Baba dramagraz, hallo kontextgraz

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Das Theater dramagraz ist nach dem Tod des Regisseurs Ernst M. Binder in einen Dornröschenschlaf gefallen. Aus diesem wird es in neuer Gestalt erwachen. Der Verein kontextgraz möchte die dramagraz-Räumlichkeiten übernehmen.

Die Räumlichkeiten von dramagraz befinden sich in der Schützgasse 16. Foto: Anna Heinzl

Keine Nachfolge

„Das dramagraz lebte eine offene Form der Theaterarbeit. Ernst M. Binder hat ganz besonders dazu beigetragen“, erinnert sich Christoph Trummer an den Mitbegründer der Institution. Er selbst kam zufällig zum dramagraz, als 2013 eine Technikaushilfe gesucht wurde. Der gebürtige Kapfenberger erweiterte im Laufe der Jahre sein Tätigkeitsfeld und begann schließlich auch als Regie- und Produktionsassistenz im dramagraz zu arbeiten. „Das Theater ist ein großartiger Arbeitsbereich, der sich als sehr liebenswert herausgestellt hat.”

Es sei für ihn undenkbar gewesen, die Nachfolge Binders bei dramagraz anzutreten. Die Assoziation zu Binders Werk wäre zu groß gewesen. Daher beschloss der Vorstand – dieser bestand aus Ernst Binder, Andrea Speetgens und Geari Schreilechner – das Theater aufzulösen. Ein Aspekt aus Binders Vermächtnis soll aber dennoch erhalten werden: Die Förderung junger Kunstschaffender. Der im April 2017 gegründete Verein kontextgraz möchte genau das tun – Trummer nimmt in diesem die Rolle des Obmanns ein.

Christoph Trummer, der Vereinsobmann von kontextgraz. Foto: Anna Heinzl

 dramagraz geht, kontextgraz kommt

„Was Ernst M. Binder und dramagraz gemacht haben, war sehr besonders in Graz – das wird fehlen“, sagt Trummer. Ernst Marianne Binder war eine bedeutende Figur in der Grazer Kulturszene, die er als Autor und Regisseur seit den 70er-Jahren mitgestaltete. Mit seinen Theaterproduktionen und Texten war er ein gern gesehener Gast in den Kulturhäusern der Stadt.

Ab 2003 war er schließlich künstlerischer Leiter des Theaters dramagraz. Seine Arbeiten waren vor allem heimischen AutorInnen gewidmet. Er förderte KünstlerInnen, bot Auftrittsmöglichkeiten und stellte den Raum der freien Szene zur Verfügung. Im Jänner 2017 verstarb Binder mit 64 Jahren unerwartet an einem Herzversagen. Eine Nacht vor der Premiere seiner 99. Inszenierung. 

Durch den plötzlichen Tod Binders war für Trummer schnell klar, dass das dramagraz so nicht weiter bestehen könne. Das Theater weiterzuführen, wäre für ihn „eine Anmaßung“ gewesen, wie er sagt. Schließlich hätte er ja nicht die gleiche Theaterarbeit machen können, wie es Binder getan hatte. Er hätte lediglich Namen und Ort übernehmen können, was er so aber nicht vor sich selbst rechtfertigen konnte. Daher fiel die Entscheidung, einen neuen Verein zu gründen, nämlich kontextgraz – im Namen wird die Anlehnung an das frühere dramagraz aber deutlich sichtbar.

Durch den Verein kontextgraz soll dieses Schild bald wieder leuchten. Foto: Anna Heinzl

Der Name kontextgraz komme daher, dass niemand alleine für sich stehe. Alles geschehe in einem System, erklärt der Vereinsobmann. „kontextgraz möchte an das offene und fördernde Konzept von dramagraz anknüpfen.” Außerdem wolle man sich öffnen und in verschiedenen Kunstsparten Anknüpfungspunkte finden. Dem Obmann ist es jedoch wichtig, nicht als „Weiterführer“ von dramagraz gesehen zu werden. Trummer betont, dass er sich „aus Respekt“ vor dramagraz und Binder abzugrenzen versuche.

Der Fokus liegt auf der Förderung zeitgenössischer Kunst, ähnlich wie beim früheren dramagraz. „Wir wollen Künstler fördern und ihnen Raum zur Verfügung stellen“, sagt Trummer. Genau deshalb sollen die Räumlichkeiten von dramagraz übernommen werden.

Ob das tatsächlich der Fall sein wird, hängt allerdings von der Entscheidung auf Ebene der Beiräte von Stadt und Land ab. Der Vereinsvorstand von kontextgraz, bestehend aus Christoph Trummer, Andrea Speetgens (ehemalige Geschäftsführerin von dramagraz) und Maria Flavia Cerrato (Pianistin des Ensemble Schallfelds), muss also noch zittern. Im Juni soll dann klar sein, ob kontextgraz in die Räumlichkeiten von dramagraz einziehen wird.

Gerne lässt Anna ihrer Kreativität freien Raum, egal ob beim Kreieren neuer Ideen oder dem Probieren neuer Back-Rezepte. Doch Struktur und Organisation dürfen da bei ihr nie fehlen.
Neben ihrer Vorliebe für’s Backen hat sie auch ein Herz für Tiere und ist begeisterte Kunstliebhaberin jeglicher Sparten.

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