Sturm Graz und der GAK sind die Aushängeschilder unter den Grazer Fußballclubs. In der Saison 2017/2018 könnte sich der Eggenberger Sportklub als drittstärkste Mannschaft der Stadt etablieren.
Sonnenschein und Wolken – perfektes Fußballwetter. Die überdachte Sitzplatztribüne des ASKÖ-Stadions in Eggenberg bietet Schutz gegen Regen und spendet an sommerhaften Frühlingstagen Schatten. Besonders viele Fußballfans verirrten sich an diesem Samstagnachmittag dennoch nicht in das 2000 Zuseher fassende Stadion.
Die in der Kurve anschließende Freilufttribüne lässt auf größere Zuschauerzahlen in der Vergangenheit schließen. Doch mittlerweile sind die Stufen am Boden dicht mit Unkraut bewachsen. Auf dem Spielfeld versinken Fußballschuhe tief im Rasen. An besagtem Samstagnachmittag trafen die Spieler des ESK Graz und des SV Deutschfeistritz im Topspiel der Gebietsliga Mitte aufeinander.
Der Eggenberger SK startete als leichter Favorit mit Heimvorteil in das Duell gegen den Tabellendritten. Sportlich gesehen hat die Gebietsliga Mitte, die siebthöchste Spielklasse Österreichs, kaum bessere Partien zu bieten. Trotz eines guten Starts und einer 1:0-Führung gab der ESK das Spiel noch aus der Hand. Deutschfeistritz intensivierte seine Offensivbemühungen nach dem Rückstand und drehte das Spiel in der zweiten Hälfte zum 1:2 Endstand.
Für den ESK ändert diese Niederlage vorerst wenig. Eine überdurchschnittliche Saison kann in den letzten drei Runden mit dem Meistertitel gekrönt werden. Im Moment thronen die Eggenberger mit drei Punkten Vorsprung auf Deutschfeistritz auf Rang eins der Tabelle.
Der 1921 gegründete Verein hat damit eine realistische Chance die Rückkehr in die Unterliga zu schaffen. 2013 stieg der ESK ab und verweilt seither in der Gebietsliga. „Wenn der Aufstieg gelingt, ist es super, aber wir haben immer gesagt, dass wir nicht unbedingt aufsteigen müssen“, sagt Günter Schiffer, der sportliche Leiter des ESK.
Ein Geldregen ist mit dem Aufstieg in die Unterliga Mitte nicht verbunden. Die Zuseherzahlen steigen bei einem Aufstieg von der siebten in die sechste Liga Österreichs nur unmerklich und auch das Sponsoreninteresse vergrößert sich für gewöhnlich kaum. Das weiß auch Schiffer: „Der Aufstieg ist eine Prestigesache und bringt in Wahrheit keine finanziellen Mehreinnahmen. Sponsoren bekommen wir deswegen nicht leichter.“
Während in internationalen Medienberichten von einem 50-Millionen-Jahresgehalt für den Borussia Dortmund-Star Pierre-Emerick Aubameyang bei einem möglichen Wechsel nach China zu lesen ist, muss beim ESK jeder Euro zweimal umgedreht werden. „Wir müssen schauen, dass die Spieler der Kampfmannschaft für wenig Geld bei uns weiterspielen. Die Chancen dafür stehen sehr gut, weil uns ein großer Zusammenhalt auszeichnet,“ sagt sportliche Leiter des ESK.
„Wir müssen schauen, dass die Spieler der Kampfmannschaft für wenig Geld bei uns weiterspielen.“ – Günter Schiffer über die finanzielle Lage des Vereins
Das Geld spielt auch in vielen anderen Bereichen des Vereins eine entscheidende Rolle. So waren finanzielle Angelegenheiten der Auslöser für die Pause einiger Vorstandsmitglieder, die mittlerweile wieder zum Verein zurückkehrten. „Es hat im Vorstand Meinungsverschiedenheiten über die Finanzen der Jugendmannschaften bzw. der Kampfmannschaft gegeben, weil die Mittel sehr begrenzt waren,“ sagt Schiffer.
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Weiterentwickeln möchte sich auch der ESK selbst. Möglicherweise in der nächsten Saison in der Unterliga. Dort könnte sich der Eggenberger Sportklub als Nummer drei der Grazer Fußball-Rangordnung etablieren. Am Sonntag kommt es zum Derby gegen LUV Graz (Lehrlingsunterstützungsverein Graz), bei dem die Eggenberger einen entscheidenden Schritt in Richtung Aufstieg machen können.