Große Themen, kleiner Maßstab. Beim Workshop „Micro Mundos“ im open.lab Reininghaus kreierten die TeilnehmerInnen Klima und Wetter im Miniaturformat, um Verständnis für weltweite Umweltprobleme zu schaffen.
Eine große Glasflasche, eine Handvoll Kies, etwas Erde und ein paar Pflanzen: Daraus bestehen die selbstgemachten „Micro Mundos“, also kleine Welten. Der Designmonat Graz brachte die Anthropologin Clara Robledo mit ihrem Workshop von der kolumbianischen Stadt Medellín nach Reininghaus. Im dortigen open.lab wurden über mehrere Stunden hinweg kleine Klimazonen im Glas kreiert. Warum? Weil die großen Themen im Bereich Umwelt so einfacher nachvollziehbar gemacht werden können. Laut Robledo sei das Ziel des Workshops, das Bewusstsein der Menschen zu verändern, indem „wir zeigen, wie sehr unser Leben von der Natur abhängt“.
„Es gibt keine zweite Option“
Wie empfindlich die Pflanzen im Terrarium sind, konnten die TeilnehmerInnen im Rahmen des Workshops erfahren. Selbst kleine Abweichungen wie eine falsche Wassermenge oder eine veränderte Temperatur können die Mikrowelt in nur wenigen Wochen zerstören. Diese Zerstörung kann auch auf unserer gesamten Welt nachverfolgt werden. Laut Robledo können zwischen den Mikro-Mundi und der Erde Parallelen gezogen werden, auch wenn die Zerstörung auf die gesamte Welt umgelegt natürlich um einige Zeit länger dauere.
Man könne natürlich leicht ein neues Terrarium kaufen, wenn etwas kaputtgehe, sagt Robledo, aber: „Unsere Welt ist einzigartig, es gibt keine zweite Option.“ Nach ihrem Motto „In the air we are all united“ setzt sie sich dafür ein, dass sich Menschen mehr auf die sie umgebende Natur zubewegen. Im Rahmen ihrer Organisation La Savia bereist sie dafür Städte auf der ganzen Welt und veranstaltet Workshops rund um das Thema Natur.
Der Urwald aus der Flasche
Alle ZuschauerInnen wurden also mit einer großen Glasflasche ausgestattet, die als Grundlage für die Mini-Klimazone diente. Diese Behälter sind ausgezeichnete Wärmespeicher und werden häufig verwendet, um tropisches Klima zu simulieren. Nachdem Robledo die wichtigsten Informationen erklärt hatte, kam Bewegung in den Workshop.
Die neugierigen ZuhörerInnen machten sich mit Eifer daran, ihre persönliche Mikrowelt zu gestalten. Sie schaufelten Kieselsteine und Erde in ihre Terrarien, setzten die Pflänzchen ein und im Nu hatte jede/r eine eigene, kleine Pflanzenwelt geschaffen. Anschließend zeigte Robledo, wie die Pflanzen bewässert werden. Mit einer Sprühflasche befeuchtete sie die Wände und ließ das Wasser dann in die Erde tropfen. Stellt man die Glasflasche dann in den Halbschatten, entsteht in dem Terrarium das für einen Urwald klassische, feuchtwarme Klima.
Orte zum Durchatmen
Organisiert wurde der Workshop vom Breathe Earth Collective. Mitgründerin Lisa Maria Enzenhofer und ihre Kollegen Andreas Goritschnig, Bernhard König, Karlheinz Boiger und Markus Jeschaunig haben es sich zur Aufgabe gemacht, sogenannte „Breathing Spaces“ zu schaffen. Das sind Orte zum Durchatmen, die gesund für Mensch und Planet sind. Diese sollen insbesondere in Städten mit hoher Luftverschmutzung eingerichtet werden. Durch die hohe Feinstaubbelastung in Graz sind solche Orte und größeres Umweltbewusstsein bitter nötig geworden (siehe auch Der Standard).
„Es ist zwar schwierig zu verstehen, weil Luft unsichtbar ist, aber sie ist unser wichtigstes Lebensmittel.“ Gerade interaktive Workshops sollen dabei helfen mehr Aufmerksamkeit zu erreichen. „Durch das Konstruieren einer Mikrowelt erkennt man, dass auch der Mensch einer von vielen Teilen der Natur ist“, erklärt Enzenhofer. Alle dürfen und sollen in den Umweltprojekten mitarbeiten und ihre Ideen teilen. „Wir wollen Technologie, Natur und den Menschen wieder zusammenbringen. Wir werden neue Architekturen kreieren, die Energie erzeugen, frische Luft produzieren und auch soziales Zusammenwirken fördern.“, sagt Enzenhofer.
Nach ein paar Stunden endete der Workshop und die TeilnehmerInnen waren um viele Erfahrungen und einen Dschungel in der Flasche reicher, denn die angelegten Terrarien durfte jede/r mit nach Hause nehmen.
[box] Aktuell gibt es übrigens eine weitere Austellung des Breathe Earth Collective im Österreichischen Skulpturenpark. Dort ist die Installation „Airship.02 – Evapotree“, die sich mit der Kühlung und der Luftreinigung in urbanen Orten auseinandersetzt, noch bis Ende Oktober zu sehen. [/box]