, an den Sport heranzuführen und konnte auch schon ein Training mit meinem Coach Martin Haag arrangieren. Das hat ihnen voll getaugt! Mir liegt sehr viel daran, Menschen zusammenzuführen und die Ausgrenzung von Menschen mit Beeinträchtigung ein Stück weit aus der Welt zu schaffen. Mit dem Boxsport kann ich Leidenschaft und Arbeit verbinden“. All jene, die jetzt Blut geleckt haben, finden weitere Informationen zu Kämpfern, Veranstaltung und Tickets auf der Facebook-Seite von GastroBoxen.